Jens Andersen

Tove Ditlevsen

Ihr Leben
Cover: Tove Ditlevsen
Aufbau Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783351042059
Gebunden, 224 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Dänischen von Ulrich Sonnenberg. Jens Andersen erzählt in dieser Biographie aus Tove Ditlevsens Leben, von dem unwahrscheinlichen Weg, den sie als Schriftstellerin gegangen ist, ihrem turbulenten Werdegang mit allen Höhen und Tiefen, ihrem Leben als Frau, Mutter und Künstlerin. Tove Ditlevsen schrieb Autofiktion, lange bevor das Wort erfunden wurde, und setzte sich und ihre Beziehungen kompromisslos in ihrer Literatur ein. Sie hatte eine paradoxe Sehnsucht nach einem geordneten bürgerlichen Familienleben, schaffte es aber nie, sich darin einzurichten. Zugleich schrieb sie gerade dann, wenn das Familienleben kompliziert wurde, ihre besten Texte. Sie liebte es, aufzutreten, und hatte einen überbordenden Humor und Sinn für Komik. In dieser Biographie werden die außergewöhnliche, lebenshungrige Seite ihrer Persönlichkeit, ihr zügelloser Freisinn und die radikale Modernität ihres Schreibens zum ersten Mal beleuchtet.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 08.02.2024

Ein bewegendes Leben hatte die dänische Autorin Tove Ditlevsen, lernt Peter Urban-Halle bei der Lektüre von Jens Andersens Biografie. Literatur und Leben sind bei ihr eng verknüpft, besonders die großen seelischen Spannungen, die sie aushalten musste, kann Andersen ihm anschaulich vermitteln. Auch den Zwiespalt, den Ditlevsen in Bezug auf ihre Lyrik empfand, kann ihm das Buch vermitteln: die konventionelle Form ihrer Lyrik stand im Gegensatz zur literarischen Avantgarde der Zeit. Oft aber scheint Urban-Halle die Biografie "seltsam uninspiriert", es fehlen Quellennachweise und Zeitangaben, da empfiehlt er eher die Lektüre von Ditlevsens "Kopenhagener Trilogie."

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 18.01.2024

Es lohnt sich, in das Leben der dänischen Schriftstellerin Tove Ditlevsen einzutauchen, so Rezensentin Eva Schäfers. Und zwar nicht nur vermittels der Biografie Jens Andersens, sondern auch mit Ditlevsens autofiktionalen Romanen, die von ihren jungen Jahren in Kopenhagen erzählen. Entlang dieser und Andersens Buch rekonstruiert Schäfers das Leben der Autorin, die in einfachen Verhältnissen aufwächst, ihren eigenen Weg zur Literatur finden muss und dank ihres Ehrgeizes den Weg nach oben bewältigt. Ihr Biograf Andersen deutet laut Rezensentin die Möglichkeit an, dass die Autorin ihre eigenen emotionalen Krisen, die in Selbstmordversuchen und schließlich in ihrem Suizid resultierten, selbst verstärkt hatte, um ihr Schreiben in Gang zu halten. Mag sein, meint Schäfers, aber das ist natürlich Spekulation, wie überhaupt jede verfasste Biografie Deutung ist, und Andersens gefällt der Rezensentin gut. Auch, schließt sie, weil sie hoffentlich vielen Leuten Lust darauf macht, die große Autorin Ditlevsen zu entdecken.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.11.2023

Mit großem Interesse liest Rezensentin Sophie Wennerscheid Jens Andersens Biografie über Tove Ditlevsen. Dem Autor gelinge es Ditlevsens "turbulentes Leben" zu einer konzentrierten Erzählung zusammenzufassen, lesen wir. Außerdem offenbart das Buch neue Aspekte aus Ditlevsens Leben, zum Beispiel, dass Ditlevsen bei einer Frauenzeitschrift auf die Sorgen ihrer "Geschlechtsgenossinnen" einging, staunt Wennerscheid. Leider, moniert die Rezensentin, verzichtet Andersen im Gegenzug darauf auf noch nicht erforschte Aspekte von Ditlevsens Leben, beispielsweise zum vermuteten Missbrauch ihres vierten Ehemanns an ihrer Tochter, zu analysieren. Hinzu kommen Fehler wie der falsche Titel der dänischen Biografie im Quellenverzeichnis, schließt Wennerscheid.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 04.11.2023

Zwischen "Psychiatrieprosa", freier Liebe und dem Dasein als "Kummerkastenkolumnistin" bewegt sich das aufsehenerregende Leben der Schriftstellerin Tove Ditlevsen, liest Rezensent Jens Uthoff in der Biografie des dänischen Literaturkritikers Jens Andersen. Ditlevsen war in ihrer Heimat Dänemark schon lange bekannt, in Deutschland wurde man erst in den letzten Jahren auf sie aufmerksam, hält Uthoff fest. Er sieht bei ihr einen engen Zusammenhang zwischen Leben und Schreiben, vor allem über den Schmerz ihrer eigenen, durch und durch proletarischen Herkunft habe sie geschrieben, auch über ihre psychischen Zusammenbrüche, ihre Medikamentenabhängigkeit, ihre vier Ehen. Am spannendsten sind für den Kritiker die Schilderungen der gegenteiligen und sich widersprechenden Lebensentwürfe der Ditlevsen treffen - für ihn ist sie ein "wandelnder Widerspruch." Nach dieser Biografie unbedingt nochmal die Romane lesen, empfiehlt er abschließend.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 03.11.2023

Jens Andersen schreibt in seiner Biografie über eine Autorin, die in ihren Büchern vieles vorweggenommen hat - stilistisch, poetologisch wie thematisch, erklärt Rezensentin Angela Gutzeit. Sie schrieb autofiktional, lang bevor dieser Begriff in aller Munde war, sie schrieb auf eine Art feministisch, die sich erst in den 60ern und 70ern in der dänischen Literatur durchsetzte - diese "Modernität" Ditlevsens kenntlich zu machen, zu zeigen, wie kunstvoll sie das "Spiel mit der Identität" beherrschte, ist Jens Andersens erklärter Anspruch. Doch leider wird der Biograf diesem nicht gerecht, seufzt die Rezensentin. Statt Ditlevsens Gedichte und Romane ins Verhältnis zu setzen zu ihrem Leben, statt die feine Differenz aufzuzeigen, zwischen Erzählerin und Autorin, erwähnt und zitiert der Autor einzelne Werke nur, als handle es sich um autobiografische Tagebucheinträge, auch die Kontextualisierung versäumt er immer wieder. Das gleiche gilt für die Begründung und Erklärung vieler Behauptungen und Thesen. Außerdem ist da noch: die voyeuristische Art und Weise, mit der sich Andersen auf Ditlevsens vier Ehen stürzt. Die Liste der Kritikpunkte ließe sich noch lange fortsetzen. Statt sich mit dieser Lektüre aufzuhalten, sollte man lieber Tove Ditlevsen selbst lesen, empfiehlt die enttäuschte Rezensentin.
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