Henning Boetius

Tod am Wannsee

Eine Novelle
Cover: Tod am Wannsee
Merlin Verlag, Gifkendorf 2002
ISBN 9783875362312
Gebunden, 122 Seiten, 16,00 EUR

Klappentext

Mit 10 Lithografien von Johannes Grützke.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.01.2003

Eine echte Enttäuschung ist diese Novelle, mit der Henning Boetius versucht, den letzten Stunden vor Heinrich von Kleists und Henriette Vogels Selbstmord eine literarische Form zu geben - für Andreas Nentwich, der hierüber um so trauriger ist als der Autor einmal ein richtig gutes Porträt dieser Art geschrieben hat, über Goethe in seinen letzten Lebenstagen. Diesmal gelingt Boetius aber nicht viel Einfühlung, dem Rezensenten kommt der Autor vor wie ein "nicht ganz sattelfester Prüfling". Aus dieser ungünstigen Ausgangssituation erschafft Boetius einen "Presswürfel-Kleist, der seine furchtbaren Geistesblitze wahllos auf die herumstehende Statisten schleudert". So werden Klischees über das einsame Genie weitergestrickt, die für den Leser wenig Interessantes bringen - und dementsprechend streng ist Nentwich in seinem Fazit der Novelle: "Boetius schreibt auf, was er weiß. Eine Vision von Kleist, ein Leben für ihn hat er nicht."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.11.2002

Jens Bisky geht mit dieser Novelle, die vom Doppelselbstmord von Heinrich Kleist und Henriette Vogel erzählt, hart ins Gericht und lässt kein gutes Haar daran. Wem etwas an den historischen Fakten liegt, sollte sich auf dieses Buch nicht verlassen, warnt der Rezensent, der sich über "Fehler im Kleinen" ärgert. Dazu schimpft er über den Ton der Kleist-Figur, die, so der Rezensent bissig wie ein Klient eines "unbegabten Therapeuten" spricht und zudem den "schlechten Germanistentraum" bedient, vor ihrem Ableben auch noch Verse zu sprechen. Bisky wirft dem Buch "berechnende Feigheit" vor, was er allerdings nicht näher ausführt und verweist die Leser, die sich für Kleist und sein Ende interessieren nachdrücklich auf durchaus vorhandene "Akten", die die Umstände von Kleists und Vogels Tod Auskunft geben und natürlich auf das Werk des Dichters selbst.
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