Ippolito Nievo

Ein Engel an Güte

Roman
Cover: Ein Engel an Güte
Manesse Verlag, München 2010
ISBN 9783717521747
Gebunden, 559 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Barbara Kleiner. Ein Frühlingsabend im Venedig des Jahres 1749: An der Riva di San Pieretto drängen sich die Gondeln, auf jeder Brücke lauert ein parfümierter Cavaliere, und die Serenissima gefällt sich in ihrer ganzen schwülen Pracht und Verkommenheit. Morosina, ein Engel an Güte und von vollendetem Liebreiz, fiebert dem Tag entgegen, an dem man sie aus dem Mädchenpensionat der Seraphinerinnen ins Leben entlässt. Noch ahnt sie nichts von den Leimruten der Galanterie, von Heuchelei, Tücke, Liebesverrat, die hinter den malerischen Fassaden der Palazzi lauern.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.09.2011

Hans-Albrecht Koch ist es ein Anliegen, "Ein Engel an Güte" des 1856 gestorbenen italienischen Autors Ippolito Nievo zu seinem Recht kommen zu lassen, denn er ist mehr als bloße Vorarbeit seines berühmteren Romans "Die Bekenntnisse eines Italieners", findet er. In der Geschichte der jungen Morosina, die der böse, alte Inquisitor heiraten und zur Nachkommensbeschaffung gleich mit dem Kavalier Celio verkuppeln möchte, wird mit großer historischer Präzision der nicht nur moralische Niedergang Venedigs zwischen 1749 und 1768 beschrieben, erfahren wir. Der Rezensent lässt sich vom hellhörigen Wechsel der Tonlagen, die er auch in der Übersetzung von Barbara Kleiner sehr überzeugend ins Deutsche übertragen sieht, in den Bann ziehen und hat den Roman als ironischen Abgesang auf das versinkende Venedig und als hoffnungsvollen Blick auf ein "neues Italien" gelesen und genossen.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.03.2011

Hier feiert ein Autor, der von seiner eigenen Zeit Großes erwartet, eine Vorzeit etwas minderer Güte in ihren Schwächen fast aus Versehen. So darf man Christoph Bartmanns Lektüre dieses für seine Begriffe entschieden zu entdeckenden Romans verstehen. Konkret: Im Zeitalter der italienischen Nationengründung hat der sehr früh verstorbene Ippolito Nievo einen Roman über das Ancien-Regime-Venedig des ausgehenden 18. Jahrhunderts verfasst. Eigentlich geht es schon um moralischen Verfall, der freilich aufgewogen wird durch eine sagenhaft reine Heldin namens Morosina, die mit dem Mann, den sie liebt, nicht schläft (obwohl das wirklich jeder erwartet), weil sie den alten Mann, mit dem sie quasi zwangsverheiratet ist, nicht betrügen will. Für moralische Untugenden, an denen es mangelt, zeige der Autor freilich auch reichlich Verständnis. Heraus kommt ein Porträt, das vielleicht nicht ganz erreicht, was es anstrebt (ein kritisches Sittenbild), sich aber - noch dazu weil Nievo ein hervorragender Erzähler sei - als außerordentlich lesenswert erweist, versichert der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.10.2010

Erfreut zeigt sich Albert Gier von dieser neuen Übersetzung von Ippolito Nievos Roman "Ein Engel an Güte" aus dem Jahr 1856. Der Roman um einen alten venezianischen Senator, der eine junge Frau heiraten möchte, die wiederum in einen jüngeren Mann verliebt ist, wirkt auf ihn trotz der übergroßen Herzensgüte der Hauptfigur keineswegs rührselig, zum einen wegen der Komödien-Konstellation der Geschichte, zum anderen wegen der zahlreichen exzentrischen Figuren, die auftreten und die zum Teil aus der Commedia dell'Arte stammen. Er bescheinigt dem Autor, munter die dekadente, lasterhafte und korrupte Elite Venedigs aufs Korn zu nehmen, zugleich aber deutlich zu machen, dass das 18. Jahrhundert auch die Zeit einer "grandiosen, nicht zuletzt kulturellen Spätblüte" war. Die Übersetzung Barbara Kleiners liest sich für den Rezensenten "angenehm", nur einige Kleinigkeiten hat er hier zu bemängeln. Ippolito Nievo hat seines Erachtens längst einen sicheren "Ehrenplatz in der Geschichte des europäischen Romans im 19. Jahrhundert".
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