Hugo Hamilton

Legenden

Roman
Cover: Legenden
Luchterhand Literaturverlag, München 2008
ISBN 9783630872810
Gebunden, 303 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen übersetzt von Henning Ahrens. Zeit seines Lebens fragt sich Gregor Liedmann, ob er der leibliche Sohn seiner Eltern ist oder eine Flüchtlingswaise, an Kindes statt angenommen in den Wirren des Zweiten Weltkriegs. Diese Unsicherheit hat sein Leben geprägt, ihn zum Einzelgänger gemacht, ihn von Frau und Kind fort- und in die Welt hinausgetrieben.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.07.2009

Bei Hans-Peter Kunisch ist der jüngste Roman von Hugo Hamilton durchgefallen. Dabei ist die Enttäuschung des Rezensenten umso größer, als er in "Legenden" alles das schmerzlich vermisst, was ihn an dessen autobiografischen Roman "Gescheckte Menschen" begeistert hat,. Hamilton erzählt in seinem jüngsten Roman von Gregor Liedmann, der als Dreijähriger von einer deutschen Familie anstelle des eigenen bei einem Bombenangriff umgekommenen Sohnes aufgenommen wird. Im Lauf seines Lebens bastelt sich dieser Gregor eine jüdische Herkunft zusammen und aus dieser Romankonstellation ließe sich eigentlich eine spannende und interessante Geschichte erzählen, meint Kunisch. Weil der irisch-deutsche Autor aber vieles im Ungefähren belasse, dazu schlimmste Phrasendrescherei betreibe und auch manche "Geschmacklosigkeit" unterbringe, werde die reizvolle Geschichte verschenkt. Heraus kommt so für den verstimmten Rezensenten ein "weichzeichnerhafter" Geschichtsroman, der mit "Kriegs-Schauerdramatik" und pädagogischem Zeigefinger verärgert.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.04.2009

Angela Schaders Urteil ist angesichts von Hugo Hamiltons Roman "Legenden" unentschlossen und fragt sich zweifelnd, ob hier vielleicht "kritisches Potential" verspielt worden ist. Es geht um Gregor Liedmann, der mit seiner katholischen Herkunft bricht, weil er glaubt, er sei in Wirklichkeit jüdischer Abstammung und erst während der Wirren des Zweiten Weltkrieges zu seinen gutbürgerlichen deutschen Eltern gekommen. Immer wieder wird das entsetzliche Kriegsgeschehen mit einer ländlichen Idylle im 21. Jahrhundert kontrastiert, und schon hier sieht die Rezensentin die Gefahr, dass das "besänftigende Ambiente" die Schrecken des Krieges überdeckt. Das unbehagliche Gefühl, das sich dann bei der geradezu obsessiven Beschäftigung von Gregors Frau mit der jüdischen Vergangenheit ihres Mannes einstellt, speist sich vor allem aus Hamiltons "affirmativen" Figurenzeichnung, erklärt Schader. Denn indem der Autor den Roman im "Geist der Versöhnlichkeit" auflöst, sieht die Rezensentin gerade die Frage, die hier kritisch zu stellen gewesen wäre, unbeantwortet.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.11.2008

Sehr beeindruckt zeigt sich Anja Hirsch von diesem Roman des deutsch-irischen Autors Hugo Hamilton. Die große Kunst Hamiltons bestehe in diesem Buch darin, zentrale Fragen der erzählten Geschichte fast bis zuletzt völlig "in der Schwebe" zu halten. Unklar bleibt vor allem, ob Gregor, der Held des Romans, der leibliche Sohn seiner Eltern oder nicht doch ein jüdisches Findelkind ist. Es ist diese Frage, der nicht nur Gregor, sondern auch - und intensiver als er - seine Frau Mara nachforscht. Dabei macht Hamilton klar, so die Rezensentin, dass es hier nicht um einen Einzelfall geht, sondern um das Problem einer Generation von Täterkindern, die sich "in die Opferrolle hinein imaginiert". Wie geschickt und nuanciert Hamilton bis zuletzt die verschiedenen Aspekte dieser Geschichte balanciert, das nötigt der Rezensentin großen Respekt ab.
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