Hartmut Lange

Am Osloer Fjord oder der Fremde

Erzählungen
Cover: Am Osloer Fjord oder der Fremde
Diogenes Verlag, Zürich 2022
ISBN 9783257072082
Gebunden, 112 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Eine Virenseuche, die die Menschheit vernichten könnte: Doch droht dieser nicht ein viel schlimmerer Feind? Was bewundert ein Publikum bei der Darstellung einer Schwindsüchtigen auf der Opernbühne oder einer Absinth-Trinkerin in einem Museum? Wie die Natur ein Denkmal attackiert, das sich die Menschheit gesetzt hat. Über Trennungen und Erfahrungen von Wunden, die nicht heilen wollen. Und über Stolpersteine unserer Befindlichkeit.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.01.2023

Rezensentin Lerke von Saalfeld haben die neuen Erzählungen von Hartmut Lange den Atem verschlagen. Jede der zehn Geschichten des "Meisters der modernen Novelle", wie von Saalfeld schreibt, hat einen ganz eigenen Ton und kein Wort zu viel. Am meisten beeindruckt die Rezensentin das Spiel des 85-Jährigen mit Wirklichkeit und Fiktion, in dem zu spüren sei, wie stark sein Schreiben von Philosophen wie Schopenhauer, Nietzsche, Kierkegaard und Heidegger beeinflusst ist. Ob auf einer norwegischen Insel oder in einem Nagelstudio: Alle Geschichten um mehr oder weniger merkwürdige Männer sind für Saalfeld surreal-unheimlich, spannend und rätselhaft. Eine Lektüre-Herausforderung, die sie als Leserin gerne angenommen hat.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 02.11.2022

Etwas ausführlich meditiert Jan Drees über diesen Novellenband Hartmut Langes, dem er nach einer Formulierung in der Zeit attestiert, "anerkannt, unbekannt" zu sein - nicht allerdings an Oberstufen der Gymnasien, wo mit Langes bedeutsamen Novellen Schülerhirne traktiert werden. Drees' Text, so viel zum Kontext, war im Deutschlandfunk als eine "Betrachtung zu Allerheiligen" annonciert, denn die Sender müssen ja ihren Auftrag erfüllen und zu gegebenen Anlässen auch die metaphysischen Bedürfnisse ihrer Hörer bedienen. Mit Lange funktioniert das gut: 120 Seiten dünn ist der Band, gibt aber Anlass zu weit ausholenden Überlegungen über die "Verwandtschaft von Religion, Selbsttäuschung und Kunst". Drees schildert Lange als einen, der über das Religiöse meditiert, wenn auch als Atheist, und als einen, der seine Protagonisten mit Figuren konfrontiert, von denen man nicht genau sagen kann, ob sie sie sich nur einbilden. So ähnlich wie Gott also. Metaphysische Unbehaustheit wird hier thematisiert, und, wie aus Drees' Zitaten hervorgeht, in einer schönen, fein abgewogenen deutschen Sprache. Ein ideales Geschenk für die November-Feiertage.
Stichwörter