Hanns-Josef Ortheil

Der von den Löwen träumte

Roman
Cover: Der von den Löwen träumte
Luchterhand Literaturverlag, München 2019
ISBN 9783630874395
Gebunden, 352 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Als Ernest Hemingway 1948 nach Venedig reist, ist er in einer schweren Krise. Starke Depressionen haben dazu geführt, dass er lange keinen Roman mehr veröffentlicht hat. In der Einsamkeit eines Landhauses in der Lagune versucht er, wieder zum Schreiben zu finden. Halt gibt ihm die Freundschaft zu einem jungen Fischer, der ihn auf der Entenjagd begleitet. Aber auch die Liebe zu einer achtzehnjährigen Venezianerin führt ihn ins Leben zurück. Langsam entsteht ein Venedig-Roman, während der junge Fischer die Atmosphären einer ganz anderen Geschichte wittert: Die von einem alten Mann und seiner Liebe zum Meer…

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.01.2020

2018 veröffentlichte der Journalist Andrea di Robilant eine Studie über das Verhältnis des fünfzigjährigen Hemingways und der 32 Jahre jüngeren Venezianerin Adriana Ivancich, weiß Rezensentin Kristina Maidt-Zinke. Genau jene Affäre nimmt Hanns Josef Ortheil in seinem neuen Venedig-Roman zum Anlass, um über Hemingways Gefühlsleben zu spekulieren, fährt die Kritikerin fort, die das Ergebnis offenbar nur teilweise gelungen findet. Hemingways Venedig-Erlebnisse reichen nicht recht für einen Roman und das "Eifersuchts- und Liebesdrama" findet Maidt-Zinke bei di Robilant spannender beschrieben. Wie Ortheil seinem Helden allerdings einen sechzehnjährigen Cicerone zur Seite stellt, in dessen Nähe der egomane Schriftsteller über Stille, Leben und Tod sinniert, erscheint der Kritikerin "rührend" und hollywoodtauglich.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 07.12.2019

Rezensent Dirk Schümer lässt sich von der Verführungskraft Venedigs in Hanns-Josef Ortheils Roman nicht in die Irre leiten. Dem Autor geht es nicht, wie der Leser laut Schümer zunächst vermuten könnte, um ein Palimpsest von Hemingways Schnulze "Über den Fluss und in die Wälder", sondern um eine sehr gemächliche, mit allerhand venezianischen Menüs und Drinks garnierte Gondelfahrt mitten in den von Ängsten und Niederlagen geprägten Prozess der Kreativität hinein. Wie Ortheil sich in den alternden, in Harry's Bar und den Gesichtszügen seiner jungen Muse Adriana schwelgenden Hemingway einfühlt, das scheint Schümer grandios, voll lebenskluger Ironie und philosophischer Tiefe.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.11.2019

Rezensent Martin Halter hätte sich mehr Biss gewünscht von Hanns-Josef Ortheil. Ortheils Roman über Hemingway in Venedig gerät ihm dann doch etwas allzu gondelversonnen und serenissimaschläfrig, der alte Mann im Tweedsacko wird nur mit mildem Humor und viel zu viel Sympathie bedacht, nicht mit Satire, stellt Halter enttäuscht fest. Das liegt an Ortheils Respekt vor dem Meister, in dessen Bett in Venedig er schläft. Vielleicht hätte der Autor den Text doch nicht an Hems Schreibtisch im Cipriani schreiben und einen Martini weniger schlürfen sollen, mutmaßt der Rezensent.
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