Jan-Ottmar Hesse

Exportweltmeister

Geschichte einer deutschen Obsession
Cover: Exportweltmeister
Suhrkamp Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783518431344
Gebunden, 446 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Im WM-Finale 1986 musste sich die DFB-Elf der argentinischen Auswahl um Diego Maradona mit 2:3 geschlagen geben. Trotzdem durften sich die Westdeutschen als Weltmeister fühlen, denn in diesem Jahr exportierte die Bundesrepublik erstmals mehr Güter als jeder andere Staat. Das Land war "Exportweltmeister" - Champion in einer Disziplin, die nicht nur das Fundament für unseren Wohlstand bildet: Die deutsche Exportstärke ist Bestandteil des Nationalstolzes und Hinweis auf den exzellenten Ruf der Waren "Made in Germany". Der Wirtschaftshistoriker Jan-Otmar Hesse begibt sich auf die Spuren dieses Erfolgs, der sich einer erstaunlichen Anpassungsfähigkeit deutscher Unternehmen und einer exportfreundlichen Politik verdankt. Schon Ende des 19. Jahrhunderts wurden wichtige Weichen gestellt. Die Weimarer Republik schuf die ersten Instrumente zur Unterstützung der Exportwirtschaft. Die Geldpolitik der Nachkriegszeit stärkte ihre globale Wettbewerbsfähigkeit. Fesselnd und mit vielen bislang unbekannten Details berichtet Exportweltmeister davon, wie aus Werkstätten und Manufakturen Global Player und aus einem rohstoffarmen Land die ökonomische Supermacht wurde, die es heute ist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.12.2023

Der Titel ist irreführend, findet Rezensent Hartmut Berghoff, denn Jan-Otmar Hesses Geschichte Deutschlands als Exportland ist keineswegs reißerisch, sondern argumentiert klar und sachbezogen. Nachgezeichnet wird in dem Buch Berghoff zufolge, wie sich bereits im 19. Jahrhundert der Konsens formte, dass Deutschland seine Ausfuhren zu erhöhen hat, was allerdings erst ab den 1950er Jahren in einem dauerhaften Exportüberschuss resultierte, der auch heute noch der zweitgrößte weltweit ist - nach China. Die Gründe, die der Autor laut Rezensent für den Exporterfolg aufzählt, reichen von der Produktqualität über Zurückhaltung bei Lohnerhöhungen bis zu diversen Hilfestellungen von Seiten der Politik auch im internationalen Rahmen. Das Ausland kritisiert die einseitige Fokussierung auf den Export, lernt Berghoff von Hesse, und fordert, dass Deutschland stattdessen die Binnenkonjunktur stärken soll. Wie das Thema insgesamt zu bewerten ist, überlässt Hesse in Berghoffs Darstellung dem Leser. Zweifellos hat Deutschland von seiner Einbindung in den Weltmarkt profitiert, fasst Berghoff seine Lektüreerkenntnisse zusammen, ob dabei zu einseitig auf den Export gesetzt wurde, bleibt allerdings offen.
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