Manuel Castells

Das Informationszeitalter

Band 3: Jahrtausendwende
Cover: Das Informationszeitalter
Campus Verlag, Opladen 2003
ISBN 9783810032256
Gebunden, 466 Seiten, 34,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Reinhart Kößler. Der Fall der Sowjetunion, Ausgangspunkt des dritten Bandes der Trilogie, zeigt die Unfähigkeit zentralistischer Staatswirtschaften, mit der Transformation zum Informationszeitalter fertig zu werden. Aber Ungleichheit, Polarisierung und sozialer Ausschluss als Folgen der Globalisierung zeigen sich dem Autor weltweit, u.a. an städtischer Armut, an der Not der Kinder. Zugleich zeigt Castells, dass und wie eine global organisierte Kriminalität Wirtschaft und Politik vieler Länder bedroht. Schließlich lenkt er den Blick auf den asiatisch-pazifischen Raum als einen der wichtigsten Einflussfaktoren der Weltwirtschaft. Im dritten Band liefert Castells das Resümee der Trilogie. Es bietet auf der Basis einer ungeheuren Materialfülle und -analyse die systematische Interpretation unserer Welt zur Jahrtausendwende.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 06.05.2003

Anerkennend äußert sich Robert Misik über den kleinen Verlag Leske und Budrich, dem es zu verdanken ist, das nun mit dem dritten Band "Jahrtausendwende" Manuel Castells' 1500 Seiten starke Trilogie "Das Informationszeitalter" vollständig auf deutsch vorliegt. Lektorat und Übersetzung ließen zwar teilweise zu wünschen übrig, mault der Rezensent, allerdings nur leise, denn es hat offensichtlich seiner Freude darüber, dass dieses soziologische Standardwerk nun einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich ist, keinen Abbruch getan. Castells, Professor in Berkeley, werde bereits als der "neue Max Weber" gepriesen", berichtet Misik emphatisch. Sein Buch - "empirisch satt und theoretisch avanciert" - beschreibe die Auflösung traditioneller hierarchischer Organisationsformen in ein "Netzwerk von Netzwerken", klassische Begriffe wie Kontinent oder Staat seien kaum noch anwendbar, das avancierteste Modell sei die Europäische Union, ein "Staat mit Machtknoten, aber ohne Zentrum". Insofern, meint Misik, seien nationale Machtstrategien, wie sie die Regierung von US-Präsident George W. Bush zur Zeit im Irak austrägt, nicht mehr zeitgemäß: für den Rezensenten ein Abgesang auf alte Machtformen, eine demonstrative Geste der Schwäche.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 30.04.2003

Drei Bände umfasst Manuel Castells Studie über unsere Netzwerkgesellschaft, und Ludger Heidbrink meint, sie hätten das Zeug zum soziologischen Klassiker. Denn dem in Berkeley lehrenden Wissenschaftler sei es gelungen, ein passendes Etikett für den gesellschaftlichen Umbruch und den grundlegenden Wandel im Zeitalter von Informationstechnologien, globaler Vernetzung, der Auflösung von Nationalstaaten, dem Niedergang des Industriekapitalismus zu finden, so Heidbrink. Für ihn zeichnet Castells ein hochambivalentes Bild von der Informationsgesellschaft; wo auf der einen Seite der Datentransfer blühe und die Produktivität steige, bestünde auf der anderen Seite die Gefahr des sozialen Ausschlusses (bis hin zu ganzen Territorien). Die Politik verliere an Glaubwürdigkeit, zugleich formierten sich kraftvolle zivilgesellschaftliche Bewegungen, denen es jedoch an einer gemeinsamen Projektidentität fehle, referiert Heidbrink das Castells'sche Szenario. Trotz Materialfülle und seines kompilatorischen Charakters trage das dreibändige Buch zur Entwirrung unserer - in den Worten Castells' - "informierten Verwirrtheit" bei, schließt Heidbrink.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.04.2003

Einen "monumentalen Versuch einer Bestandsaufnahme zum Beginn des neuen Jahrtausends" sieht Rezensent Bernhard Dotzler in Manuel Castells' Werk "Das Informationszeitalter". Allerdings wiederholt der nun auf deutsch vorliegende dritte Band nach Ansicht Dotzlers nur das Credo, das schon die beiden ersten Bände "ausführlichst" darlegen. Danach leben wir in einer neuen Welt globaler Informations- und Geldströme, eines nie da gewesenen "fieseren Kapitalismus" jenseits jeder "Marktlogik", einer rasant dynamisierten "Netzwerkgesellschaft", in einer Zeit krimineller Organisationen und dagegen aufbegehrender Widerstandsgruppen, deren "Behauptung eines alternativen Systems von Werten und existenziellen Prinzipien" bis hin zu terroristischen Akten gehen kann, so Dotzler zusammenfassend. Erneut zeichne Castells ein so "erschreckendes wie dabei mutmaßlich konsensfähiges Bild". Dennoch verdienen Castells' Diagnosen in den Augen Dotzlers "anhaltende Aufmerksamkeit". Denn: "Wo allerorten die Zukunftsmärchen des sogenannten Informationszeitalters begehrt und gefeiert werden", so der Rezensent resümierend, "weckt Castells Sinn für die Geschichte, die der um sich greifende 'Informationalismus' längst gemacht hat."