John von Düffel

Zeit des Verschwindens

Roman
Cover: Zeit des Verschwindens
DuMont Verlag, Köln 2000
ISBN 9783770153169
Gebunden, 206 Seiten, 17,38 EUR

Klappentext

John von Düffel erzählt von der Beziehung eines Vaters zu seinem Sohn und aus dem Leben zweier Schwestern - von Bindungen, die stärker sind als die zwischen Mann und Frau.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.08.2000

Die literarische Qualität des zweiten Romans von John von Düffel löst bei dem Rezensenten Ernest Wichner beileibe keine Begeisterungsstürme aus. Süffisant bemerkt er, dass der Autor angesichts seiner Erfahrung als Hörspielautor, Kritiker und Dramatiker eigentlich in der Lage sein sollte, eine "schlichte, unspektakuläre Prosa über eine mittlere Strecke zu führen, einfach eine normale, alltägliche Geschichte zu erzählen". Die Erzählstruktur sei einfach: zwei Erzählstränge und zwei Protagonisten laufen relativ autonom nebeneinander her, bis sie durch einen Unfall am Schluss miteinander verknotet werden. Wichner bemängelt, dass diese Verknüpfung nichts erklärt und fasst den Roman wie folgt zusammen: "Zwei beschädigte Figuren sagen Ich und referieren ihre Schadensbilanz". Damit könnten sie zwar an unser Mitgefühl appellieren, aber nicht literarisch beeindrucken.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.07.2000

Martin Ebel lässt in seiner Rezension keinen Zweifel an seinem Respekt vor John von Düffel. Dennoch kann er dessen neuem Roman nur wenig abgewinnen. Besser wäre es seiner Ansicht nach gewesen, wenn der Autor diesmal eine Ausnahme gemacht und nicht völlig auf Dialoge verzichtet hätte. Denn gerade die kreiselnden inneren Monologe scheinen dem Rezensenten mit der Zeit gehörig auf die Nerven zu fallen, besonders weil sie zu keinem Ergebnis führen und von ständigen Wiederholungen geprägt sind. Ebel räumt zwar ein, dass dies im wahren Leben vorkommen mag. In einen Roman jedoch hält er diese Art der Selbstbetrachtungen, die man schon "bei Menschen aus Fleisch und Blut nur schwer erträgt", für nicht gerade fesselnd. Zwar gibt es auch in diesem Roman, wie Ebel einräumt, "fein beobachtete (oder erfundene) und subtil gestaltete" Momente, allerdings hätte er sich davon mehr gewünscht. Und so lautet schließlich das Fazit des Rezensenten: "viel zu viel introspektiver Leerlauf, zu wenig Aktion".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 11.05.2000

Dem Rezensenten Heinz Ludwig Arnold hat dieses Buch Rätsel aufgegeben - was nicht weiter schlimm wäre. Doch eines stört ihn: Denn die Rätsel sind auch nach mehrmaligem Lesen nicht aufzulösen, resümiert er enttäuscht. Zu viele Dinge bleiben ihm bis zum Schluss unklar: Was ist Wirklichkeit oder Einbildung? Welche Ereignisse habe wirklich stattgefunden? Wieviele Personen sind wirklich involviert? Oder sind es eigentlich nur wenige Personen, die dafür aber schizoide Züge haben? Eine Deutung werde dem Leser unmöglich gemacht, findet Arnold, dem eine gewisse Beliebigkeit aufstößt. Darüber hinaus erweise sich die zunächst virtuos erscheinende Sprache bei genauerem Hinsehen oft als "effekthaschend und selbstverliebt".
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