Lucy Fricke

Töchter

Roman
Cover: Töchter
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2018
ISBN 9783498020071
Gebunden, 240 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Zwei Frauen brechen auf zu einer Reise in die Schweiz, mit einem todkranken Vater auf der Rückbank. Eine letzte, finale Fahrt soll es werden, doch nichts endet, wie man es sich vorgestellt hat, schon gar nicht das Leben. Martha und Betty kennen sich seit zwanzig Jahren und sie entscheiden sich fürs Durchbrettern. Vor sich haben sie das Ziel, von hinten drängt das nahende Unglück. "Es gab niemanden, mit dem ich so lauthals über das Unglück lachen konnte wie mit Martha. Die wenigsten Frauen lachten über das Unglück, schon gar nicht über ihr eigenes. Frauen redeten darüber, bis sie weinten und nichts mehr zu retten war. Was das Leiden betraf, verstanden Frauen keinen Spaß."  Lucy Fricke erzählt von Frauen in der Mitte ihres Lebens, von Abschieden, die niemandem erspart bleiben und von Vätern, die zu früh verschwinden. Eine groteske Reise Richtung Süden, durch die Schweiz, Italien, bis nach Griechenland, immer tiefer hinein in die Abgründe der eigenen Geschichte. Und die Frage ist nicht, woher wir kommen, sondern: Wie finden wir da wieder raus?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.08.2018

Fridtjof Küchemann entdeckt viele gute Sätze in Lucy Frickes Roman, feine Satire und Dramatik. Auch wenn viel gestritten wird über Ehemänner, Väter und Mütter in diesem Buch, sei es kein Diskursroman, versichert der Rezensent, getrunken, geliebt und geschmaust werde schließlich auch. Frickes vierter Roman über zwei Freundinnen und einen Vater auf nicht ganz freiwilliger Tour über die Alpen überzeugt Küchemann mit Witz und Wut, Lebensfragen und malerischen Kulissen. Vor Pathos rettet sich die Autorin selbst mit Lakonik und Biss, meint er.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 13.07.2018

Judith von Sternburg bekommt mit Lucy Frickes Buch einen Unterhaltungsroman mit Biss. Immer am Rand eines richtig bösen Buches, meint Sternburg, erzählt Fricke das Roadmovie zweier Freundinnen, die den krebskranken Vater der einen zum Sterben nach Italien chauffieren. Dass groteske Situationen im Text eher ins Ironische statt in den Irrwitz kippen, liegt an der klugen Erzählerin, ahnt Sternburg. Betty, selber Schriftstellerin, kann einfach zu gut beobachten, reflektieren und unterhalten, meint die Rezensentin. Die Bilder der TV-Fassung sieht Sternburg immer schon mit.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 26.05.2018

Schriftsteller Jan Brandt liest Lucy Frickes neuesten Roman "Töchter" als beispielhaftes Werk ihrer Ästhetik und Thematik. Indem die Schriftstellerin Figuren und Motive aus ihren früheren Romanen wieder aufgreife, aber diesmal nicht bei der Ausstellung klaffender Wunden verbleibe, schafft sie für ihn ihr Gesamtwerk. Schmerz sei dennoch die Triebfeder der Handlung, erkennt der Rezensent: Ein alter, todkranker Mann reise mit zwei Frauen nach Italien, um dort selbstbestimmt unter der Pflege seiner Jugendliebe zu sterben, fasst Brand zusammen. In kunstvoll lakonischen Sätzen, die vor "solidarischem Spott" trieften, erzähle Fricke hier davon, wie man sich endlich von der eigenen leidvollen Geschichte befreien könne - und gehe damit noch einen Schritt weiter als in ihren früheren Romanen, lobt Brand.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.03.2018

Rezensentin Wiebke Porombka liest Lucy Frickes Roadtrip zum eigenen verschollenen Ich mit Vergnügen. Es geht um Väter und andere Enttäuschungen und wie eine unfreiwillige Reise mit dem Vater nach Italien allerhand Verschüttetes zutage fördert, überlebensgroß. Derart, dass Porombka am Ende kaum zu sagen weiß, ob das alles sich wirklich so zugetragen hat oder nicht doch die Fantasie der Erzählerin mit ihr und uns durchgegangen ist. Aber das wäre eigentlich auch nicht weiter schlimm, meint sie, so gut ist die Geschichte.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 03.03.2018

Rezensentin Nina Apin hätte sich mehr Tiefe gewünscht, wo Lucy Fricke sich aufs Komische zurückzieht in diesem Roadmovie um zwei Frauen auf Selbstfindungstrip Richtung Italien, aber mit weiblicher, selbstironischer Note. Robust geht's zu, versichert Apin, auch wenn es sich ums Sterben und Erlittenes, ums Leben mit der Depression und verpasste Chancen dreht. Die vielen absurden Wendungen im Buch täuschen Apin nicht darüber hinweg, dass darunter Gefühle lauern, über die sich leicht (und vergnüglich) hinweglesen lässt.