Julian Ayesta

Helena oder das Meer des Sommers

Roman
Cover: Helena oder das Meer des Sommers
C.H. Beck Verlag, München 2004
ISBN 9783406523229
Gebunden, 101 Seiten, 12,90 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Dagmar Ploetz. Mit einem Nachwort von Antonio Pau. Julian Ayestas einziges längeres Prosawerk, der Kurzroman "Helena oder Das Meer des Sommers" aus dem Jahr 1952, gehört laut El Pais zu den "zehn wichtigsten Büchern spanischer Prosa im 20. Jahrhundert". Im erinnernden Rückblick taucht eine Welt sinnlicher Fülle auf, die ein Junge inmitten seines unbeschwerten Familienclans erlebt. Die Bruchstellen zum Erwachsensein, wo sich die Gewissheiten der Kindheit auflösen, werden suggestiv ausgeleuchtet. Das Buch erzählt eine Initiationsgeschichte, in der Sommer und Meer zu Symbolen des jugendlichen Aufbruchs und der Grenzenlosigkeit erster Liebe werden. Beschworen wird eine bukolische Welt, eine Oase der Zeit kurz vor Ausbruch des spanischen Bürgerkriegs.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 22.03.2006

Als sie 1952 erschienen, waren diese sieben Erzählungen, die zusammen einen "pointillistischen" Roman ergeben, "eines der außergewöhnlichsten Werke" der spanischen Literatur der Nachkriegszeit, informiert Carsten Hueck. Da Julian Ayesta sich in seinen Geschichten, die einen immer gleichen Ich-Erzähler begleiten, nicht mit den Zeitumständen, sondern mit "Archetypischem" wie dem Erwachsenwerden beschäftigt, weht dem Rezensenten aus den Kapiteln auch jetzt noch ein "Fluidum ewiger Frische" entgegen. Ayesta lasse seinen Protagonisten "das Leben feiern in Schönheit und leichter Wehmut". Dass geschehe so "kraftvoll, klar und sinnlich", dass Hueck nichts anderes übrigbleibt, als überwältigt eine Liebeserklärung an das vor Liebe pochende Herz zu zitieren.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.02.2005

Geradezu hingerissen zeigt sich Nico Bleutge von Julian Ayestas (1919-1996) 1956 erschienenen, nun auf deutsch vorliegenden Roman "Helena oder das Meer des Sommers", in dem von den Dingen ein "merkwürdiger Glanz" ausgeht. Auf den ersten Blick erscheint ihm der Roman wie eines jener Erinnerungsbücher, "die von einer untergegangenen Welt und dem fernen Glanz der ersten großen Liebe erzählen". Doch die Idylle erweise sich schnell als bloßer Schein. "Motivisch geschickt zeigt Ayesta die Risslinien der Erinnerung auf". Szenen des Glücks findet Bleutge immer auf Momente der Trauer und des Zusammenbruchs bezogen. Auch wenn er in "Helena oder das Meer des Sommers" die Stimmung einer Epoche, der Zeit kurz vor dem Regime Francos, eingefangen sieht, erscheint es ihm nicht hinreichend, dieses Buch allein aus seinem historischen Kontext heraus zu erklären, wie es Antonio Pau in seinem Nachwort zur deutschen Ausgabe tut. Emphatisch betont Bleutge dagegen: "Ayesta hat etwas ganz und gar Überzeitliches geschaffen, einen Roman, der an die Kraft der Erinnerung glaubt und zugleich um das Fragwürdige aller Gedächtnisidyllen weiß." Obwohl wunderbar atmosphärisch geschrieben, hält er den Roman für "keinesweg blumig erzählt". Ayesta habe eine Art bewusster Kinderperspektive gewählt, die er jedoch mit einer "zart gesträhnten Ironie" unterfüttere. "So gelingt es ihm, das Staunen über die Dinge fühlbar zu machen, ohne den Abstand der Erinnerung zu verleugnen."
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.11.2004

Sebastian Handke scheint selig nach der Lektüre von Julian Ayestas Kurzroman, der ursprünglich gar kein Roman war, sondern eine Sammlung einzelner Geschichten, die in den vierziger Jahren in Zeitschriften erschienen waren und später dann vom Autor zu einem Roman verschmolzen wurden. Zwar seinen die einzelnen Teile äußerst unterschiedlich und eigentlich "eher Bilder als Erzählungen", und letztlich sei zudem kaum Handlung vorhanden. Und doch hat der Rezensent ein "beglückendes Leseerlebnis" bei diesem farbenfrohen Blick auf die Zeit vor Franco, das ihn die Handlung nicht vermissen lässt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 07.10.2004

"Es funkelt. Es ist geschliffen, es ist rein." Dorothea Dieckmann verbeugt sich tief vor diesem "Solitär" von einem Buch, der einzige Roman, den Julian Ayesta verfasst hat. Es geht um ein uraltes Thema der Literatur, um die Kindheit als vergangenes, unbelastetes Glück. Mit dem ersten Satz schon tauche der Leser "mit allen Sinnen" in diese Kindheit aus Meer und Sommer ein, in "synästhetischen Kaskaden" folgt dann Eindruck auf Eindruck. Mit "schlichter Symbolik" beschreibe Ayesta die Wechselseitigkeit und Einheit von Liebe und Schmerz und spreche dabei alle fünf Sinne an. Dieckmann wünscht sich, das auch die Erzählungen des in Spanien hochgerühmten Autors bald hierzulande erscheinen, bestenfalls wieder in der "wunderbaren" Übertragung von Dagmar Ploetz. Bloß den Gestalter würde sie austauschen, das Cover dieses Buches wirkt auf sie eher "abschreckend".