Jay Rubin

Murakami und die Melodie des Lebens

Die Geschichte eines Autors
Cover: Murakami und die Melodie des Lebens
DuMont Verlag, Köln 2004
ISBN 9783832178703
Gebunden, 382 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Ursula Gräfe. Die passionierten Leser des japanischen Autors Haruki Murakami haben ungezählte Fragen, auf die Jay Rubin, Fan, Freund und Forscher, gewitzte und verblüffende Antworten findet. Wie sind die Katzen und Brunnen in Haruki Murakamis Romane geraten? Wie mag sich der scheue Autor als Chef des Jazzclubs Peter Cat gefühlt haben, als er Drinks mixte und Platten auflegte? Und wieso hat er angesichts des überwältigenden Erfolgs von Naokos Lächeln die Anonymität Europas gesucht und jahrelang in den Vereinigten Staaten gelebt? Was schwebt Murakami beim Schreiben zuerst vor, eine Geschichte oder ein so sonderbarer Titel wie "Sputnik Sweetheart"?
Jay Rubin, auch einer der beiden amerikanischen Übersetzer von Murakami und Kenner seiner Romane und Erzählungen, lässt noch einmal das bisherige Werk des Autors Revue passieren, samt der weitgehend unbekannten frühen und noch nicht in westliche Sprachen übersetzten Texte. Wenn Bücher ihre Schicksale haben, genauso wie die Autoren und die Epochen, in denen sie leben, dann muss es geheimnisvolle Wechselwirkungen geben: Ihnen spürt Jay Rubin nach. Klug und stets diskret setzt er Schlüsselepisoden aus Murakamis Leben mit den Motiven der Storys, der Romane und der historischen Recherchen des Autors in Beziehung, um den typischen 'Murakami-Sound' zu ergründen. So entsteht aus dem Geflecht der Querbezüge des Gesamtwerkes und aus Interviews, die Rubin über ein Jahrzehnt lang führte, ein weiterer Roman: der Roman der Murakami-Entstehung. Die Geschichte eines literarischen Phänomens und eines listigen, eigensinnigen Reisenden zwischen den Kulturen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.01.2005

"Ich habe nichts zu sagen." Der Satz stammt von Haruki Murakami, und Leopold Federmair ergänzt: "Nichts zu sagen, nichts zu schreiben haben, das heißt bei einem so phantasiebegabten und zuweilen redseligen Autor, dass er alles sagen kann." Jay Rubins Monografie hat dem Rezensenten geholfen, Murakamis Ideenuniversum zu verstehen. Vor allem das Zustandekommen seines erzählerischen "Cocktails" aus Popkultur und verschiedensten Genres, für das ihm die Schlagworte von der Postmoderne und dem "Kulturwarenhaus" durchaus angebracht erscheinen: "Anything goes, man muss nur probieren, spielen, improvisieren wie im Free Jazz oder surfen, Verbindungen wagen, Links herstellen wie am Computerbildschirm mit seinen endlosen Fensterreihen". Rubin, Murakamis amerikanischer Übersetzer, gibt auch Einblicke in die Arbeitsweise: planlos, aufs Geratewohl, traumwandlerisch. Ein interessantes Buch also, nur die Inhaltsangaben waren dem Rezensenten zu ausführlich.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.12.2004

Diese Biografie des japanischen Erfolgsautors Haruki Murakami von einem seiner amerikanischen Übersetzer, Jay Rubin, stellt Irmela Hijiya-Kirschnereit nicht zufrieden und sie meint, dass man daraus eigentlich nicht viel erfahren kann. Murakami gilt als äußerst medienscheu, weshalb es tatsächlich schwierig sei, an Fakten über diesen Autor zu kommen, räumt die Rezensentin durchaus verständnisvoll ein. Aber dass Rubin in seinem 400 Seiten starken Buch im Grunde nur das Bild über den Autor "bestätigt", das seine Leser sich aus seinen "gern als autobiografisch" gelesenen Romanen und Erzählungen ohnehin über ihn "zusammenzimmern", findet sie dann doch etwas wenig. Zudem ist sie sich durchaus nicht sicher, ob Rubin mit seinen ausführlichen Inhaltsangaben und Paraphrasen der Bücher Murakamis nicht eher die Neugier auf diesen Autor stillt als weckt. Was sie bei aller Sympathie für die lockere Art des Harvard-Professors für japanische Literatur schließlich doch ziemlich wundert, ist der Mangel an analytischer Herangehensweise, den Rubin bei der Erörterung von Murakamis Motiven und Erzählmustern an den Tag legt. Trotzdem kämen "eifrige Murakami-Leser" letztlich "auf ihre Kosten", so die Rezensentin etwas halbherzig, denn der Autor zeichne nicht nur den Werdegang des Autors nach, sondern bringe mit seiner Biografie auch die Literatur Murakamis von ihren Anfängen 1979 bis zur Gegenwart nahe.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.11.2004

Burkhardt Müller zögert, diese Biografie Haruki Murakamis eine echte Monografie zu nennen. Denn das Buch von Murakamis amerikanischem Übersetzer Jay Rubin trage nur "vorläufigen Charakter", der Erfolgsautor lebt ja schließlich noch. Dass Rubin nicht nur ein professionelles Verhältnis zu dem japanischen Schriftsteller hat, gibt er freimütig zu, indem er sich als großen Fan outet. Das findet der Kritiker gar nicht so schlimm, vielmehr erklärt er diese Haltung zur fruchtbarsten Art, einem noch fleißig und höchst erfolgreich produzierenden Künstler beizukommen. Viel Zeit nimmt sich der Biograf für die Nacherzählungen der Murakami-Titel. Dies sei für den Kenner überflüssig, für den Nicht-Kenner gar schädlich, da sie einem die Vorfreude verleiden. Äußerst aufschlussreich findet der Rezensent hingegen die Passagen, in denen der Japanologe und Übersetzer das Unübersetzbare der japanischen Originale erläutert. Fazit: Die gröbste Neugier des außerjapanischen Publikums kann mit dieser Biografie zwar fürs erste befriedigt werden. Aber in Murakamis Leben schlummert noch eine ungeschriebene Biografie, die der westlichen Welt als "Schlüssel zum Herzen Japans" gereichen könne.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de
Stichwörter