Harald Hartung

Wintermalerei

Cover: Wintermalerei
Wallstein Verlag, Göttingen 2010
ISBN 9783835307773
Gebunden, 88 Seiten, 16,00 EUR

Klappentext

Harald Hartung ist ein genauer Beobachter. Er hält die Dinge fest, wendet sie spielerisch nach allen Seiten, befragt sie und bringt sie in eine neue Form. In Krieg und Nachkrieg greifen die Erinnerungen zurück; der Waschtrog im Luftschutzkeller wird evoziert, die von der Mutter im Juni 1945 erbettelte Dose Apfelmus, der "ferne Sommer mit Eliot". Hartung hält Zwiesprache mit Kollegen, erweist Inger Christensen oder W.H.Auden Reverenz. Gewiss zählt Hartung zu den Melancholikern, aber zu jenen, die wissen, dass die Zuflucht zur Apokalypse schlicht sinnlos ist. Das Weltende nimmt sich Zeit: "Es trifft uns an bei bester Verfassung". Das Gedicht ist Hoffnung wider alle Hoffnung. Wintermalerei setzt der Kälte der Welt Bilder entgegen, die jäh aufleuchten.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.12.2010

Nicht wenig, was der Autor und seine Gedichte wollen, staunt unser Rezensent: Dem Zerbrechen der Harmonie mittels Erinnern und Aufrufen von Bildern und Autoren entgegenwirken, die Eigentlichkeit feiern, mit der semantischen Ordnung bewusst gegen eine kaputte Welt anschreiben. Dafür, dass es gelingt und nicht naiv oder prätentiös wird in den Texten von Harald Hartung, sorgt laut Kurt Drawert Hartungs Fähigkeit, das Abwesende in der eigenen Sprache zum Leben zu erwecken, aber auch Kontrafaktisches und Paradoxes zuzulassen, kurz: die anerkennungswürdige poetische Meisterschaft des Autors.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 16.11.2010

Was macht der Dichter im Alter? Solange er's so macht wie Harald Hartung, findet Andreas Wirthensohn, soll er nur weiter dichten, nicht zuletzt zu seiner und des Lesers Vorbereitung auf die Sterblichkeit. Das Ausstellen körperlicher Gebrechen ist damit weniger gemeint als das Anzweifeln von Gewissheiten in Hinsicht auf das Selbst und die Welt, sowie ein spezifischer Zeitbegriff, der das Vergangene (die Kindheit!) aufwertet. Bei Hartung kommt Wirthensohn in den Genuss solcher Kompetenzen, während der Dichter mutig-elegant klassische Formen variiert, Dichterkollegen betrauert oder auf San Michele zwischen den Gräbern wandert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.10.2010

Harald Hartung ist ein Dichter, "der sein Handwerk versteht". Das meint Wulf Segebrecht in seiner Rezension dieses jüngsten Gedichtbandes des für die FAZ sehr regelmäßig selbst als Rezensent tätigen Hartung als ungetrübtes Kompliment. Bloßes "Handwerk" seien diese Gedichte deshalb noch lange nicht. Sie nutzten das Können nämlich für sehr eigene Zwecke, in diesem Fall: Gedichte, die unaufdringlich das Thema Alter und Abschied thematisieren. Sehr überzeugend sieht Segebrecht sowohl "Wehleidigkeit" wie "Zynismus" vermieden, weiß vielmehr den "kunstfertigen Witz", den Hartung hier zeige, ganz ausgesprochen zu schätzen.
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