Kettly Mars

Der Engel des Patriarchen

Cover: Der Engel des Patriarchen
Litradukt Literatureditionen, Trier 2019
ISBN 9783940435316
Gebunden, 256 Seiten, 15,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Ingeborg Schmutte. Emmanuela, Mitte vierzig, verwitwet, ein erwachsener Sohn, ist eine moderne, selbstbewusste Frau, die als Leiterin einer Bankfiliale in Port-au-Prince mitten im Leben steht und mit den Erzählungen ihrer Cousine Paula, genannt Couz, nichts anfangen kann. Sie hält die Geschichten von Engeln, Dämonen und einem Fluch, der auf der Familie lasten soll, für Spintisierereien. Dennoch muss sie zugeben, dass um sie herum seltsame Dinge geschehen. Irgendetwas ist "anwesend", dringt in ihr Leben und das ihres Sohnes ein, beginnt ein zerstörerisches Werk. Sollte Couz Recht haben und der "Engel des Patriarchen" neue Opfer fordern?

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.11.2019

Einen Engel zu betrügen ist keine gute Idee, weiß Rezensent Fritz Göttler nach der Lektüre von Kettly Mars' "Der Engel des Patriarchen". Dies lernt auch die Familie jenes Grundbesitzers, der vor vielen Jahren einen Vertrag mit dem Engel Ivo schloss, diesen Vertrag jedoch zu brechen wagte. Seitdem werden seine Nachkommen von Ivos Zorn heimgesucht. Er nutzt die Träume, die geheimen Wünsche, das Verlangen seiner Opfer, so Göttler, um sie zu verwirren und zu verführen. Gegen ihn verbünden sich die Frauen der Familie, kämpfen gegen seine dämonische Macht, um sich und ihre Liebsten zu verteidigen. An der Oberfläche wirkt dieses Buch wie ein Thriller, und es hat, wenn man Göttlers ausführliches Resümee richtig interpretiert, alle Qualitäten eines solchen. Darunter jedoch tut sich dem Leser, wie so oft in Kettly Mars' Romanen, eine politische Ebene auf, lesen wir. Mars, die laut Göttler zu den bedeutendsten Autoren von Haiti gehört, schreibt in ihren Romanen über die von Sklavenaufständen, Diktatur und Naturkatastrophen geprägte Geschichte ihres Landes.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 26.10.2019

Die haitianische Autorin Kettly Mars legt mit "Der Engel des Patriarchen" einen "Voodoo-Roman" vor, der gleichzeitig ein von der eigenen Familiengeschichte inspirierter Generationenroman ist, erklärt Rezensent Cornelius Wüllenkemper. Ausgangspunkt ist ein Pakt des Großvaters der Hauptfigur, einer rationalen Bankerin, der einst einem Voodoo-Engel den eigenen Enkel versprochen hat für Reichtum und politische Macht. Doch der Großvater hat den Enkel nie geopfert und dieses gebrochene Versprechen holt die Familie jetzt ein, lesen wir. Magischer Realismus, Thriller und Voodoo als Identitätsfindung - diese Mischung hat dem Rezensenten gut gefallen. Zumal Mars nicht nur eine Familiengeschichte erzählt, wie er versichert, sondern auch von der "Seele ihrer Heimat".