Kettly Mars

Wilde Zeiten

Roman
Cover: Wilde Zeiten
Litradukt Literatureditionen, Kehl 2012
ISBN 9783940435101
Taschenbuch, 116 Seiten, 13,80 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Ingeborg Schmutte. Haiti zu Beginn der Sechzigerjahre: Um ihrem inhaftierten Mann zu helfen, lässt die schöne Mulattin Nirvah sich auf eine Affäre mit dem Staatssekretär Raoul Vincent ein. Nach und nach ergreift der Emporkömmling Besitz von ihr und ihren Kindern und wird zur Metapher für die Herrschaft der Duvalier-Diktatur über ein gelähmtes Land.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 27.03.2013

Hans-Christoph Buch würdigt den Roman "Wilde Zeiten" von Kettly Mars nicht nur, weil er endlich das faschistische Duvalier-Regime in Haiti thematisiert. Auch literarisch sei er "ein großer Wurf", versichert er. Mars erzählt darin von der Mulattin Nirvah, die sich in der Hoffnung, ihren gefangenen Mann retten zu können, von dem Staatssekretär vergewaltigen lässt und dann zu seiner Mätresse wird. In den beiden Figuren sieht Buch das gestörte Verhältnis der beiden Gegenspieler des Landes repräsentiert: Nirvah gehört der wirtschaftlich starken Oberschicht an und der Staatssekretär ist Teil der schwarzen Bevölkerungsmehrheit, die seit 200 Jahren die politische Macht hat. Buch ist überzeugt, dass der Roman endlich das Schweigen in der Gesellschaft zum Duvalier-Regime brechen könnte.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 30.05.2012

Im Schicksal der Familie, die im Zentrum von "Wilde Zeiten" steht, spiegelt sich das Schicksal Haitis während der Diktatur von Francois Duvalier, stellt Rezensentin Catarina von Wedemeyer fest. Sie tut sich nicht ganz leicht in der Bewertung, wie der Autorin Kettly Mars die Verknüpfung von politischer Geschichte und intimem Erleben gelungen ist: etwas plump findet sie den Kunstgriff, die politische Ebene in der ersten Hälfte des Romans anhand des Tagebuchs eines inhaftierten Intellektuellen zu kommunizieren. Aber als das Tagebuch verbrannt wird, fehlt ihr diese Ebene doch. Gelegentlich hätte sich die Rezensentin etwas mehr Ambivalenz und Eleganz gewünscht, wie sie etwa in Mario Vargas Llosas ähnlich angelegtem Roman "Das Fest des Ziegenbocks" zu finden sei. Dagegen habe "Wilde Zeiten" jedoch eine "fast verstörende Weiblichkeit" zu bieten, die dem peruanischen Kollegen naturgemäß abgeht.