Herfried Münkler

Über den Krieg

Stationen der Kriegsgeschichte im Spiegel ihrer theoretischen Reflexion
Cover: Über den Krieg
Velbrück Verlag, Weilerswist 2002
ISBN 9783934730540
Broschiert, 293 Seiten, 29,00 EUR

Klappentext

Die Balkankriege, der Krieg im Kaukasus, die über lange Jahre schwelenden Kriege in und um Afghanistan, die zahlreichen Bürgerkriege in Afrika und Südostasien zeigen überdeutlich, dass mit dem Ende des 20. Jahrhunderts nicht das Zeitalter der Kriege, sondern allenfalls das der zwischenstaatlichen Kriege zu Ende gegangen ist. Der Krieg wechselt nur seine Erscheinungsform. Die meisten der gegenwärtig geführten Kriege sind innergesellschaftliche und transnationale Auseinandersetzungen, in denen reguläre Armeen - wenn überhaupt - nur noch ein Akteur unter anderen sind. Mit einem Male wird in seiner ganzen Dramatik sichtbar, was sich seit mehreren Jahrzehnten angekündigt hatte: die Entstaatlichung des Krieges. Herfried Münkler untersucht in diesem Buch historische Wandlungsformen des Krieges im Spiegel klassischer und aktueller Kriegstheoretiker - von Machiavelli über Clausewitz, Friedrich Engels, Carl Schmitt und Mao Tse Tung bis hin zu Huntington und Hans Magnus Enzensberger.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 04.02.2003

Wenn die Praktiker des Krieges das Kommando übernehmen, hat es die Theorie schwer, weiß Rezensent Jan Engelmann. Dann nämlich besorgen professionelle PR-Berater das Wahrnehmungsmanagement, im Fernsehen schlägt die Stunde von Peter Scholl-Latour und seinen philosophischen Bannerträgern, und Carl Schmitt avanciert wieder zum wichtigsten Stichwortgeber eines Diskurses, der das Politische mit der Entscheidung zwischen Freund und Feind gleichsetzt. Zur Freude Engelmanns erinnert Herfried Münkler in seiner "überaus lohnenswerten" Aufsatzsammlung "Über den Krieg" nun daran, dass Schmitt die moralische Entwertung eines Kriegsgegners streng verurteilte. Im Falle einer "absoluten Feindschaft", referiert der Rezensent den Autor, sah Schmitt die wichtigste Spielregel des Krieges verletzt, die dem "iustus hostis" eine eigene Würde und Position auf Augenhöhe zugesteht. "Für einen Präventivschlag gegen eine 'Achse des Bösen'", resümiert Engelmann, "hätte Schmitt demnach nicht viel übrig gehabt."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.10.2002

Hew Strachan hat Herfried Münklers Überlegungen zum Wesen des Krieges mit großem Interesse gelesen und lobt die "nachdenklichen und anregenden Essays" dieses Sammelbandes. Eingehend referiert er Münklers Ausführungen zur "existentiellen", und zur "instrumentellen" Auslegung des Krieges, wie sie bei Engels, Clausewitz, Fichte und Hitler deutlich werden. Auch die Ausführungen des Autors zum Wesen des Partisanenkrieges und zum Terrorismus werden für die Leser der Rezension zusammengefasst. Der Rezensent scheint dem Autor in seiner Darlegung überall folgen und zustimmen zu können, nur Münklers Einschätzung vom Ausmaß, in dem "Staaten das Geschäft von Bodenoperationen durch den Einsatz von Söldnern privatisiert haben", scheint Strachan übertrieben.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.10.2002

Als andere sich "noch in Friedensillusionen ergingen", schreibt Wolfgang Sofsky, studierte Herfried Münkler schon die alten und neuen Kriege. Seine Aufsätze und Vorträge "der letzten fünfzehn Jahre" liegen nun in diesen zwei Bänden vor: "Die neuen Kriege" und "Über den Krieg". Münklers Diagnose ist, aufs Ganze gesehen "so hellsichtig wie niederschmetternd", urteilt Sofsky. Nicht nur analysiere er, im Hinterkopf die klassische "Feldherrnperspektive", den Stand der Dinge, wie sie die "Warlords" in diversen Ländern uns vorführen, in denen der Staat das Kriegsmonopol verloren hat, sondern er bezweifle auch die Interventionsfähigkeit der westlichen Demokratien. Sofsky fasst zusammen: Die Warlords "plündern ganze Landstriche und beliefern den Weltmarkt mit Drogen und Diamanten, Tropenhölzern und Frauen. Die Flüchtlingslager, diese letzte Zuflucht der Elenden, sind ihnen ein unerschöpfliches Reservoir an Beute und Nachwuchs. Denn finanziert wird die offene Kriegsökonomie auch durch humanitäre Hilfe. Jeder Transport füllt die Kriegskasse. Der Terror alimentiert sich nicht zuletzt aus der Spende." Kein Wunder, dass der Rezensent zusammen mit dem Autor spekuliert, die "postheroischen Gesellschaften des Westens" werden sich für ihre Kriege auch noch aus diesen Reservoirs bedienen und diejenigen zu ihren Söldnern machen, deren Geschäft der Krieg ist und für die "das Töten Inhalt und Unterhalt ihres Lebens" ist. - Leider erfährt der Leser aus der Rezension nicht, welche von Münklers Analysen oder Darstellungen sich in welchem der beiden Bücher finden lassen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 02.10.2002

Über diesen Band verliert Hans-Martin Lohmann nur sehr wenig Worte. Hier sind Studien versammelt über u.a. Machiavelli, Fichte, Clausewitz, Engels und Carl Schmitt und Lohmann lobt an ihnen, dass sie "lebendig werden" lassen, wie sehr die alten Kriegstheorien heutzutage veraltet erscheinen. In jedem Fall ist Hans-Martin Lohmann daran gelegen zu sagen, dass Münkler sich mit seinen jüngsten Werken insgesamt "in die erste Reihe der deutschen Militärwissenschaft geschrieben" hat.