Grigol Robakidse

Die gemordete Seele

Roman
Cover: Die gemordete Seele
Arco Verlag, Wuppertal 2018
ISBN 9783938375952
Kartoniert, 280 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Alexander Kartosia. Mit Erinnerungen von Nicolaus Sombart an Grigol Robakidse. Als Arthur Koestler 1940 "Sonnenfinsternis" vorlegte, wurde das zu einem der einflußreichsten politischen Bücher des 20. Jahrhunderts. Nicht weniger explosiv war ein anderer Roman, der, bereits 1932 verfasst, erstmals Stalin und die Mechanismen des Sowjetsystems entlarvte - "Die gemordete Seele" von Grigol Robakidse. Dieser hatte aus erster Hand erfahren, wie aus kommunistischen Idealen ein Terrorregime erwachsen war.
Der Schriftsteller Tamas - "kein Kommunist", aber auch "kein Feind der Revolution", und vom Bergvolk der Swanen - arbeitet in Tiflis als Redakteur für den staatlichen Filmkonzern GOSKINO. Er bekommt den Auftrag, fingiertes Filmmaterial einzusetzen, um chewsurische Gebirgsbewohner des Kaukasus von ihren jahrhundertealten Traditionen abzubringen und gegen ihre Schamanen aufzuhetzen. An die Stelle dieser "Volksfeinde" soll ein neuer Glaube treten: der an das segensreiche Sowjet-Regime. Immer stärker erfassen innere Konflikte Tamas und seine Umgebung und drohen, die georgische Lebensart, die Menschen und ihre Freundschaften zu zerstören. Immer stärker werden sie unversehens in schuldhafte Situationen verstrickt. Auch Tamas, der Freigeist, ertappt sich erschrocken dabei, wie er schleichend manipuliert wird und Gefahr läuft, sich zum Gegenteil seiner Überzeugungen zu bekennen.
Als vielleicht früheste literarische Auseinandersetzung mit Stalin und der Sowjetunion gehört Die gemordete Seele zu den wichtigsten kritischen Werken über den Kommunismus - wie die von Panaït Istrati, Jirˇí Weil, Gide, Koestler, Jan Valtin, Manès Sperber, Georg K. Glaser, Silone und Orwell.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 02.02.2019

Rezensentin Brigitte van Kann glaubt, dass der Georgier Grigol Robakidse den Stalinismus, der ihn aus seiner geliebten Heimat ins deutsche Exil trieb, so sehr hasste, dass er blind für das Unrecht der Nazis war. Seinen Roman von 1933, in dem ein georgischer Dichter von Funktionären gezwungen wird, einen Freund als Revolutionär zu verraten, empfindet sie zwar als womöglich erstes Zeugnis der Schrecken des Stalinismus, aber leider auch als kitschig, misogyn und durchzogen von Blut- und-Boden-Metaphorik. Dennoch ist sie froh, die essayistischen Abschweifungen des Autors über die Zeit, in der die Rote Armee Georgien in die Sowjetunion eingliederte, gelesen zu haben, denn dass der Roman durch die langen didaktischen Einschübe auf sie "hölzern" wirkt, hat sie bei der, wie sie findet, schwachen Geschichte wenig gestört.