Joseph von Eichendorff

Aus dem Leben eines Taugenichts

Novelle
Cover: Aus dem Leben eines Taugenichts
dtv, München 1997
ISBN 9783423026055
Kartoniert, 158 Seiten, 4,00 EUR

Klappentext

Ein junger Müllerssohn wird von seinem Vater als Taugenichts beschimpft und in die Welt geschickt, damit er lernt, für sich selbst zu sorgen. Daraufhin zieht er mit seiner Geige, auf Gott vertrauend, in die Welt. Nachdem ihn zwei vornehme Damen im Reisewagen zu ihrem Schloss mitgenommen haben. Er findet eine Anstellung und verliebt sich in eine der beiden Damen. Da sie aber, wie er glaubt, eine Gräfin und daher für ihn unerreichbar ist, geht er erneut auf Reisen. Zusammen mit zwei Malern zieht er nach Italien ...

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.01.2003

Thomas E. Schmidt gibt sich alle Mühe, junge Leser an diesen Roman aus dem 19. Jahrhundert heranzuführen. Der Taugenichts, meint er, ist eigentlich auch nicht viel anders als der moderne "Slacker". Gut, damals spielte man Geige statt E-Gitarre, und nicht London, sondern Rom war "die heißeste Stadt der Welt", dennoch gebe es große Ähnlichkeiten: Der Taugenichts wolle nichts, könne nichts, reise ohne festes Ziel und bleibe an keinem Ort. Eichendorffs Novelle sei eine "Literatur des Aufbruchs". Man könne Pop dazu sagen, aber eigentlich sei sie viel "unkonventioneller" als die heutige Popliteratur. Der 1826 erschiene Roman bewahre sich bis heute etwas Anarchisches. Geschrieben in der Zeit der "Unterdrückung und Bespitzelung des Staatskanzlers Metternich", strahle die Poesie der Romantik auch "Freiheitswillen und Selbstbestimmung" aus. Die Romantiker wollten der vernünftig "geregelten Alltagswelt" eine verfremdete Sprache entgegensetzen, erzählt Schmidt, daher höre sich die "romantische Literatursprache" beim ersten Mal immer etwas "eierkuchenhaft" an - die jungen Leute damals hätten sie aber wie einen "poetischen Singsang gelesen, wie einen langen Rap oder wie HipHop". Das ist keine harmlose Unterhaltung, versichert Schmidt, vielmehr schildere sie die "Abgründe und Sackgassen" der Welt, ohne dabei dem Nihilismus zu verfallen. Sie sage dem Leser nämlich auch: "Wenn du nicht völlig stumpf wirst, könnte dein Leben gelingen."