Mareike Fallwickl

Die Wut, die bleibt

Roman
Cover: Die Wut, die bleibt
Rowohlt Verlag, Hamburg 2022
ISBN 9783498002961
Gebunden, 384 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Helene, Mutter von drei Kindern, steht beim Abendessen auf, geht zum Balkon und stürzt sich ohne ein Wort in den Tod. Die Familie ist im Schockzustand. Plötzlich fehlt ihnen alles, was sie bisher zusammengehalten hat: Liebe, Fürsorge, Sicherheit.Helenes beste Freundin Sarah, die Helene ihrer Familie wegen zugleich beneidet und bemitleidet hat, wird in den Strudel der Trauer und des Chaos gezogen. Lola, die älteste Tochter von Helene, sucht nach einer Möglichkeit, mit ihren Emotionen fertigzuwerden, und konzentriert sich auf das Gefühl, das am stärksten ist: Wut.Drei Frauen: Die eine entzieht sich dem, was das Leben einer Mutter zumutet. Die anderen beiden müssen Wege finden, diese Lücke zu schließen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.02.2023

Kritiker Kevin Hanschke lernt von Mareike Fallwickl, wie wichtig die meist von Frauen geleistete Care-Arbeit, also die Versorgung von Familie, Haushalt, Kind und Kegel, ist und wie sehr sie in der öffentlichen Debatte vernachlässigt wird. In Fallwicks Roman geht es um drei Frauen, so Hanschke, Helene, die den Druck nicht mehr aushält und vom Balkon springt, ihre Tochter Lola, die nach dem Suizid ihrer Mutter ihrer Wut auf das patriarchale System freien Lauf lässt, und Sarah, Helenes beste Freundin, die gewissermaßen deren Rolle einnimmt und die Versorgung der Familie übernimmt, so dass für den hinterbliebenen Ehemann Helene eigentlich alles beim alten bleißt, was wiederum Lola auf die Palme bringt. Der Rezensent bewundert dabei, wie die Autorin ihr Anliegen deutlich, aber nicht aufdringlich vermittelt und nimmt den Anreiz mit, für mehr - auch finanzielle - Beachtung dieser Art von Arbeit einzustehen.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 26.03.2022

Rezensentin Nina Apin empfindet ein "grimmiges Lesevergnügen" bei Mareike Fallwickls Roman über weibliche Selbstaufopferung. Denn wie die Österreicherin davon erzählt, wie die Dreifachmutter Helene am Spagat zwischen Job und Care-Arbeit zerbricht und sich umbringt und wie ihre beste Freundin, eigentlich viel unabhängiger, ihre Rolle ersetzen will, um dann genau die gleichen Erfahrungen zu machen, findet Apin stark und macht sie auch wütend, weil sie um die Studien zum Thema weiß. Dass die Autorin selbst Mutter ist und Kind des "third-wave-feminism" merkt sie dem Roman positiv an, vor allem den differenzierten Frauenfiguren. Apin freut sich auch über einen Auftritt der jüngsten Feminismus-Generation durch Helenes 15-jährige Tochter, die sich über die vermeintlich viel angepasstere Generation ihrer Mutter ärgert und ein "speckiges, kahlrasiertes Rächerinnen-Team" gründet - das sei zwar, wie schon in den Siebzigern, etwas romantisiert, macht der Kritikerin aber "unanständig gute Laune".