Eva Menasse

Alles und nichts sagen

Vom Zustand der Debatte in der Digitalmoderne
Cover: Alles und nichts sagen
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2023
ISBN 9783462000597
Gebunden, 192 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Zieht sich eine liberale Gesellschaft gerade den Boden weg, auf dem sie fest stehen sollte?  Ein Essay darüber, was die digitale Massenkommunikation zwischenmenschlich anrichtet. Nichts hat das Zusammenleben so umfassend verändert wie die Digitalisierung - wir denken, fühlen und streiten anders, seit wir dauervernetzt und überinformiert sind. Die Auswirkungen betreffen alle, egal, wie sehr sie die neuen Medien überhaupt nutzen. Es ist ein Stresstest für die Gesellschaft: Der Überfluss an Wissen, Geschwindigkeit, Transparenz und Unlöschbarkeit ist, unkanalisiert, kein Wert an sich. Demokratiepolitisch bedeutsam wird dies bei der vielbeschworenen Debattenkultur. Denn die Umgangsformen der sogenannten Sozialen Medien haben längst auf die anderen Arenen übergegriffen, Politik und Journalismus spielen schon nach den neuen, erbarmungsloseren Regeln. Früher anerkannte Autoritäten werden im Dutzend abgeräumt, ohne dass neue nachkommen, an die Stelle des besseren Arguments ist die knappe Delegitimierung des Gegners getreten. Eine funktionierende Öffentlichkeit - als Marktplatz der Meinungen und Ort gesellschaftlicher Klärung - scheint es, wenn überhaupt, nur noch in Bruchstücken zu geben. In ihrem Essay kreist Eva Menasse um die Fragen, die sie seit vielen Jahren beschäftigen: vor allem um einen offenbar hoch ansteckenden Irrationalismus und eine ätzende Skepsis, vor denen niemand gefeit ist.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 07.12.2023

Mit beißender Ironie bespricht Rezensentin Berit Dießelkämper Eva Menasses Generalabrechnung mit dem Internet. Als Digital Native kenne man das ja alles: Das Internet ist eine Macht, die alles mitreißt und das Böse unserer Tage praktisch im Alleingang hervorbringt, von Impfgegnern bis Fake News, fasst Dießelkämper die Argumentation zusammen. Der Mensch an sich rottet sich im Internet gern zusammen, lernt Dießelkämper von Menasse, und anstatt dadurch zum politischen Subjekt zu werden, verbreitet er nur Unfrieden. Viele, teils widersprüchliche Metaphern finden sich laut Rezensentin in dem Buch für das Internet, dem die Autorin nicht abkauft, bisher unterrepräsentierte Gruppen zu stärken, im Gegenteil. Lösungen gibt es in dem Buch für all das nicht, erfahren wir, nur das Fazit, dass alles verloren ist, und zwar auch offline. Dießelkämper kann da nur noch mit den Schultern zucken.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 31.10.2023

Rezensentin Marlene Knobloch scheint alles andere als überzeugt von Eva Menasses Versuch, essayistisch dem bösen Internet auf den emphemeren Leib zu rücken. Dass seit Facebook und Instagram alles irgendwie Mist ist, spürt Knobloch auch, und weiter? Schon bei der Frage, ob die Korrelation von Suizidraten und Whatsapp-Nutzung stimmt, lässt Menasse die Rezensentin allein mit ihrem Smartphone. Außerdem kriegt Menasse die Themen nicht sortiert, findet Knobloch. Alles ist irgendwie apokalyptisch, voller Shitstorms und Hate Speech. Etwas mehr als den melancholischen Verweis auf ein besseres Früher hätte sich Knobloch von Menasse schon erwartet, und sei's die ein oder andere originelle Metapher.
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