Elke Erb

Die Crux

Cover: Die Crux
Urs Engeler Editor, Basel - Weil am Rhein 2003
ISBN 9783905591637
Gebunden, 132 Seiten, 17,00 EUR

Klappentext

In den vier Texten dieses Bandes beschäftigt sich Elke Erb mit dem Älterwerden. "Worauf muss ich mich besinnen? Bekomme ich mich wieder zusammen? Mit der Kritik der erwachsenen Kinder? Wann habe ich meine eigene zu erwarten? Oder gehorche ich dem Prinzip des abgetretenen Anfangs? der überlassenen Gründung?" Die Auseinandersetzung mit dem Menschen, der sie im Alter wird, verbindet sich mit der Suche nach dem Menschen, der sie als Kind war, und den Fragen nach ihren Eltern, den damals Älteren. Sie rührt dabei auch an Tabus, wenn sie sich an die "zwischen Tochter und Vater waltende Erotik" erinnert oder im Text "Das Spiegelbild einmal wieder" über einen Zeitraum von zwei Jahren Rechenschaft über ihr Gesicht im Spiegel ablegt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.11.2004

Sabine Peters versucht eine Lanze für die als schwierig geltende Prosaautorin Elke Erb zu brechen: schwierig schon, gesteht sie ein, aber der Mühe des Lesens Wert und damit auch ein Lesevergnügen. Einer der häufigen Vorwürfe gegen Erb laute, berichtet Peters, sie schreibe zu selbstgenügsam, weltabgewandt. Das liege unter anderem daran, dass Erb als "lyrisch" geltende Schreibtechniken in ihrer Prosa anwende: Alliterationen, Binnenreime, Rhythmisierung, Sprünge etcetera. Peters formuliert diese Praxis positiv: Elke Erb sei der Sprache zugewandt, sie schreibe weiter am Projekt der Moderne. So gesehen seien Texte von Erb immer um Spracharbeit bemühte Texte, die nicht so sehr die Nachvollziehbarkeit einer Handlung in den Mittelpunkt stellten. Auch der neueste Band "Krux" kommt nicht ohne diese Krux und den hohen Anspruch aus, meint Peters, werde ihm aber durchaus gerecht. Vier Texte enthalte das Buch, die sich kaum nacherzählen lassen würden. Stattdessen verrät Peters, welche Themen Erb behandelt: Wie kommen Sprache und Stimmung zusammen? Was unterscheidet Arbeit von Ablenkung? Was passiert beim Altwerden? Schon daran sieht man, so Peters, dass Erbs Fragestellungen sehr persönlich und gleichzeitig völlig abstrakt seien. Ein schönes Zwischending zwischen Tagebuch und Wetterbericht.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.08.2004

Nico Bleutge zeigt zunächst durch den Rekurs auf die früheren Gedichtbände Elke Erbs, dass er sich schon seit längerem mit den Werken der Autorin auseinandersetzt, und konstatiert, trotz der Schmalheit dieser Bände, eine innere Verzweigtheit, die zu intensiver und offensichtlich auch sehr fruchtbarer Lektüre anhält. Was Bleutge besonders fasziniert, ist, wie Erb Text und Kommentar, eine Wahrnehmung und die Reflexion dieser Wahrnehmung ineinanderflicht, wie sie dabei immer wieder neu ansetzt und die Kraft hat, die Skizzenhaftigkeit dieser Tastversuche stehen zu lassen. Nur so, findet Bleutge, erhalten die Texte "die Lebendigkeit eines Körpers". Zu dem neuen Band erläutert Bleutge soviel, dass darin in vier motivisch miteinander verbundenen Kapiteln wiederum das Thema der Wahrnehmung und auch der Selbstwahrnehmung im Spiegel gesetzt wird. Auch hier wieder die "mäandernde Suchbewegung all ihrer Texte". Aber sie ist nicht so trostlos, wie Erb selbst in einer Gedichtzeile umschreibt, sondern - zumindest für Bleutge - ein "'Nirwanageflirr' der Poesie".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.12.2003

Die Crux des Titels, stellt der Rezensent Jörg Magenau fest, ist in diesen Texten der Lyrikerin Elke Erb nichts anderes als das "unlösbare Problem" des Ichs. Eines Ichs, das "nichts als Sprache" ist und jedenfalls nur als zur Sprache gekommenes und gebrachtes thematisierbar ist. Vier Abschnitte nun hat die Erkundung dieses Ichs: Auf einer Fahrt durch östliche Landschaft im ersten Teil, als Erforschung des ödipalen Begehrens der Kindheit im zweiten, als "schonungslose und alberne" Auseinandersetzung mit dem alternden Ich im dritten und im vierten. Stets erweist sich Erb, so Magenau, als "Wortwerkerin", der es um Formulierungen geht, die nicht in der Sprache des Alltags sagen, was ist, sondern eine Sprache suchen, die "ins Offene führt". Dies, meint der Rezensent, erweist sich als die "hohe Kunst" der Autorin.
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