Fatma Aydemir

Ellbogen

Roman
Cover: Ellbogen
Carl Hanser Verlag, München 2017
ISBN 9783446255951
Gebunden, 272 Seiten, 15,99 EUR

Klappentext

Sie ist siebzehn. Sie ist in Berlin geboren. Sie heißt Hazal Akgündüz. Eigentlich könnte aus ihr eine gewöhnliche Erwachsene werden. Nur dass ihre aus der Türkei eingewanderten Eltern sich in Deutschland fremd fühlen. Und dass Hazal auf ihrer Suche nach Heimat fatale Fehler begeht. Erst ist es nur ein geklauter Lippenstift. Dann stumpfe Gewalt. Als die Polizei hinter ihr her ist, flieht Hazal nach Istanbul, wo sie noch nie zuvor war.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.04.2017

Rezensentin Juliane Liebert hat Fatma Aydemirs Debütroman "Ellbogen" mit gemischten Gefühlen gelesen. Ohne Frage, schreiben kann die junge Autorin, konstatiert die Kritikerin: Allein die präzise Figurenschilderung ringt Liebert große Anerkennung ab, wenngleich ihr Aydemirs Authentizitätsbemühen bisweilen zu "pingelig" gerät. Dass im ersten Teil des Romans, der von der als Kind türkischer Eltern im Wedding geborenen Hazal erzählt, reihenweise Migrations-Klischees reproduziert und Diskurse abgearbeitet werden - Hazal klaut, schimpft auf deutsche "Kartoffeln" und findet keinen Job - findet die Kritikerin nicht nur störend und "öde", sondern auch ein wenig zu kalkuliert. Wenn Aydemir dann aber schildert, wie Hazal einen Mord in der U-Bahn begeht, nach Istanbul flieht und ihre Tat wütend verteidigt, ist Liebert tief beeindruckt von der Schönheit und Wahrhaftigkeit der "aufregenden" Geschichte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.03.2017

Rezensentin Andrea Diener ist enttäuscht von Fatma Aydemirs Roman. Als Erzählung hätte ihr der Text viel besser gefallen, denn die Autorin, findet sie, hat mit ihrer Geschichte dreier Mädchen, die in einer Nacht vor verzweifelter Wut über ihr kleines, enges Dasein zu Totschlägerinnen werden, durchaus etwas zu erzählen. Die für das Romanformat in den Text eingefügten erweiterten Handlungselemente, Milieuschilderung, Meinung und Gegenwartsbezug hält Diener jedoch für überflüssig und unausgeführt, und die Hauptfigur bleibt ihr fremd. Für die Rezensentin ein Strukturproblem, da die Kapitel fünf und sechs ihr durchaus gefallen haben.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.02.2017

Philipp Bovermann entdeckt in Fatma Aydemirs Debütroman um die Selbstfindung einer jungen Deutschtürkin in Berlin klare Ansagen und ebensolche Sätze. Dieser schnörkellose Ton ist ein ganz anderer Sound als Feridun Zaimoglus raue Kanak Sprak. Er bringt ihm die Protagonistin nahe, die offenbar nach einem Mord nach Istanbul flieht, und zwar in ihrem ganzen reuelosen Zorn. Den Text der taz-Redakteurin empfindet er als zwei Tritte in den Magen - der misogynen türkischen Gesellschaft und deutscher Scheinheiligkeit.
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