Joakim Garff

Sören Kierkegaard

Biografie
Cover: Sören Kierkegaard
Carl Hanser Verlag, München 2004
ISBN 9783446204799
Gebunden, 944 Seiten, 45,00 EUR

Klappentext

Aus dem Dänischen von Hermann Schmid und Herbert Zeichner. Mit 32 Seiten Bildteil. Joakim Garff zeigt in seiner Biografie Sören Kierkegaards (1813-1855), dass all das, was der Philosoph über die Ethik, die Ästhetik und die Existenz schrieb, immer Reaktion war auf eigene Erfahrungen und Krisen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 19.06.2004

Rundum überzeugt zeigt sich Marion Lühe von Joakim Garffs "mitreißend" erzählter Kierkegaard-Biografie. Sie berichtet über die "bürgerliche Hölle" von Kierkegaards Kindheit, die gedrückte Stimmung, in der der zukünftige Philosoph aufwuchs, und das problematischen Verhältnis zum schwermütigen Vater. In Kierkegaards Verhältnis zum geliebt-gehassten Vater erkennt Garff den "Dreh- und Angelpunkt für das Verständnis des Werks", ohne dessen Philosophie auf eine traumatische Erfahrung zu reduzieren, lobt die Rezensentin. Entgegen frühren Biografien zeichne Garff den Philosophen nicht als manisch-depressiven, in sich gekehrten Denker, sondern arbeite dessen ambivalenten Charakter heraus: introvertiert und aufgeschlossen, vom Todesgedanken gefangen und voll Lebensfreude, unaufhörlich in Selbstreflexion gefangen und doch offen für seine Mitmenschen. Lühe hebt hervor, dass der Autor einen gewissen ironischen Abstand zu seinem Gegenstand wahrt und somit der Gefahr entgeht, den Mythos Kierkegaard fortzuschreiben. Gefallen hat ihr auch, dass Garff bei seiner Darstellung der Philosophie Kierkegaards weitgehend auf "undurchsichtiges Fachkauderwelsch" verzichtet und häufig Quellen sprechen lässt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.06.2004

Sehr beeindruckend findet Rezensent Ludger Lütkehaus diese umfassende Kierkegaard-Biografie von Joakim Garff, ein Werk, das quantitativ wie qualitativ den Rahmen aller bisherigen biografischen Versuche sprenge. Lütkehaus würdigt Garff als "exquisiten Kenner" des Dänischen Philosophen, dem man sich über verschiedene Seiten nähern könne: von der Ironie her oder der Schwermut, der Paradoxie oder dem Absurden, von den allgegenwärtigen Pseudonymen, und von Seiten seiner karikaturanfälligen Körperlichkeit. Keiner dieser Zugänge werde in Garffs Kierkegaard-Biografie vernachlässigt, lobt Lütkehaus. Sein einziger Kritikpunkt ist, dass Garff für den deutschsprachigen Leser zu detailliert über lokale Hintergründe und manchmal zu voraussetzungsreich schreibt. Dafür sieht er den Leser durch seine "lebendige, pointierte Darstellung" entschädigt. Entstanden ist eine "existenzielle Biografie", die sich in diesen 'siebenfach Reflektierten', diesen Virtuosen der Selbstauslegung und Selbstverhüllung einfühle, "ohne sich mit ihm zu identifizieren".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 19.05.2004

Otto Kallscheuer ist begeistert, und ginge es nach ihm, hätte es wohl auch nochmal 1.000 Seiten so weitergehen können, denn Joakim Garff sei es beinahe wirklich gelungen, den Roman zu verfassen, "als den Kierkegaard sich sein Leben erschrieb". Garffs Methode: "poetische Präzision und psychoanalytische Anamnese". So werde sichtbar, was den "Sokrates von Kopenhagen" trieb: Es war, so der Rezensent, die Verzweiflung. Kierkegaard konnte Innen und Außen nicht versöhnen, seine radikale Innerlichkeit nicht mit dem Zwang zum Schreiben. Eine Zerrissenheit, die Kallscheuer zufolge in eine "Diaspora literarischer Gesten" mündet, in Kierkegaards "berühmte Pseudonyma". Ein großes Lob für den Erzähler dieser Lebens- und Schreibgeschichte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 24.03.2004

Rezensent Magnus Schlette feiert diese neue Biografie Sören Kierkegaards von Joakim Garff als ein Buch, "das Kierkegaard mehr Freunde bescheren" werde und diesen wiederum "mehr Kierkegaard" als alle vorherigen Biografien. Und: "Garff ist ein witziger Erzähler." Zu dessen besonderen Leistungen zählt Schlette, dass es ihm gelungen sei, die "Geschichte der Sublimierung einer Glücksverhinderung" zu erzählen, "ohne den faszinierenden Charakter Kierkegaards und die Bedeutung seiner Werke psychologistisch auf Urszenen der Traumatisierung zu reduzieren." Wichtig erscheint dem Rezensenten auch, dass Garff als die große Zäsur im Leben Kierkegaards nicht das Ende seiner großen Liebe zu Regine Olsen betrachtet, sondern "die verbale Materialschlacht mit den Mitarbeitern des "Corsaren", einer Art Titanic des damaligen Kopenhagens".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.03.2004

Es wundert Manfred Geier nicht, dass Joakim Garff ganze tausend Seiten gebraucht hat, um das Leben von Sören Aabye Kierkegaard zu beleuchten. Sei er doch darum bemüht gewesen, möglichst alle Facetten der mannigfaltigen Persönlichkeit des dänischen Philosophen nachzuzeichnen: Prägung durch den Vater, Liebesdramen, Genialität und Scheitern - Garff, Forschungsdozent an der Universität Kopenhagen, sei es gelungen, "material- und kenntnisreich" in die "letzten Winkel" der Subjektivität Kierkegaards vorzudringen. Lobend erwähnt der Rezensent, dass Garff die Dialektik aus Schwermut und Produktivität, die Leben und Werk des Philosophen prägten, genauestens nachvollzogen habe. Dabei habe er nicht vergessen, sehr ausführlich und "detailbegeistert" auch die "Kleinigkeiten und Nebenumstände" aus dem Leben Kierkegaards zusammenzusuchen und zu "dechiffrieren".
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