Heinz Strunk

Das Teemännchen

Geschichten
Cover: Das Teemännchen
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2018
ISBN 9783498064495
Gebunden, 208 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Heinz Strunks Geschichten. Lange, kurze, ganz kurze. Zum Teil knüpfen sie an bekannte Strunk'sche Themenwelten an, Einsamkeit, Sexualnot, Körperverfall, Alkohol, Übergewicht. Sie sind aber anders geschrieben als Strunks vorherige Bücher: immer pointiert, aber oft nicht komisch, manchmal absonderlich, traumlogisch, düster, grotesk, so zum Beispiel die Geschichte von dem DDR-Bürger, der durch politische Verfolgung so gebrochen wird, dass er die Wende als perfides Zersetzungsmanöver des Regimes missversteht und seine graue Zonenwohnung nie mehr verlässt. In anderen Stücken verabreden sich Kleinwagen zum Aufstand gegen die Menschen, erlebt Axl Rose von Guns n' Roses auf dem Hamburger Kiez seine Höllenfahrt, verwandelt sich eine Schönheitskönigin durch Arbeit im Schnellimbiss in eine alte Vettel, wird ein Mann an der Autobahn auf einem Windrad gekreuzigt, gerät eine Wilhelm-Busch-Expertin im Radio komplett aus der Fassung.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 31.10.2018

Ekaterina Kel erkennt das Zwiespältige an den hier versammelten Erzählungen von Heinz Strunk. Einerseits ergötzt sie sich an Strunks Blick auf die Abseitigen, Erniedrigten und Beleidigten, sehr genaue, temporeiche, sprachfantasiebegabte Skizzen des Elends, wie sie findet. Andererseits wird ihr beim Lesen übel, weil bei Strunk Altherrensexismus durchscheint und die Leserin sich geradezu schämt, wenn sie bemerkt, dass der Autor eigentlich dauernd ins Widerwärtige abrutscht. Als Beichte, die der Autor der Leserin abnimmt, funktionieren die Texte laut Kel allerdings auch. Das versöhnt die Rezensentin schließlich mit ihnen.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 17.09.2018

Hanna Engelmeier achtet Heinz Strunks Sinn für den Niedergang und die vom Niedergang Bedrohten und Betroffenen. Dass Strunks Texte davon handeln, weiß sie längst. Strunks Erzählungen gehen ihr auch weniger wegen dieser Eigenart auf die Nerven als wegen ihrer alltagssprachlichen Verfasstheit und ihrer Eindeutigkeit. Als literarischer Beobachtungsmodus, meint sie, taugt Strunks Dauer-Pessimismus nur bedingt. Ein Glück, findet sie, dass der Autor seine Realitätsetüden immer wieder mit Miniaturen von Hoffmannscher beziehungsweise Kafkaesker Fantastik anreichert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.09.2018

"Bürgerliches" Erzählen war Heinz Strunks Sache sowieso nie, weiß Rezensent Edo Reents. Mit den aktuellen fünfzig Erzählungen und Miniaturen lässt der Musiker und Schriftsteller den realistischen Boden aber endgültig hinter sich, tendiert immer mehr zum "Surreal-Fantastischen" und treibt nicht nur die Prägnanz, sondern auch die Boshaftigkeit auf die Spitze, fährt der Kritiker fort, der das, den Vergleich mit Heinrich von Kleist und Michel Houellebecq nicht scheuend, schlicht virtuos findet. Er begegnet hier arm- und beinlosen Sexualstraftätern, Menschen, die so klein sind, dass sie sich im Klo versehentlich wegspülen, onaniesüchtigen Jungs, verzweifelten "Notgeilen" und fetten Bloggerinnen, die das Netz mit ihrer dummen Sprüchen fluten. Wie sich Strunk bei aller Drastik und Schärfe doch als "großer Humanist" zu erkennen gibt, der die verletzlichsten Stellen seiner Helden unter die Lupe nimmt, sie ins "Groteske" übersteigert und dabei immer auch mit der "nervenstarken Vitalität" der Anderen liebäugelt, findet Reents so verstörend wie grandios.
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