Herman Melville

Clarel

Gedicht und Pilgerreise im Heiligen Land
Cover: Clarel
Jung und Jung Verlag, Salzburg 2006
ISBN 9783902497154
Gebunden, 672 Seiten, 44,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Rainer G. Schmidt. Herman Melvilles gewaltiges Versepos erscheint hier zum ersten Mal in deutscher Sprache. 4 Teile, 150 Cantos und etwa 18000 Verse - Herman Melvilles Versepos Clarel ist fraglos das gewaltigste Gedicht der amerikanischen Literatur und zugleich das unbekannteste. Hundert Jahre nach der Unabhängigkeitserklärung in einer Auflage von 330 Exemplaren auf Kosten des Autors erschienen, erwies es sich nach kurzem als ein weiterer Fehlschlag in der literarischen Karriere Melvilles, der zu jener Zeit bereits zehn Jahre als Zollinspektor im Hafen von New York arbeitete. Clarel, ein junger amerikanischer Student, unternimmt eine Reise nach Jerusalem. Dort verweben sich biblische Vorzeit und Jetztzeit, dort verknüpfen sich alle gesehenen und imaginierten Landschaften und alle Seelenbestrebungen zu einem großartigen Teppich von melancholischer Wortpracht. Grandiose Wüstenszenerien und Südseereminiszenzen vermischen sich mit Phantasien von antiker Freuzügigkeit und asketischen Modellen von Christentum und Islam. Clarel ist ein Traumspiel, worin Zeiten, Mythen und Stoffe zu einer schillernden poetischen Präsenz gebündelt werden.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.08.2007

Auf den Nachttisch legen will sich Rezensent Uwe Pralle die Erstübersetzung von Melvilles Versepos "Clarel" und fragt sich, warum diesem "Groß-Poem" bis heute so wenig Beachtung geschenkt wurde. Er nämlich hat ihn auf seiner "poetischen Pilgerreise" durch die Wüsten Palästinas gerne begleitet, auch wenn seine Suche nach dem verlorenen Paradies erfolglos blieb. So sieht der Rezensent in der Figur des zweifelnden Studenten Clarel Melvilles "spätesten Versuch, spirituelle Substanzen zu retten, die im Glauben und sogar im Unglauben stecken mögen". Angesichts einer nunmehr entzauberten Welt kann Pralle diesen Wunsch Melvilles nur allzugut nachvollziehen. Auch würdigt er den Mut des Übersetzers Rainer G. Schmidt, der, anstatt die unregelmäßigen Reime eins zu eins übertragen zu haben, "den Akzent auf die rhythmischen Linien von Melvilles Sprachbau gesetzt" hat, so dass "die Kontinuitäten zur rhythmisierten Prosa seiner großen Romane unterstrichen sind". Des weiteren empfiehlt der Rezensent, sich beim Lesen nicht sklavisch an die Abfolge der rund 150 Cantons zu halten. Vielmehr solle man sich einfach von den Bruchlinien, die Pralle als Ausdruck seiner "metrischen Affäre mit Glauben und Zweifel" betrachtet, treiben lassen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.01.2007

Ein "massives Gedankenepos" erblickt Hans-Peter Kunisch in Herman Melvilles "Clarel", das nun erstmals in deutscher Übersetzung vorliegt. Er verhehlt nicht, dass das Werk, das bei der zeitgenössischen Kritik durchfiel und auch bei den Lesern nicht ankam, keine einfache Lektüre darstellt. Vor allem, weil es nur einen "dünnen Handlungsfaden" bietet und sehr darauf bedacht ist, jede Einheit zu vermeiden. Wie Kunisch berichtet, lässt Melville vor dem Hintergrund einer Palästina-Reise seine Protagonisten ausufernde religiöse Streitgespräche führen. Die Diskussionen zwischen Fundamentalisten und Reformern verschiedener Glaubensrichtungen erscheinen Kunisch gerade heute wieder "unglückselig aktuell". Anerkennend äußert sich über Rainer G. Schmidts Prosaübersetzung des Versepos. Allerdings verlieren die "sperrigen Gesprächen" seines Erachtens verglichen mit dem amerikanischen Original ihren "erstaunlichem Drive".
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.01.2007

Ein "massives Gedankenepos" erblickt Hans-Peter Kunisch in Herman Melvilles "Clarel", das nun erstmals in deutscher Übersetzung vorliegt. Er verhehlt nicht, dass das Werk, das bei der zeitgenössischen Kritik durchfiel und auch bei den Lesern nicht ankam, keine einfache Lektüre darstellt. Vor allem, weil es nur einen "dünnen Handlungsfaden" bietet und sehr darauf bedacht ist, jede Einheit zu vermeiden. Wie Kunisch berichtet, lässt Melville vor dem Hintergrund einer Palästina-Reise seine Protagonisten ausufernde religiöse Streitgespräche führen. Die Diskussionen zwischen Fundamentalisten und Reformern verschiedener Glaubensrichtungen erscheinen Kunisch gerade heute wieder "unglückselig aktuell". Anerkennend äußert sich über Rainer G. Schmidts Prosaübersetzung des Versepos. Allerdings verlieren die "sperrigen Gespräche" seines Erachtens verglichen mit dem amerikanischen Original ihren "erstaunlichen Drive".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.12.2006

Dies späte Werk ist ein singuläres Unterfangen, und ein singuläres Desaster für seinen Verfasser war es auch. Beim Erscheinen ging es sang- und klanglos unter, und auch die Rezeption der Nachwelt hat lange auf sich warten lassen. Was man schon daran sieht, dass die nun vorliegende Übersetzung der 18.000 Verse dieses Romans die erste vollständige Übertragung ins Deutsche ist. Entsprechend würdigt die Rezensentin Brigitte Kronauer sie auch als "heroische" Leistung. Und gelohnt hat es sich ihrer Ansicht nach sowieso, denn dieses Buch erweist sich als große Schatztruhe, als ein "vielfach glühendes" Werk, das besingt, was uns heute noch umtreibt. Es spielt in Palästina und dreht sich um Fragen von Religion und Säkularismus, vorgeführt nicht so sehr an der blassen Titelfigur Clarel, sondern vor allem an einer Reisegruppe, deren Mitglieder zu Vertretern von Weltanschauungen werden. Eine Lösung für den Verlust der Spiritualität hat Melville dabei nicht zu bieten, aber schon dass er die Frage so nuanciert stellt, ist für Kronauer ein großes Verdienst. Leicht mache es einem der Autor im Übrigen nicht, Spannung, Eros, flotte Handlung: Fehlanzeige; vielmehr ist, so Kronauer, "vollkonzentriertes Abtauchen" vonnöten. Dies aber wird mit einem "berauschenden" Lektüreerlebnis mehr als belohnt.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 07.12.2006

Bei der Lektüre von Herman Melvilles "gewaltigem" Versepos fühlte sich Rezensent Leopold Federmair an die Dantes "Divina Commedia" und Miltons "Paradise Lost" erinnert. Der Autor von Moby Dick schickt seine Hauptfigur Clarel nach einer nicht funktionierenden Beziehung auf eine Pilgerreise und mitten hinein in zahlreiche "Glaubens- und andere Disputationen", denen der größte Teil der 18 000 Verse gewidmet ist. Einfach sei die Lektüre nicht, warnt der Kritiker, auch wenn sich Melville-Fans über die Wiedervorlage des einst gescheiterten Werks freuen dürften und daran "etwas zum Kauen haben". Im Original komme Melvilles Sprache "antiquiert" daher, er erzähle in "elisabethanischem Ton", das ganze Werk habe den "Charakter der Gedrängtheit". Das Gefällt dem Rezensenten aber besser als die deutsche Übersetzung von Rainer G. Schmidt. Der nämlich habe sich nicht entscheiden können, ob er die Verse nun in Prosa umwandeln oder selbst ein poetisches Verfahren anwenden soll. Er habe den "Mittelweg" gewählt, herausgekommen sei dabei "Prosa im Flattersatz".
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