Felix Vallotton

Das mörderische Leben

Roman
Cover: Das mörderische Leben
NZZ libro, Zürich 2004
ISBN 9783038231127
Gebunden, 260 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen neu übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Werner Weber. Mit 7 Zeichnungen des Autors. "Das Modell stand auf einem ziemlich hohen Tisch. Um von da herunterzukommen, war eine Hilfe nötig. Ich bemerkte, dass sich das Mädchen danach umsah. Ich war in der Nähe. Einer doch wohl verständlichen Regung folgend, streckte ich ihr die Hand hin. Ihre schönen, sanften Augen dankten mir mit einem bezaubernden Zwinkern, aber aus Unachtsamkeit verfehlte sie die Hand. Ich versuchte, ihr beizuspringen, und verfehlte sie nun meinerseits - kurz, sie stürzte so scheusslich, dass ihr armer nackter Körper voll auf den rotglühenden Ofen aufschlug. Sie stiess einen fürchterlichen Schrei aus..."
Unter den Dichtungen, die der grosse Graphiker und Maler Felix Vallotton hinterlassen hat, ragt der Roman "Das mörderische Leben" - "La Vie meurtriere" - als ein tiefgründiges Lebensbild hervor; Schuld, Leiden und Liebe eines jungen Mannes zwischen zwei Frauen kommen darin unter schicksalsvollen Fügungen ans Licht. Glück heisst das Ziel, das alle suchen, und auf dieser Suche werden sie das Unglück nicht los - mörderisches Leben.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.02.2005

Eine "mörderische Schwärze der Lebensbeschreibung" erblickt Joseph Hanimann in diesem 1907/1908 entstandenen Roman des grafischen Künstlers Felix Vallotons, der nun in einer "vorbildlichen Neuübersetzung" vorliegt. Die zwischen Boheme und Pariser Salonwelt aufgezogene Romanhandlung kreist nach Auskunft des Rezensenten um einen jungen Mann namens Jacques Verdier, einer Art "Gegen-Hiob", der das Unheil statt auf sich selbst auf andere zieht: Wo immer er auftritt, folgt ein "absurder Tod", etwa wenn er einen befreundeten Maler besucht und dem Modell nach dem Aktzeichnen galant vom Tisch helfen möchte, worauf das Mädchen höchst unglücklich auf den rotglühenden Ofen stürzt. Szenen solch "opernhaft überzeichneter Tragik" finden sich laut Hanimann nicht selten im Buch. Dessen eigentliche Qualität sieht er allerdings darin, "dass diese Überzeichnung immer neu in subtile Charakter- und Situationsschilderung sich auflöst." In seiner Darstellung rücksichtsloser Gefühlsintrigen erinnert das Buch Hanimann an Marcel Proust, in seiner "trockenen Schärfe" an die Prosa Rilkes. "Man lässt sich von diesem Roman der aushauchenden Frauenschicksale in den Bann ziehen wie von den einschlägigen Werken Puccinis, widerstandslos und voller Vorbehalte zugleich." Ein großes Lob spendet Hanimann dem Valloton-Experten Werner Weber für seine Übersetzung, die durch eine ans "Vollkommene grenzenden Klarheit und Eleganz" glänzt. Für Kenner von Vallottons grafischem Werk stecke der Roman "voller biografischer Zusammenhänge", resümiert der Rezensent, "für alle ist es eine Entdeckung oder Wiederentdeckung".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.12.2004

Karlheinz Stierle schwärmt ungemein von einer späten literarischen Entdeckung, nämlich Felix Vallotons Roman "Das mörderische Leben", der die Talente des Fin de siecle-Grafikers auch als Autor unter Beweis stellen soll. Valloton hat dem Roman aus dem Jahr 1925 sieben Tuschzeichnungen zur Seite gestellt, in Holzschnittmanier ausgeführt, die auf Stierle so einprägsam wirken, dass ihm der Ursprung der Geschichte dort verhandelt zu sein scheint. Es geht um die fiktive Lebensbeichte eines Kunstkritikers, der von einem Verhängnis ins nächste schliddert und dabei verhängnisvollerweise weitere Personen mitzieht. Valloton habe dem Roman eindeutig etwas zu viele Verhängnisse aufgebürdet, gesteht Stierle ein, empfindet angesichts solcher "Schreckensszenarien" dennoch einen "morbiden Reiz". Zumal, und das sei eben das Besondere an Valloton, meint Stierle, dieser Autor seinen Figuren eine ungeheure Bildlichkeit oder Plastizität verliehen hat. Werner Webers Übersetzung arbeite diese Plastizität im übrigen gut heraus, lobt der Rezensent.