Mohsin Hamid

Der letzte weiße Mann

Roman
Cover: Der letzte weiße Mann
DuMont Verlag, Köln 2022
ISBN 9783832182137
Gebunden, 160 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Nicolai von Schweder-Schreiner. Als Anders eines Morgens erwacht, stellt er fest, dass er sich verwandelt hat: Er ist nicht mehr weiß. Vollkommen erschüttert schließt er sich in seiner Wohnung ein, meldet sich krank. Nur Oona erzählt er von seiner Verwandlung, einer guten Freundin und gelegentlichen Geliebten. Irgendwann wagt er sich wieder hinaus in die Welt und zur Arbeit. "Wenn mir das passiert wäre, ich hätte mich umgebracht", sagt sein Chef. Immer mehr Berichte über ähnliche Verwandlungen tauchen auf: Die weiße Mehrheit im Land scheint zur Minderheit zu werden. Und sie fühlt sich bedroht. Steht ein Umsturz der bestehenden Ordnung bevor? Bald herrschen bürgerkriegsähnliche Zustände in der Stadt. Oona, mittlerweile selbst verwandelt, steht Anders zur Seite, in den Wirren dieser Zeit werden sie zu einem Liebespaar. Schließlich gibt es kaum mehr weiße Menschen in der Stadt, Anders' Vater stirbt schwerkrank als der letzte weiße Mann. Die Unruhen klingen ab - aber gelingt es den Menschen nun, einander wirklich zu sehen? Was bedeutet es, weiß oder nicht weiß zu sein, und vor allem: Was bedeutet es, von der vermeintlichen Norm abzuweichen?

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.12.2022

Von einem Plot, der zunächst an Kafkas "Verwandlung" erinnert, berichtet Rezensentin Irene Binal in ihrer Rezension von Mohsin Hamids "Der letzte weiße Mann": Anders, zuvor weiß, wacht eines Morgens als Schwarzer auf und sieht sich so Problemen ausgesetzt, die er vorher nicht hatte. Die Veränderung seiner Hautfarbe, so die Kritikerin, sorgt dafür, dass der Protagonist sich zum ersten Mal bewusst wird, was diese mit seiner Identität zu tun hat, er wird plötzlich mit anderen, urteilenden Augen gesehen. In diese Fragen und die verhandelten Themen von Zugehörigkeit, Spaltung und Gemeinschaft sei auch die persönliche Erfahrung des in den USA lebenden Pakistani Hamid eingeflossen, nach 9/11 auf einmal mit anderen Augen gesehen zu werden. Die phantastischen Brüche bei zugleich ganz klarer Sprache überzeugen Binal, dieses für sie trotz der schwierigen Themen hoffnungsvolle Buch uneingeschränkt weiterzuempfehlen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.10.2022

Gespannt und überrascht liest Rezensentin Lerke von Saalfeld den neuen Roman von Mohsin Hamid. Dass der hochgebildete, in Pakistan geborene Autor ein privilegiertes Leben in New York führte, bis er nach 9/11 misstrauisch beäugt wurde, führt von Saalfeld als eine wichtige Hintergrundinformation an: denn im Roman geht es nun um den eigentlich weißen Protagonisten Anders - der Name ist hier Programm, bemerkt von Saalfeld -, der plötzlich dunkelhäutig aufwacht und fortan völlig anders behandelt wird. "Meisterlich" findet die Kritikerin, in welch knappen Szenen Hamid das Aus-den-Fugen-Geraten der Welt beschreibe, in der sich die Hautfarbe von immer mehr Menschen wandelt; auch Nicolai von Schweder-Schreiners "vorzügliche" Übersetzung lobt sie. Eine Überraschung ist für die Kritikerin schließlich, dass Hamid die sich ausbreitenden "bürgerkriegsähnlichen" Zustände nicht in die erwartete Vollkatastrophe, sondern in einen Moment der Zärtlichkeit münden lässt - ihr scheint das zu gefallen.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 18.08.2022

Rezensent Jörg Plath kann sich für Mohsin Hamids "Der letzte weiße Mann" begeistern. Der britisch-pakistanische Autor erzählt davon, wie sein Protagonist Anders eines Morgens in einem dunkelhäutigen Körper aufwacht und beschreibt, wie sein Umfeld darauf reagiert. Den Figuren kommt Plath dabei sehr nah und beim Lesen fühlt sich der Rezensent mehrfach an große Autoren wie Franz Kafka, Ralph Ellison und Albert Camus erinnert. Die deutsche Übersetzung von Nicolai von Schweder-Schreiner ist Plath zufolge trocken und rhythmisch gelungen. Das muss der Höhepunkt des Schaffens Hamids sein, meint der Rezensent.