Ilona Hartmann

Klarkommen

Roman
Cover: Klarkommen
Ullstein Verlag, Berlin 2024
ISBN 9783988160041
Gebunden, 192 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

"Ich wollte wirklich gerne meine Jugend verschwenden, aber doch nicht so." "Klarkommen" erzählt die Geschichte von Mounia, Leon und der Erzählstimme selbst, die nach dem Abitur gemeinsam den Sprung in die Großstadt wagen und schnell feststellen, dass die Bücher, Filme, Serien und Songs gelogen haben: Die Party ist entweder schon vorbei oder hat nie angefangen. Niemand fickt, fast alle haben Angst vor Drogen, und cool sind immer nur die anderen. Gemeinsam und einzeln hadern sie mit der eigenen, peinlichen Verspultheit und der unschaffbar scheinenden Aufgabe, schnell noch aufzublühen, bevor sich die Zivilisation selbst beendet. Die große Frage, die sie alle umtreibt, lautet: Wo ist mein Platz im Leben, und wie finde ich ihn? Und sie brauchen nicht zuletzt einander, um das herauszufinden...

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.04.2024

Ein wohltuendes Buch hat Ilona Hartmann geschrieben, findet Rezensentin Emily Weber, eines in dem man sich wiederfinden kann. Es handelt von einer jungen Frau, die nach der Schule aus dem Dorf in die Großstadt zieht, gemeinsam mit zwei Freunden. Die heißen Munia und Leon, die Protagonistin sowie die beiden zentralen Orte der Handlung tragen jedoch keine Namen. Die Erzählerin erlebt nicht allzu viel in der großen Stadt, erfahren wir, sie hat ständig das Gefühl etwas zu versäumen und inszeniert selbst das Öffnen von Brotaufstrichen als Ereignis. Hartmanns Kapitel sind teilweise sehr kurz, erfahren wir, im Zentrum steht weniger eine Erzählhandlung als eine Ansammlung von Momenten und uneindeutigen Emotionen. Die Normalität in ihren teils auch deprimierenden Facetten ist das, meint Weber. Tröstlich ist das trotzdem, findet die überzeugte Rezensentin.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.03.2024

Ilona Hartmann kündigte ihren zweiten Roman selbt als "langweilig" an, aber da widerspricht Rezensentin Berit Dießelkämper gern. Denn dieser schmale Text über das Erwachsenwerden besticht eben nicht durch den großen Wurf des Bildungsromans, sondern durch die schnöde Erkenntnis: "Jungsein ist gar nicht so geil", erklärt die Kritikerin. Erzählt wird die Geschichte einer jungen, unsicheren Frau, die der öden, leidlich durch Energydrinks gepimpten Jugend im Heimatnest in Richtung anonymer Großstadt entflieht, um mit wenig Zielen, aber umso schlechterer Laune in einer WG zu landen und von der "latenten Bedrohung" durch die Tagesnachrichten erdrückt zu werden. Klingt wenig aufregend, überzeugt aber durch Dichte und die Schnörkellosigkeit der Sprache, die immer wieder überraschende Wendungen findet, versichert die Kritikerin, die gern in diese "entzückend phlegmatische" Romanwelt eingetaucht ist.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 24.02.2024

Ilona Hartmanns Protagonistin hatte eigentlich auf ein spannendes, filmreifes Leben gehofft, jetzt, wo sie von Zuhause ausgezogen ist, erzählt Kritiker Konstantin Nowotny. Doch es ist alles mittelmäßig - Partys, Konzerte und selbst die schlimmen Erlebnisse sind dann doch nicht schlimm genug, dass sie wenigstens zu einer lustigen Story werden. Die Erzählerin reflektiert das aber sehr klug, versichert Nowotny, für den das Buch auch "Miniatur-Generationsporträt" und "vorsichtig-rebellischer Anti-Roman" ist. Hartmann zeigt dem Kritiker mit ihrem Roman, den er gleichermaßen witzig und schlau findet, wie sie die deprimierenden Erlebnisse ihrer Protagonistin mit Humor und gesellschaftliche Überlegungen zu einem sehr lesenswerten Text verknüpft.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 03.02.2024

Kommt ein Jugendroman ohne "Handlung, Spannung, Witz" und charakterliche Entwicklung aus? Und wie, findet Rezensentin Marie-Luise Goldmann. So reihe Ilona Hartmann eher etliche Aphorismen aneinander, die weder von einem spannenden Leben noch von einer rebellischen Jugend nach dem Abitur und dem Auszug aus dem Elternhaus zeugen: "Kneipenjahre: Gab's nicht". Der Roman stelle generell die Frage, ob die Protagonistin und damit die gesamte junge Generation überhaupt etwas will oder ob sie sich, wie die Ich-Erzählerin, einfach auf unspektakuläre Weise, ohne Drogen und Partys, treiben lässt, schreibt die Kritikerin. Wie soll man mit einem Leben umgehen, dass die eigenen Erwartungen permanent unterläuft, fragt der Roman laut Goldmann. Sie ist positiv irritiert von dieser "Poetik des Nicht-Genug" und findet Hartmanns Aphorismen auch sprachlich durchaus reizvoll. Der "sturste Entwicklungsroman aller Zeiten", schließt die Kritikerin.