Mario Bellatin

Der Schönheitssalon

Roman
Cover: Der Schönheitssalon
Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2001
ISBN 9783627000882
Gebunden, 78 Seiten, 10,12 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Carina von Enzenberg. Der Erzähler, ein homosexueller Friseur, erfolgreich um die Schönheit seiner Kundinnen besorgt, hat sich schon mit 22 Jahren von dem durch Prostitution verdienten Geld den Traum vom eigenen Schönheitssalon erfüllen können. Doch die alten Zeiten, in denen er nach der Arbeit mit Freunden in bunten Frauenkleidern auf den Straßen der Stadt unterwegs war, um Spaß zu haben, sind vorbei. Immer mehr Menschen mit denselben Anzeichen einer unheilbaren Krankheit, abgewiesen von den Krankenhäusern, kommen zu ihm und bitten um Aufnahme. Von einem Tag auf den anderen verwandelt er seinen gutgehenden Schönheitssalon in ein Sterbehaus um. Mario Bellatin erzählt in seiner Parabel vom plötzlich hereinbrechenden Schicksal in Form einer unbesiegbaren Krankheit...

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.11.2001

Der Schönheitssalon ist in Wirklichkeit kein Schönheitssalon, sondern hier empfängt der Protagonist, dessen Namen der Leser nicht erfährt, todkranke Patienten, die an einer Krankheit leiden, deren Namen niemand erfährt. Von Cristina Nord erfahren wir immerhin den Namen des Autors und dass er in Mexiko-City lebt. Es handele sich um sein erstes ins Deutsche übersetzte Buch, und abgesehen von ein paar wenigen spanischen Ausdrücken, die wir der Übersetzerin verdanken, weise nichts in dem Buch auf die Heimat des Autors hin, meint Nord. Es könne überall spielen, in jeder Stadt. Bellatins Text sei seltsam, schreibt Nord: einerseits klare verständliche Sätze, die bei näherer Betrachtung jedoch die Verbindlichkeit, das automatische Verständnis aufkündigten. Die Sätze liefen immer "wenige Zentimeter neben der realistischen Beschreibung", während ihnen der Autor zugleich eine phantastische Note versage. Dadurch wird der Text der Leserin und Rezensentin auf faszinierende Weise fremd. Auch wenn Nord vermutet, dass es sich bei der Krankheit um Aids handelt, hellt ihr diese Erklärung den "opaken Text" nicht auf.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.10.2001

Vor einigen Jahrzehnten hätte Florian Borchmeyer diese Erzählung ja noch durchgehen lassen - als Science-fiction-Geschichte und "visionäres, neobarockes Sinnbild für die Vergänglichkeit des Irdischen." Dass der Text Anfang der 90er entstanden ist aber, findet der Rezensent unverzeihlich. Der vage andeutende Parabelcharakter wird so "zutiefst fragwürdig," die barocken Vanitas-Allegorien mutieren zu "einer geschmäcklerischen und zugleich geschmacklosen Strategie," das banale Sterben an Aids ästhetisch zu überhöhen. Eine "Parallelschaltung," die dem Rezensenten zudem viel zu evident und aufdringlich gearbeitet ist. Die Wirklichkeit ist stärker!
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