Julia Voss

Hilma af Klint - "Die Menschheit in Erstaunen versetzen"

Biographie
Cover: Hilma af Klint - "Die Menschheit in Erstaunen versetzen"
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2020
ISBN 9783103973679
Gebunden, 600 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Mit zahlreichen Abbildungen. Groß, radikal, ihrer Zeit voraus - Hilma af Klint (1862-1944), die Pionierin der abstrakten Malerei. Sie schuf mehr als 1000 Gemälde, Skizzen und Aquarelle und hat die Malerei revolutioniert. Schon vor Kandinsky oder Mondrian malte sie abstrakte Werke, die durch ihre Farben und Formen zutiefst beeindrucken. Und sie war eine Frau von großer Freiheit und Zielstrebigkeit, die sich bewusst den Regeln des männlich dominierten Kunstbetriebs entzog. Sie wusste, dass sie ihrer Zeit voraus war: Mit siebzig Jahren verfügte sie, dass ihre Bilder erst 20 Jahre nach ihrem Tod zu sehen sein sollten. Hilma af Klint war eine schwedische Malerin, deren Neuentdeckung als die kunsthistorische Sensation der vergangenen Jahre gilt. Julia Voss erzählt jetzt das ungewöhnliche Leben dieser Ausnahmekünstlerin, zerstört zahlreiche Klischees und Mythen und zeichnet zugleich das Bild einer Epoche, in der die weltpolitischen Umbrüche nicht nur die Malerei revolutionierten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.03.2020

Die FAZ lässt den Kunsthistoriker Karlheinz Lüdeking die Hilma-Af-Klint-Biografie ihrer einstigen stellvertretenden Feuilletonchefin Julia Voss besprechen. Lüdeking hat an diesem neuen "Standardwerk", wie er schreibt, nicht viel auszusetzen: Dank sorgfältiger Recherche kann ihm die Autorin die Biografie af Klints "lückenlos" nachzeichnen - in einer geradezu "filmischen" Schreibweise: Hollywood steht mit Sicherheit schon in den Startlöchern, glaubt er. Allein die Tatsache, dass Voss die "Stimmen und höheren Geister", die af Klints Werk beeinflussten, als reale Begegnungen behandelt, findet der Kritiker zumindest irritierend.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.03.2020

Zunächst lobend schreibt Rezensent Jörg Scheller über die flüssige, manchmal sich allerdings etwas in Romanhafte verirrende "Wissenschaftsprosa" der Autorin Julia Voss. Und ihm scheint zu gefallen, dass überhaupt so viele Künstlerinnen in den letzten drei Jahrzehnten neu entdeckt worden sind. Einerseits passe af Klint, so der Rezensent, selbst Professor für Kunstgeschichte in Zürich, nicht so ganz in die Geschichte der übersehenen Künstlerinnen - denn sie sei zu ihrer Zeit durchaus wahrgenommen worden. Auf der anderen Seite könne eine "homosexuelle, genderfluide, vegetarisch" lebende Frau von damals heute mit einem gesteigerten Interesse rechnen. Das Monumentale der Biografie allerdings kommt dem Kritiker schon etwas altmodisch vor, und noch mehr stört ihn dann das immer wieder Identifikatorische der Biografin, die ihrer esoterisch ausgerichteten Protagonistin offenbar zutraut, Geschlechtsveränderungen und Materialisierungen von Geist zustande gebracht zu haben. Immer wieder zeigt der Kritiker bemüht auf Passagen, in denen er die Ausführungen von Julia Voss zustimmend aufnimmt - etwa die Schreibung einer anderen Geschichte der malerischen Abstraktion. Um so schärfer geht er dann aber mit der Beurteilung über den künstlerischen Rang von af Klint mit ihr ins Gericht. Am Ende rückt er die Malerin sogar in die Nähe wahnhafter - namentlich nicht genannter - Personen, die sich damals auch anschickten, ihre "höheren" Wahrheiten durchzusetzen, "nicht nur in der Kunst". So wird am Ende aus dieser so lobend begonnenen Kritik fast ein Verriss.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.03.2020

Endlich wird Hilma af Klint die verdiente Ehre zu Teil - und zwar nicht zuletzt dank der Kunstkritikerin und Wissenschaftshistorikerin Julia Voss, freut sich Rezensentin Kia Vahland. Denn Voss würdigt die erst in den vergangenen Jahren mit großen Ausstellungen gefeierte und wiederentdeckte schwedische Malerin mit einer Biografie, die nicht nur durch sorgfältige Recherche und Lebendigkeit besticht, sondern auch hinter die Klischees blickt, versichert die Kritikerin. Af Klints Bedeutung für die abstrakte Malerei kann ihr Voss ebenso verdeutlichen wie sie den heute befremdlichen Spiritismus der Künstlerin verständlich macht: Af Klints Geister lasse Voss beispielsweise als lebensnahe Figuren auftreten, erläutert die Rezensentin, die hier auch viel über weitere Einflüsse der Malerin, den Sufismus, den Hinduismus oder die anthroposophische Lehre Rudolf Steiners lernt. Voss schließt eine "Leerstelle" in der Kunstgeschichte, lobt Vahland.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 07.03.2020

Rezensentin Christiane Meixner annonciert ein neues "Standardwerk" mit dieser Hilma-af-Klint-Biografie von Julia Voss. Dass die stellvertretende Leiterin des FAZ-Feuilletons ihren Job aufgab, um Schwedisch zu lernen, Archive zu durchforsten und alle Notizbücher der Malerin zu studieren, spürt die Kritikerin auf jeder Seite: Nicht nur über Werdegang und (theoretischen) Hintergrund af Klints liest Meixner hier, sondern sie lernt auch viel über den Spiritismus jener Jahre. Dass die Malerin Dokumente zerstörte und die volle Kontrolle über ihre Biografie behalten wollte, machte die Sache für Voss sicher nicht leichter, erkennt die Kritikerin. Die aufwändige Recherche der Autorin lässt Meixner aber auch in deren Spekulationen vertrauen. Und dank Voss' "preisgekrönter" Sprache schaut sie auch über die ein oder andere "zähe" Passage hinweg.