Michel Laub

Tagebuch eines Sturzes

Cover: Tagebuch eines Sturzes
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2013
ISBN 9783608939729
Gebunden, 176 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem brasilianischen Portugiesisch von Michael Kegler. Über die Zeit im Konzentrationslager Auschwitz hat sein Großvater nie gesprochen. Und auch nicht über seine Gründe, in Brasilien ein neues Leben zu beginnen. Stattdessen hat er sich eingeschlossen, um die Welt so zu beschreiben, wie sie hätte aussehen können. Bis er sich eines Tages umgebracht hat. Wie ein Fluch zieht sich das Nichterinnernkönnen durch die Familie, denn der Sohn erkrankt an Alzheimer. Erst dem Enkel, dem Tagebuchschreiber, gelingt es nach einer Lebenskrise, aus dem Nebel des Ungesagten herauszufinden. Michel Laub schildert in seinem Roman den Sturz dreier Generationen einer Familie. Und führt dem Leser damit vor Augen, wie sehr unsere Wurzeln und Erinnerungen uns bestimmen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.03.2014

Sehr interessiert liest Rezensent Piero Salabè Michel Laubs Roman über Erinnerung und Aufarbeitung im Hinblick auf die antisemitischen Verbrechen des "Dritten Reiches" unter den Bedingungen der heutigen Situation, dass die Shoah mehr und mehr zu einer Sache vermittelnder Erzählung als der konkreten Erinnerung wird. So geht es um den Enkel eines Shoah-Überlebenden, der von Auschwitz am liebsten gar nichts hören möchte, sich bei einem Unfall an der Schule aber selbst mit Schuld belädt, was einen lebenslangen Reifungsprozess zur Folge hat. Genau dieser Reifungsprozess liegt im Fokus des Autors, erklärt der Rezensent und unterstreicht, dass er Laubs Fragen nach Erinnerung und Überlieferung im familiären Zusammenhang für sehr überzeugend hält, auch wenn ihm die hier montierten "Parallelen etwas strapaziert erscheinen".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.09.2013

Auch wenn Michaela Metz am Ende das im Text so oft wiederholte Wort "Auschwitz" wie ein "moralischer Overkill" vorkommt (ob das eine so glückliche Wendung ist?), den Roman von Michel Laub hält sie für ausdrucksstark. Laubs Versuch, den Gewissenskonflikt eines Heranwachsenden nachzuzeichnen, sein Ringen mit der Erinnerung, der eigenen und der der anderen, älteren Familienmitglieder, gelingt laut Metz dank der Sensibilität des Autors, der die Frage nach der Schuld sich im Kreis drehen lässt und dem "Trumpf" Auschwitz seinen Stachel nimmt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 23.08.2013

Ganz klar wird in Ulrich Seidlers Rezension von Michel Laubs "Tagebuch eines Sturzes" nicht, was der Rezensent von diesem Buch hält. Laub zerpflückt und sortiert darin seine eigene Vergangenheit und sucht bei seinem Großvater, einem Auschwitzüberlebenden, und seinem Vater nach den Ursprüngen des Schmerzes, der Schuld und der Scham, die ihn umtreiben, berichtet Seidler. Der Großvater brachte sich um, der Vater traute sich nicht, ihn dafür zu hassen - Auschwitzüberlebende hasst man nicht - und lässt seine Aggressionen also lieber am Sohn aus, an Laub, fasst der Rezensent zusammen. Das Verbindungen ziehen gelingt dem Autor wohl recht gut, das Herausarbeiten eines allein Eigenen jedoch weniger: die "eigene Individualität lässt sich nicht von den Vorfahren trennen", erklärt der Rezensent.
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