Mirko Bonné

Lichter als der Tag

Roman
Cover: Lichter als der Tag
Schöffling und Co. Verlag, Frankfurt am Main 2017
ISBN 9783895614088
Gebunden, 336 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Raimund Merz kennt Moritz und Floriane von Kindheit an. Ihr Lebensmittelpunkt ist ein wilder Garten am Dorfrand. Als Inger zu ihnen stößt, die Tochter eines dänischen Künstlers, bilden die vier eine verschworene Gemeinschaft, bis sich beide Jungen in das Mädchen verlieben. Inger entscheidet sich für Moritz, Raimund und die ehrgeizige Floriane werden ebenfalls ein Paar. Jahre später kreuzen sich die Wege der vier erneut - für Raimund die Chance, sich der Leere seines Lebens ohne Inger zu vergegenwärtigen. Verzweifelt sucht er nach einem Weg zurück zu sich selbst und zu einer Aussöhnung mit der Vergangenheit. In einem furiosen Finale bricht er auf nach Lyon zu einem Gemälde, das ihn in Bann zieht wie in der Kindheit der wilde Garten. Mirko Bonnés Roman überträgt das Wahlverwandtschaften-Thema in die heutige Zeit. Er fragt nach Gründen von Entzweiung und Entfremdung und zeichnet dabei das Porträt eines Mannes, der die Kraft findet, aus dem Schatten über seinem Dasein hinauszutreten.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.10.2017

Mirko Bonnés Liebesdrama um Raimund Merz, der sich aus dem bürgerlichen Korsett von Ehe, Beruf und Alltag frei macht, um, begleitet von einem Gemälde und ein paar Versen als Mitfünfziger dem plötzlich nicht mehr zu widerstehenden Drang nach Freiheit, nach Erhellung und nach seiner großen Liebe, die seit Jahrzehnten wieder in seinem Leben aufgetaucht ist, nachzugehen - diese von Emphase und kapriziösen Handlungsverläufen volle Erzählung ist sicher nichts für jedermann, ahnt Rezensent Michael Braun. Er selbst jedoch schätzt dieses Risiko, das Bonné mit seinem gewagt pathetischen, jedoch mitreißend erzählten Beziehungsroman eingeht, er kann sich ganz in die Figuren, ihre Nöte und Wünsche einfühlen und die Geschichten nachvollziehen - ein in doppeltem Sinne "kunstvoller" Roman, so der beglückte Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 26.10.2017

Mirko Bonnes neuer Roman "Lichter als der Tag" ächzt ganz schön unter der Last, die er zu tragen hat, meint Rezensent Hubert Winkels. Denn der Autor hat seine moderne Version der Wahlverwandtschaften mit viel Symbolik beladen, fährt der Kritiker fort, der hier die Geschichte zweier unglücklich verheirateter Paare liest, die in gegenseitiger Anziehung und Abstoßung miteinander verbunden sind. Wenn der Autor die schicksalhafte Vergangenheit seiner Helden immer wieder in die Handlung schneidet, dabei alles seinen philosophischen Ideen unterordnet und neben der Krimihandlung um einen Kunstraub auch noch das Licht als eigentlichen Hauptakteur beschwört, fühlt sich der Rezensent nach der Lektüre ziemlich erschöpft.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.09.2017

So sehr "Arthouse-Kino" wie die Bücher von Mirko Bonné ist Literatur selten, ruft Rezensent Oliver Jungen: Bonné ist für ihn ein "Melancholiker altmeisterlichen Formats", der sich doch eine ungestüme Kindlichkeit behalten hat. Entsprechend hingerissen liest der Kritiker diese an Goethes "Wahlverwandtschaften" und Truffauts "Jules et Jim" angelehnte Vierecksgeschichte, in der Bonné seine Figuren langsam aus ihrer "erinnerungsprallen Dunkelheit" erwachen lässt und einmal mehr gelehrt, aber ohne Pathos von den großen Lebensthemen erzählt. Bildgewaltig und mit sicherer Hand für sämtliche Gefühlsnuancen leuchtet der Autor seine Figuren aus, spielt mit Licht und Perspektiven und kommt dabei trotz nicht immer ganz glaubhafter Glückswendungen ganz ohne Kitsch aus, lobt der Rezensent. Einen leichten Hang zur Kolportage und zur Hochkulturverliebtheit nimmt Jungen ihm nicht übel.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.08.2017

Mirko Bonné ist wählerisch, was seine Leserschaft angeht - faule, achtlose Leser werden entweder zu aufmerksamen Mitdenkern bekehrt oder von vornherein abgeschreckt vom fragmentarischen Charakter seines Romans und seiner Figuren, erklärt Rezensentin Hannelore Schlaffer, die sich nicht nur zu den achtsamen Lesern zählen kann, sondern auch und sogar Vergnügen an Bonnés komplexer Erzählweise findet. Hier wird blitzschnell von Figur zu Figur, von Situation zu Situation gesprungen, sodass am Ende die Seelen-"Mosaike" vierer Freunden entstehen, deren vom Alltag verborgene Beziehungen und Gefühle nach und nach kriminalistisch aufgedeckt und - mit Hilfe des Lesers - zu einem Mosaik zusammengesetzt werden. Es ist ein komplizierter Roman, so Schlaffer, komplexe Figuren, eine spannender Plot, der zu einem "märchenhaften Ende" führt. Das ist selbst für sie "fast zu viel des Guten und Artifiziellen", aber eben nur "fast".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 05.08.2017

Teils trivial, teils überambitioniert findet Markus Schwering Mirko Bonnés neuen Roman. Dass der Autor hinter der folgenreichen Wiederbegegnung alter Jugendlieben im Text Goethes "Wahlverwandtschaften" druchschimmern lässt, macht die Sache für Schwering auch nicht viel besser, fehlt bei Bonné doch die tragische Abgründigkeit. Als exemplarischer Fall einer Sinnsuche und Lebensabrechung aber macht die Geschichte für den Rezensenten letztlich dennoch Sinn, nicht zuletzt, da der Autor seinen Figuren eine überzeugende Präsenz und Lebendigkeit verleihen kann, wie Schwering einräumt.