Howard W. French

Afrika und die Entstehung der modernen Welt

Eine Globalgeschichte
Cover: Afrika und die Entstehung der modernen Welt
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2023
ISBN 9783608986679
Gebunden, 512 Seiten, 35,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Karin Schuler, Andreas Thomsen und Thomas Stauder. In dieser Darstellung erkundet Howard W. French die zentrale, aber absichtlich vernachlässigte Rolle Afrikas und der Afrikaner bei der Entstehung von Wirtschaftssystemen und politischem Denken unserer modernen Welt. Der Autor zeigt, wie die tragische Beziehung zwischen Afrika und Europa, die im 15. Jahrhundert begann, unsere Moderne hervorbrachte.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.07.2023

Rezensentin Renate Kraft lobt die überfällige Korrektur der Geschichtsschreibung, die Howard W. French in seinem Buch vornimmt: Nicht der globale Norden mit seiner vermeintlichen Entdeckerlust und -kompetenz gehöre in den historiografischen Fokus, sondern der afrikanische Kontinent und seine Ressourcen - Gold und menschliche Arbeitskraft -, die ausgebeutet wurden und den "Aufstieg" Europas und Amerikas erst ermöglichten, gibt Kraft wieder. Wie der New York Times-Korrespondent und Journalistik-Professor die Entwicklung des Sklavenhandels nachzeichnet und die unmenschlichen Zustände auf den Plantagen beschreibt, mit neuen Forschungsergebnissen und "guten Argumenten", findet die Kritikerin lehrreich und "außerordentlich lesbar" geschrieben. Auch, dass Statistiken auf "eingängige" Informationen heruntergebrochen werden, fällt ihr positiv auf. Inhaltlich hätte sie gerne noch etwas über die "spezielle" Ausbeutung weiblicher Sklaven gelesen, und dass French sich am Ende des Buchs auf eine Forderung nach Anerkennung und wirtschaftliche Unterstützung der afrikanischen Staaten beschränkt, greift ihr zu kurz. Insgesamt aber eine gelungene Darstellung, meint sie.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 04.07.2023

Rezensent Wolf Lepenies hat das Buch von Howard F. French über die Geschichte der Sklaverei in Afrika mit viel Interesse gelesen. Die Sklaven wurden, so Lepenies, ausgebeutet, um Wohlstand für den europäischen Kontinent zu produzieren. Die so gewonnen Ressourcen, Gold, Zucker, Tabak und Baumwolle bildeten die Basis für den Reichtum der Kolonien und ermöglichten damit die Entwicklung einer modernen europäischen Industriegesellschaft, fasst Lepenies zusammen. Der begeisterte Rezensent zitiert am Ende ausführlich Frenchs Aufruf an die ehemaligen Kolonisatioren, sich ihrer historischen Verantwortung bewusst zu werden und bezüglich der Klimakrise zu handeln, bevor der afrikanische Kontinent wieder die Hauptlast tragen muss.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 11.05.2023

Rezensent und Professor für Afrikanische Geschichte Felix Brahm empfiehlt ein ansprechendes Buch zur afrikanischen Geschichte des Journalisten Howard French: Er macht darin klar, wie sehr Afrika die moderne Entwicklung und den Kapitalismus geprägt hat. Brahm ist froh, dass French so viele Orte aufsucht und Quellen nutzt, um die afrikanische Bevölkerung zum Zentrum seines viele Jahrhunderte umfassenden Textes zu machen, von dem der Kritiker die wichtigsten Punkte resümiert. So wird ihm etwa demonstriert, dass der heutige europäische und nordamerikanische Reichtum zu einem großen Teil mit der Arbeitskraft der Sklaven zusammenhängt - "der Motor in der Maschinerie der Moderne". Sie haben dann in ihren Herkunftsländern gefehlt, sodass die Infrastruktur dort notwendigerweise nicht habe aufrechterhalten werden können. Nicht alles, was der Autor schreibt, ist der Wissenschaft wirklich neu, räumt Brahm ein, dennoch möchte er das "thesenstarke" Buch empfehlen - er nennt es gar ein "Meisterwerk."

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 25.04.2023

Rezensent Martin Hubert ist völlig überzeugt von der neuen Perspektive auf die afrikanische und europäische Geschichte, die der Historikers Howard W. French in seinem Buch eröffnet. Im Wechsel von "klaren Analysen" und epischen Passagen gelingt French, der sich vor allem auf Studien afroamerikanischer Historiker stützt, eine Umdeutung eurozentristischer Narrative. Afrika war nicht nur ein Opfer der europäischen Kolonisatoren, lernt der Kritiker, sondern auch "Triebkraft der modernen Geschichte." Die Ausbeutung der "materiellen und menschlichen Ressourcen" des afrikanischen Kontinents war entscheidend dafür, dass sich Europa zivilisatorisch und wirtschaftlich so schnell entwickeln konnte, schreibt Hubert. Dieser Gegenentwurf hält, was er verspricht, meint der Kritiker.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.03.2023

Dem rezensierenden Afrikanisten und Anhänger postkolonialer Ideen Andreas Eckert wurde mit diesem Buch des Journalisten und Professors Howard W. French eine "provokante wie plausible Perspektive" auf die Geschichte eröffnet. French zeige, dass der wirtschaftliche Aufstieg Europas vor allem auf der brutalen Ausbeutung Afrikas beruhe und nehme damit jeder europäischen Selbstgefälligkeit den Wind aus den Segeln, so Eckert. Nur durch die Arbeitskraft verschleppter Sklaven und Rohstoffe aus Afrika konnte der Westen so mächtig werden, lautet die Hauptthese. Diese belegt French sowohl mit Klassikern der Forschungsliteratur wie Eric Williams und C.L.R. James als auch mit einer großen Bandbreite neuerer Studien, informiert der Rezensent. Ausführlich wird dabei auch auf die verheerenden Folgen dieses "Aderlasses" für den afrikanischen Kontinent eingegangen, so der Kritiker. Neben dem aufschlussreichen Inhalt schätzt Eckert außerdem Frenchs "elegante" Schreibweise und die Eindringlichkeit seiner Schilderungen.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 22.03.2023

Für Rezensentin Katharina Döbler hat Howard W. Frenchs Buch definitiv das Potenzial, unseren Blick auf die Weltgeschichte grundsätzlich zu verändern. Anstatt den Beginn der "modernen Welt" mit Kolumbus einzuläuten, setzt der US-Historiker bei den ersten Expeditionen der Portugiesen an der Westafrikanischen Küste 1471 an und zeigt, dass Afrika vor der europäischen Kolonialisierung alles andere als ein 'Kontinent ohne Geschichte' war, wie es zuweilen immer noch behauptet wird. Im Gegenteil gab es beispielsweise schon in vorchristlicher Zeit große Städte mit florierender Wirtschaft und Kunstgewerbe wie Djenné in Mali oder Timbuktu, informiert Döbler. Die Geschichte des europäischen Sklavenhandels zeichnet der Autor mit all seinen bis heute wirkenden traumatischen Folgen nach. Beeindruckt ist die Rezensentin vor allem von den Schilderungen der großen afrikanischen Herrscher. Das alles ist "elegant geschrieben", schließt die Kritikerin.