J.G. Ballard

Crash

Roman
Cover: Crash
Diaphanes Verlag, Zürich 2019
ISBN 9783035800784
Kartoniert, 160 Seiten, 17,50 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Sabine Schulz. Die Hauptperson dieses Romans mit Namen Ballard führt eine auf leere Sexualität reduzierte Ehe. Nach einem Autounfall kommen er und seine Frau Catherine in Kontakt mit einem Kreis um den Unfallfetischisten Dr. Robert Vaughan, einem ehemaligen Medienwissenschafter, der davon überzeugt ist, dass Autounfälle ungeahnte sexuelle Energien freisetzen. Nachdem Vaughans größter Traum, bei einem Frontalunfall mit Elizabeth Taylor zu sterben, misslingt, verfolgt Ballard mit dem Rest der Gruppe dessen Mission in immer extremeren Unfallprojekten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.11.2019

Rezensent Tobias Lehmkuhl bescheinigt J. G. Ballard das Verdienst, eine literarische Welt geschaffen zu haben, die den absoluten Gegenpol zum Nature Writing darstellt: Sie besteht aus Beton, Metall sowie Technik und hat den Menschen vollends degeneriert, erklärt er. Folgerichtig geht es in Ballards erstmals 1973 erschienenem Roman "Crash" um eine kleine Gruppe von Menschen, die eine sexuelle Fixierung auf Autounfälle entwickelt haben, weiß der Kritiker. Die ultimative sexuelle Fantasie der Figuren ist Lehmkuhl zufolge der Orgasmus während eines tödlichen Verkehrsunfalls - ein Einfall, der dem Kritiker zeigt, wie konsequent der Autor die Folgen der Entfremdung des Menschen von der Natur durchdacht hat: Sie mündet in den herbeigesehnten Tod, sinniert er.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 23.11.2019

Rezensent Jens Uthoff hat die Aktualität dieses erstmals 1973 veröffentlichten Romans stark beeindruckt: Indem er sich eine Figur ausgedacht hat, die sich sexuell auf Autounfälle fixiert und diesen Fetisch weitergibt, hat James G. Ballard die Objektifizierung und Mechanisierung der heutigen Sexualität vorweggenommen, sinniert der Kritiker. Aber auch wegen der tatsächlichen Verkehrssituation kann die Gegenwart diese "lange Strafexpedition" in Analogien von sich ineinander schiebendem Blech, Autoteilen, die Körper durchstoßen, und Körpern, die in Körper eindringen, nach Meinung des Kritikers gut gebrauchen: Schließlich leben wir in Zeiten von SUVs, die wie "verlängerte Körperpanzer" durch die Straßen rollen, und von Verboten, Unfalltote zu fotografieren, gibt Uthoff angewidert zu bedenken.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 08.07.2019

Rezensent Thomas Palzer würdigt ausführlich den britischen Science-Fiction-Autors J.G. Ballard, dessen dystopische Romane von einem bitteren Sarkasmus durchzogen sind und in subversiver Konsequenz die Gegenwart in die Zukunft verlängern. "Crash" erzählt von einem Mann, der in einem hyperrealistischen Setting davon träumt, bei einem Autounfall mit Elizabeth Taylor zu sterben. Wie Ballard hier in postmodernem Chic Sakralität, Eros und Tod verbindet, das kennt Palzer sonst nur von Baudrillard oder Virilio.