Kurt Flasch

Warum ich kein Christ bin

Bericht und Argumentation
Cover: Warum ich kein Christ bin
C.H. Beck Verlag, München 2013
ISBN 9783406652844
Gebunden, 280 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Heute fragen sich viele Menschen, ob sie noch Christen sind. Andere wollen es wieder werden und suchen nach Wegen. Kurt Flasch erzählt - ausgehend von seiner Herkunft aus einer liberal-katholischen, kulturell und politisch engagierten Familie -, wie er ins Zweifeln am Christentum gekommen ist. Er bespricht die Hauptpunkte der christlichen Lehre in ihrer katholischen wie evangelischen Form und wendet sich an jeden Gläubigen und an jeden Ungläubigen, der seine Gründe prüfen will, warum er Christ ist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 03.01.2014

Kurt Flasch möchte mit seinem Buch "Warum ich kein Christ bin" eine gründlichere Auseinandersetzung mit der christlichen Kirche anregen, mit deren politisch-gesellschaftlichen Ansprüchen und mit den Glaubenssätzen, die über die unverfängliche Nächstenliebe hinausgehen, aber nach wie vor Teil dieser Religion sind, schreibt Rezensent Arno Widmann. Er bewundert, wie gelassen und sorgfältig Flasch Ideen wie "Erlösung" oder "die wahre Religion" untersucht. Dabei sind Flaschs kritische Fragen eigentlich nicht neu. Interessant ist aber, so Widmann, dass er sie mit den Antworten der höchsten Würdenträger der Katholischen Kirche konfrontiert, die wohl insgesamt ziemlich unbefriedigend ausfallen. Am Ende bleibt offenbar kein Felsen übrig, auf dem eine Kirche stehen könnte. Die gründliche Zertrümmerung hat den Rezensenten nicht unamüsiert gelassen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 09.10.2013

Genüsslich und voller Zustimmung folgt Rezensent Ulrich Gutmair den heiteren und keineswegs atheistischen, wohl aber agnostischen Darlegungen des, wie Gutmair schreibt, gerne als Störenfried auftretenden Philosophen Kurt Flasch über den Erklärungsnotstand des Christentums. Und das zumal vor dem Hintergrund, dass einem heute an allen Ecken nicht überzeugende, wohl aber enorm begeisterte Christen begegnen, die zwar von religiösen Erlebnissen schwärmen, ihren Glauben aber nicht zu begründen vermögen. Darum war die Kirche auch schon mal bemühter, referiert Gutmair den Autor, der dem Christentum, nachdem sich dessen apokalyptische Hoffnungen nicht erfüllt hatten, eine historische Phase bescheinigt, in der es um die Errichtung philosophischer Grundlagen der eigenen Überzeugung ging. Diese Grundlagen geraten spätestens mit einer historisch-kritischen Textaufarbeitung in eine Krise, von der sich der Glaube bis heute nicht erholt hat, konstatiert der Rezensent. Bliebe allein der poetische Kern der alten Schriften, von dem heute allerdings "schwule italienische Kommunisten" mehr verstehen als die Kirche selbst, so Gutmair abschließend mit Flasch unter Hinweis auf Pasolinis Verfilmung des Matthäus-Evangeliums.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.10.2013

Aus seiner Sympathie für Kurt Flasch, den heiteren Skeptiker unter den Philosophiehistorikern, macht Friedrich Wilhelm Graf keinen Hehl. Allerdings gibt er zu Bedenken, dass Flaschs durchaus nicht auf Originalität abzielende Abrechnung mit dem Christentum eher eine Abrechnung mit den Dogmen verwirrter Geistlicher ist, als eine gesamtchristliche. Gern liest Graf die autobiografischen Passagen des Buches, Flaschs Darstellung der kritischen Forschung zum frühen Christentum sowie seine im Plauderton vorgetragene Kritik. Nur: Der Autor, meint Graf, rennt offene Scheunentore ein, wenn er die Bibel zerlegt. Eine stärkere Einlassung auf die religiöse Symbolsprache und das Gewahrsein höchst unterschiedlicher Christentümer, meint Graf, hätten dem Autor und dem Leser zu einem differenzierteren Bild verholfen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 29.08.2013

Kurt Flasch, der große Historiker des Denkens in Antike und Mittelalter, hat mit seinem Buch "Warum ich kein Christ bin" eindrucksvoll, wenngleich literarisch nicht immer überzeugend, gezeigt, dass professionelle Skepsis auch vor den eigenen Überzeugungen nicht Halt macht, berichtet Otto Kallscheuer. Viele Christen sind sich vermutlich gar nicht bewusst, wie viele unterschiedliche Lehren es in ihrem Glauben gibt und wie inkohärent und widersprüchlich sie zum Teil sind, gibt der Rezensent Flasch recht, wenige dürften sich daran aber so sehr stören wie der Autor, meint Kallscheuer. Flasch interessiert, woran die "lauen postmodernen Christen" denn nun tatsächlich glauben: an die Unsterblichkeit der Seele? An die Auferstehung des Leibes? An Himmel und Hölle? Und die Begründungen für mögliche Antworten auf seine Fragen unterläuft der Autor gleichzeitig, indem er ihre historische und ideengeschichtliche Dimension aufzeigt, erklärt der Rezensent. Dem ursprünglichen Wortsinn nach sind die meisten Gläubigen heute wohl Häretiker, lernt Kallscheuer von Flasch: sie picken sich aus dem "Gesamtangebot der Heilsoffenbarung" einfach raus, was ihnen passt, Flasch findet das falsch, berichtet der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.08.2013

In seinem Buch "Warum ich kein Christ bin" rechnet Kurt Flasch, ein Altmeister der spätantiken und mittelalterlichen Philosophiegeschichte, gleich vierfach mit dem Christentum ab, berichtet Johann Hinrich Claussen. Philosophisch kritisiert Flasch metaphysische Vorstellungen, wie die der Existenz Gottes; historisch die Gewaltgeschichten des Alten und die Wundererzählungen des Neuen Testaments; herrschaftssoziologisch den Macht- und Wahrheitsanspruch der Kirche; sprachlich den theologischen Jargon, fasst der Rezensent zusammen. Ein wenig grob findet Claussen, dass Flasch das Christentum und die Kirche unterschiedslos über einen Kamm schert, das werde neueren Ausrichtungen nicht gerecht und verhehle, dass gerade der aufgeklärte Protestantismus viel von Flaschs eigener Kritik schon vor geraumer Zeit formuliert hat. Positiv überrascht hat Claussen der versöhnliche Schluss, zu dem der Autor auf den letzten vier Seiten kommt: die "Befreiung der Religion zu sich selbst" läge in der Berufung auf die Macht der Poesie des Glaubens, heißt es dort, verrät der Rezensent. Damit ist Flasch von zeitgenössischen Theologen wie Christian Lehnert gar nicht so weit entfernt, erklärt Claussen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.08.2013

Sorgenvoll legt Hans Maier, einst Bayerns oberster katholischer Kultuswächter, die Stirn in Falten bei der Lektüre von Kurt Flaschs neuem Buch, in dem der Philosoph gegen Ende seines Lebens sich als Agnostiker outet und die Gründe für seine Abkehr vom Christentum (nicht allein von der Kirche) darlegt. Gründe, die Meier nicht überzeugen. Für ihn geht der Autor allzu selektiv mit der Bibel um und bevorzugt das philologisch gefasste Einzelne vor dem theologischen Ganzen. So lasse sich die "Wahrheit" der Bibel nicht erkennen, meint Maier: Historisch-kritisch die "Unvernunft der Christentümer" erkennen wollen, ganz ohne die Hilfe der Theologen? Für Maier eine Unmöglichkeit. Und wenn Flasch die Kanonbildung ablehnt, beraubt er seine Arbeit der methodischen Adäquanz und liefert sie der Willkür aus. Für Meier aber ist Kirche ein sich geschichtlich wandelndes Ganzes, nicht das von Flasch anvisierte Starre, das sich in älteren Positionen der Kirchenlehre äußert, wie Meier anmerkt.
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