Iris Johansen

Knochenfunde

Roman
Cover: Knochenfunde
List Verlag, München 2003
ISBN 9783471794791
Gebunden, 364 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Charlotte Breuer und Norbert Möllemann. Ein geheimnisvoller Schädelfund in den Sümpfen Louisianas soll untersucht werden. Nur eine forensische Schädelrekonstrukteurin kommt dafür in Frage: Eve Duncan. Doch wer will die Identifizierung des Toten mit allen Mitteln verhindern? Und warum trachtet man auch Eve Duncan nach dem Leben?

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 17.05.2003

Kolja Mensing macht einen neuen Trend aus in der Krimiliteratur: "medical thriller". Hauptrolle spielt hier in der Regel ein Gerichtsmediziner, den Mensing in der Tradition der Sherlock Holmes-Romane sieht. Auch dort komme es eher auf Deduktion als auf Intuition an. Vor allem ist der medical thriller jedoch eine Abkehr von den Psychothrillern der achtziger und neunziger Jahre, die gern ins Herz der Bestie, am liebsten eines Serienkillers schauten. Johansen und ihre Kolleginnen wie Patricia Cornwell, Kathy Reichs und Krystyna Kuhn interessieren sich dagegen mehr für die Opfer. So arbeite Johansens Heldin, die Forensikerin Eve Duncan, fast das ganze Buch über an der Rekonstruktion eines Schädels, um dem Toten "wieder ein Gesicht" zu geben. Unseren Rezensenten überzeugt das nicht. Er wittert hier "die Ambivalenz einer zutiefst wissenschaftsgläubigen und säkularisierten Gesellschaft wider, die den Tod zwar entzaubert hat, ihn aber trotzdem fürchtet". Mensing stellt die "medical thriller" in einen "nekrophilen Zusammenhang" mit der umstrittenen Körperwelten-Ausstellung Gunther von Hagens. Die Botschaft sei quasi eine religiöse: "Death is not the end". Da sieht unser Rezensent doch lieber ins Herz der Bestie.