Etel Adnan

Die Stille verschieben

Cover: Die Stille verschieben
Edition Nautilus, Hamburg 2022
ISBN 9783960542988
Gebunden, 96 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen übersetzt und mit einem Vorwort von Klaudia Ruschkowksi. In ihrem letzten Buch reflektiert Etel Adnan in knappen poetischen Prosatexten ihr langes Leben, den Prozess des Alterns und das Wissen um ihren eigenen nahen Tod. Das Persönliche wird kontinuierlich nach außen projiziert und zurückgespiegelt im Nachdenken über Klimakatastrophen, anhaltende Kriege, über winzige Dinge des Alltags ebenso wie über die Aussicht auf Marsmissionen. Etel Adnan blickt aus ihrem Fenster in der Bretagne auf den Ozean: ein ergreifendes, mitunter auch schmerzliches Wechselspiel zwischen dem inneren Empfinden und dem kosmischen Raum.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.12.2022

Rezensentin Renate Wiggershaus schwelgt in den bildstarken Formulierungen der Autorin und Malerin Etel Adnan. Dass die 93-Jährige in ihrem letzten Buch poetisch und zugleich ganz gegenwärtig ist, ihre Gedanken durchdrungen von Politik, Geschichte und Kultur, findet Wiggershaus bemerkenswert. Im Zentrum der Erinnerungsminiaturen, die Adnans Wurzeln im antiken Mythos erkennen lassen, steht laut Wiggershaus die Stille, die leitmotivisch das allmähliche Verlöschen der Sprache symbolisiert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.11.2022

Rezensent Tobias Lehmkuhl ist traurig und froh zugleich, dass nun der letzte Band der im letzten Jahr verstorbenen Etel Adnan auch auf Deutsch erschienen ist. Vom Ende der Zeit handelten die Texte, die der Rezensent nicht so recht einem Genre zuordnen kann und mag, vom eigenen Lebensende und dem drohenden Ende des Planeten. Aber auch die Sehnsucht nach Orten, für deren Besuch keine Zeit mehr ist, spiele eine Rolle. Lehmkuhl ist merklich bewegt von diesem Zeugnis eines langen Lebens.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 16.09.2022

Rezensentin Sigrid Brinkmann lässt sich von Etel Adnans Geist mitnehmen auf eine letzte große Reise, jene Reise, die Adnans alternder Körper nicht mehr antreten hätte können. Diese Tatsache, dass sie den "Ort, der ihr der liebste war", die Stätte des alten Orakels von Delphi nicht noch einmal würde besuchen können, darin liegt für Adnan ein großer Schmerz, noch größer ist wohl nur ihre tiefe Verzweiflung an der Welt, aus der sie 2021 schied. Hoffnung und Ermunterung findet sie stets im Unendlichen - des Ozeans, des Kosmos, liest Brinkmann. Sich der Ewigkeit zuzuwenden, war ihr tröstlich. Und damit ist auch gemeint: Die Ewigkeit eines Tages, an die sie als Kind noch glauben konnte. Dieses Wechselspiel aus Leid und Schönheit, Verzweiflung und Trost spiegelt sich in "Die Stille verschieben" wider, zum Beispiel als Eineinandergreifen von kunstvollen Landschaftsbeschreibungen einerseits und Betrachtungen innerer Welten andererseits. Mit diesem Buch, so schließt die berührte Rezensentin, reicht Etel Adnan nah heran an ihr "Ideal einer 'kosmischen Erzählung'".