Laszlo Krasznahorkai

Im Wahn der Anderen

Drei Erzählungen
Cover: Im Wahn der Anderen
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2023
ISBN 9783103974959
Gebunden, 256 Seiten, 38,00 EUR

Klappentext

Mit Bildern von Max Neumann. Aus dem Ungarischen von Heike Flemming. New York ist ein vertikaler Albtraum. Doch Manhattan ruht auf einem gewaltigen Felsen aus Granit, einer Horizontale, die alles trägt und verbindet. Die Menschen vergessen das: Hier, in der 26th Street, lebt ein Bibliothekar, der sich auf den Spuren Herman Melvilles verliert. Aber betritt er den Wahn des Anderen oder schließt ihn sein eigener immer dichter ein? In einer anderen Geschichte endet eine labyrinthische Verfolgungsjagd mit Zug und Fähre quer durch Europa auf einer abgelegenen Insel. Doch hier lauert keine Rettung, sondern eine Falle.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.01.2024

Um Figuren ohne Ziel und Heimat drehen sich die drei von Zeichnungen Max Neumanns und - via QR-Code - Schlagzeugsoli des Jazz-Musikers Miklós Szilveszter ergänzten Texte, die der vorliegende Band des ungarischen Schriftstellers László Krasznahorkai enthält, so Rezensent Fritz Göttler. Die Rezension konzentriert sich auf den zweiten der drei Texte, "Kleinstarbeit für einen Palast", in dem ein Bibliothekar namens herman melvill durch New York irrt - auf den Spuren seines berühmten fast-Namensvetters und doch gleichzeitig komplett unverbunden mit diesem. Göttler beschreibt, wie Dialoge bei Krasznahorkai unvermittelt zu Monologen werden, und wie die Texte auch ansonsten von Paradoxien geprägt sind, wie etwa von dem Wunsch des Bibliothekars, eine Bibliothek zu erschaffen, die für immer geschlossen ist. Auch an die Filme Bela Tarrs, der Werke Krasznahorkais fürs Kino adaptiert hat, fühlt sich der Rezensent erinnert. Die anderen beiden Texte handeln, fasst Göttler zusammen, von einem in kafkaesker Manier Verfolgten, beziehungsweise von einem Wesen, das nur noch Silhouette ist.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.01.2024

Rezensentin Ilma Rakusa kennt die Bezüge in Laszlo Krasznahorkais "monomanisch anmutenden" Erzählungen. Nicht nur Kafka kommt ihr in den Sinn, wenn der Autor aus Sicht eines Hundes über die Bedingungen des Daseins nachdenkt oder von einem langsam dem Wahn verfallenden New Yorker Bibliothekar erzählt. Krasznahorkais absatzloser erzählerischer Furor, sein Existenzialismus, die Unausweichlichkeit, mit der er seine Figuren in apokalyptische Szenarien lenkt, verleihen den von Heike Flemming "virtuos" übersetzten Texten laut Rakusa eine Radikalität und eine Spannung, die süchtig machen.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 06.01.2024

Als einen unermesslichen literarischen Möglichkeitsraum beschreibt Rezensent Jörg Plath das Werk des Ungarn László Krasznahorkai. Alles kann hier, lesen wir, mit allem zusammenhängen und alles, gerade auch das Brutale, Derbe, kann zum Objekt des ästhetischen Genusses werden. Drei Erzählungen versammelt dieser neue Band. Es geht um Existenzen jenseits des Raum-Zeit-Gefüges, um drohende Apokalypsen, um Todesnymphen, allgemeiner um den Zusammenbruch jeder Ordnung, erläutert Plath. Aus all dem fügt sich eine soghafte Prosa, die nicht seinen Figuren, aber den Lesern Freude bereiten kann, meint Plath. Ein wenig literarische Abenteuerlust sollte man freilich für die Lektüre mitbringen, warnt der Rezensent. Und Lust an Schlagzeugsoli, die man sich per QR-Code zuführen kann.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.01.2024

Eigentlich ist dieser Erzählungsband des Ungarn László Krasznahorkai ein multimediales Kunstwerk, lässt sich beim Rezensenten Tilman Spreckelsen lesen, schließlich treten die drei Geschichten in einen Dialog mit der Kunst Max Neumanns, und es sind ihnen Schlagzeugstücke von Miklós Szilveszter beigefügt. Im Zentrum, so Spreckelsen, steht dabei der Bericht eines Bibliothekars, der die von ihm verwalteten Bücher um jeden Preis beschützen will, doch auch die anderen beiden Erzählungen drehen sich um Sonderlinge und Isolationszustände. Das Lesepublikum mit solchen Figuren "zwischen Irritation und Faszination" zu halten, ist die große Kunst des Autors, versichert der Kritiker.
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