James Frey

Strahlend schöner Morgen

Roman
Cover: Strahlend schöner Morgen
Ullstein Verlag, Berlin 2009
ISBN 9783550087677
Gebunden, 592 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Henning Ahrens. Old Man Joe, der Trinker, das Ausreißerpärchen Dylan und Maddie, Amberton, der Filmstar, der heimlich Männer liebt, und die behütete Einwanderertochter Esperanza - sie sind die Hauptfiguren in diesem großen amerikanischen Gegenwartsroman über die Mega-City L.A. In ihren Geschichten entfaltet sich ein Kosmos urbanen Lebens, ein Kaleidoskop aus grellen und dynamischen Bildern, aus Sehnsüchten und zerstörten Träumen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.02.2010

Einen "beeindruckenden Großstadt-Montageroman" nennt Martin Zähringer diesen Los-Angeles-Roman, in dem James Frey dem Rezensenten zufolge auf der Matrix der kalifornischen Stadt ironische Schlaglichter "auf die Verhältnisse zwischen Arm und Reich, Oben und Unten, Licht und Schatten" wirft und dabei den Finger immer wieder in Wunden der kranken westlichen Zivilisation legt. Und dabei auch Spots werfe auf die "Diskurse der Megacity, auf Statistiken, Verwaltungsprotokolle, Medienberichte oder Daten der Geschichte". Frey lasse aus diesen eher abstrakten Dimensionen "eine Handvoll typischer Charaktere" plastisch werden, exemplarische Geschichten über einen Lebenskampf nämlich, den der Rezensent in genauen Milieustudien ausgeleuchtet fand. Und es ist die Vielfalt dieser geschilderten Milieus, die für Zähringer den besonderen Reiz des Romans ausmachen. Zwar deutet der Kritiker auch an, dass das Disparate, das im Kompositionsprinzip begründet liegt, den Leser mitunter auch an Grenzen führt. Seine Begeisterung für den Roman leidet nicht unter diesem Befund, da für ihn die dezentrale Komposition in der Logik des Gegenstands liegt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 26.11.2009

Als Buch, das seinen Autor in den Rang amerikanischer Klassiker wie Dos Passos, Upton Sinclair oder Theodore Dreiser hebt, feiert Rezensentin Evelyn Finger James Freys Los-Angeles-Roman "Strahlend schöner Morgen". Er erzählt vom Überleben in einem durch und durch verkommenen und gewalttätigen Los Angeles. Es ist ein "greller Ideenroman", so Finger, der die Folgen der Aufkündigung des amerikanischen Gesellschaftsvertrages beschreibt, und er "entlarvt die größte Lebenslüge des Kapitalismus": dass nämlich jeder es schaffen könne, wenn er nur hart genug dafür arbeitet. Die Rezensentin versichert allerdings, dass Frey ganz und gar unideologisch an die Sache herangehe. Sie empfiehlt diese harte dunkle Großstadtsymphonie allen Lesern, die keine Romane mehr über die Mittelschicht lesen wollen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.09.2009

Wegen mangelnder Fakten will der Rezensent den Autor und sein Buch nicht kritisieren. Wohl aber wegen mangelnder Literarizität. James Freys Porträt von Los Angeles, in dem Abhandlungen über Verkehr und Kunst und Geschichten von Ausreißern, Obdachlosen, Hausmädchen und Filmstars Platz haben, bleibt Alexander Müller zu splitterhaft und klischeeselig. Als Treatment kann er sich das Buch gut vorstellen. Freys sich der rhythmischen Wiederholung bedienender Telegrammstil jedoch führt Müller nirgendwohin. Die vielen Teile, so klagt er, ergäben kein Ganzes und die x-fache Darstellung von Oberflächlichkeit leider "keine kritische oder spannende Perspektive".
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.09.2009

Georg Diez hat sich anlässlich des neuen Romans "Strahlend schöner Morgen" mit dem amerikanischen Skandalautor James Frey getroffen, dessen vorgebliche Autobiografie über Drogensucht, Knast und Selbstheilung sich als frei erfunden herausgestellt hatte. Nun prangt auf dem neuen Buch der Hinweis "Dies ist keine wahre Geschichte", betont der Rezensent. Hauptprotagonist ist die Stadt Los Angeles in ihrer ganzen Schmutzigkeit, Gewalttätigkeit und Verlogenheit und natürlich auch in ihrer Schönheit . Es geht dem Autor darum, den "Wahn der Wirklichkeit" und vor allem die dreckige Realität in adäquate Worte zu gießen, lässt Diez wissen. Durchzogen wird dieses Stadtporträt von Geschichten wie zum Beispiel von einem verdeckt homosexuellen Filmstar oder dem Penner Old Man Joe, und es ist durchsetzt mit historischen Fakten aus der Geschichte Los Angeles', erklärt Diez. Der Rezensent porträtiert Frey als einen zwischen Bad Boy und Lonesome Wolf changierenden Mann, der ihm offenkundig gar nicht so unsympathisch ist. Seinen literarischen Versuch, Los Angeles im Ganzen zu erfassen, beschreibt er verhalten als "irgendwie faszinierend und irgendwie verzweifelt".
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