Herman Bang

Sommerfreuden

Erzählungen
Cover: Sommerfreuden
Manesse Verlag, Zürich 2007
ISBN 9783717521266
Gebunden, 348 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Aus dem Dänischen von Ingeborg und Aldo Keel. Bündigkeit und Prägnanz, mit der Herman Bang seine Figuren entwickelt, sind unübertroffen. Kein Wort zuviel, kein ornamentales Beiwerk, keinerlei atmosphärische Wattierung, dafür liebevoll skizzierte Details, die sich unversehens zu einem Ganzen runden. Szene um Szene, scheinbar beiläufig, entsteht das Bild einer Epoche. Eine sonnenhungrige Gesellschaft etwa, wenn sie wie ein Heuschreckenschwarm im Hotel einfällt und im Handumdrehen aller Beschaulichkeit den Garaus macht, steht beispielhaft für die Geburt des Tourismus aus dem Geiste des Geschäftssinns. Neben der titelgebenden Geschichte enthält unser Band zwei weitere Meisterwerke des "dänischen Cechov". In "Die Raben" hat sich eine vielköpfige Schar versammelt, hinter deren Familiensinn der pure Eigennutz lauert. "Fräulein Caja" schließlich führt uns in die Welt eines Pensionats, wo oberflächliches Geschwätz verhindert, dass zwei Liebende zueinanderfinden.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.05.2007

Erfreut zeigt sich Thomas Fechner-Smarsly über diesen Band mit Erzählungen Herman Bangs, der zum 150. Geburtstag des dänischen Schriftstellers erschienen ist. Längst gehört der in den letzten beiden Jahrzehnten wiederentdeckte Autor für ihn zu den "Klassikern". Besonders beeindruckt hat ihn die lange Erzählung "Sommerfreuden", die sich durch Bangs Beobachtungskunst auszeichnet. Die Beschreibungen des Autors erinnern ihn an impressionistische Gemälde, näherten sich der Bildkunst an, während er sich in seinen punktgenauen Dialoge geradezu als Dramatiker erweise. Bang beschreibe in "Sommerfreuden" das Treiben einer Schiffsladung von Großstädtern, die in den frühen Tagen des Badetourismus in ein verschlafenes Provinznest einfallen. Die örtliche Gastwirtschaft werde dabei zur "Bühne für gesellschaftliche Verwerfungen und individuelle Ambitionen". Fechner-Smarsly kann sich des Eindruck nicht erwehren, der heitere Grundton Bangs diene nur dazu, "die Figuren in einem kurzen Moment bloßzustellen, die Grimasse hinter der Maske zu zeigen".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.04.2007

Rolf-Bernhard Essig ist geblendet von diesen Erzählungen des Dänen Herman Bang. Er bezeichnet ihn als "Lichtschreiber", der die Skala zwischen "fast zärtlicher" Beleuchtung seiner Figuren und explosiver Wendung des Geschehens beherrscht. Das "fein gesponnene" Kammerspiel kauft Essig dem Autor ebenso ab wie die dramatischen "Sommerfreuden". In Bangs Neigung, lakonisch "ganze Schicksale" zu entwerfen, sieht Essig zwar Oberflächlichkeit lauern ("wenn man oberflächlich liest"), doch sogar die bereitet dem Rezensenten Freude. Lieber jedoch wirft Essig sich aufs Große dieser Texte, Bangs "Kompositionskunst" und "Sprachmusik" und das Panorama eines von der Industrialisierung geschüttelten Dänemarks.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 18.04.2007

Von Herman Bang stamme eine der schönsten Erzählungen des dänischen Impressionismus, wirbt Rezensentin Renate Wiggershaus für eine in vielerlei Hinsicht schillernde Figur des späten neunzehnten Jahrhunderts. Aus Berlin beispielsweise sei er 1886 wegen Majestätsbeleidigung ausgewiesen worden, seine Anstellung als Journalist habe Bang trotz "bahnbrechender" Sozialreportagen verloren, und als bekennender Homosexueller mit antibürgerlicher Haltung sei er ein brillanter Außenseiter gewesen. Aber einer, betont die Rezensentin im Hinblick auf die grundsätzlich positive Stimmung seines Werkes, mit glücklicher Kindheit. Charakteristisch für Herman Bangs impressionistischen Stil, den Thomas Mann und viele andere bewundert hätten, seien die kleinen Gesten und Beschreibungen, mit denen er das "Ungesagte" implizit einfange, ohne alle Psychologie. Die ausgewählten und hervorragend übersetzten Erzählungen und Reportagen handeln, berichtet die Rezensentin, von den "Schwachen und Stillen". Bemerkenswert sei, wie diese Menschen den Umständen zum Trotz klaglos weiter kämpften. Neben solchem Einfühlungsvermögen, das die lächelnd verständnisvolle Stimmung der Texte verbürge, blitze bei Bang aber auch immer Humor und Satire auf. Lobend erwähnt werden von der Rezensentin auch noch die "kenntnisreichen" Nachworte der Übersetzer.
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