Natan Sznaider

Gesellschaften in Israel

Eine Einführung in zehn Bildern
Cover: Gesellschaften in Israel
Suhrkamp Verlag, Berlin 2017
ISBN 9783633542857
Gebunden, 318 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Sznaider stellt in diesem Buch den Widerspruch zwischen dem theoretischen Anspruch auf eine "normale" Gesellschaft und der israelischen Realität in den Fokus. Durch ikonische Ereignisse und Bilder zeigt er, wie die Gesellschaften in Israel sich ständig gegenseitig herausfordern und um eine Definition israelischer Identität ringen. Angesichts der Krise, die das Land derzeit durchlebt, stellt sich der Soziologe Natan Sznaider die Frage, ob man die israelische Gesellschaft überhaupt mit den klassischen Methoden bewerten kann. Der Zionismus sollte die Juden aus ihrer Weltlosigkeit befreien und ihnen eine "normale" territoriale Souveränität geben, sie durch einen "normalen" Staat mit seinen Institutionen und staatsbürgerlichen Kriterien zu einem Teil der Weltgemeinschaft machen. Aber genau das ist eine der unlösbaren Spannungen, die die Gesellschaften in Israel durchziehen. Es ist daher schwierig, allgemeingültige historische und soziologische Modelle und Kriterien auf Israel anzuwenden.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 23.06.2018

Kevin Zdiara lernt ein anderes Israel kennen mit diesem Buch des Soziologen Natan Sznaider. Sznaiders Fähigkeit, seine Erkenntnisse über Israel als soziologischer Testfall einer zugleich modernen wie traditionellen, religiösen wie säkularen Gesellschaft spannend und sprachgewandt zu vermitteln, findet der Rezensent bemerkenswert. Soziales, Historisches und die daraus resultierenden Konfliktlinien kann ihm der Autor aufzeigen und ihm Israel als Vorbild für künftige Konflikte auf der Welt anpreisen. Sznaiders Analysen der innerisraelischen Differenzen am Beispiel Hannah Arendts, der Sängerin Dana International oder des Fußballers Walid Badir findet Zdiara scharfsinnig und erfrischend.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 18.01.2018

Die Krise der Soziologie scheint vorüber, atmet Rezensent Harald Welzer auf und führt als Beweis unter anderem Natan Sznaiders Studie "Gesellschaften in Israel" an. Denn der israelische Soziologe besinne sich auf einstige Grundpfeiler seines Faches, nämlich die Annahme, dass Menschen nicht in einer objektiven, sondern in unterschiedlichen Wirklichkeiten leben und das Verständnis der Handlung der Menschen die Kenntnis ihrer Lebenswirklichkeiten voraussetze, fährt Welzer fort. Anhand von zehn, wie er findet, fakten- und detailreichen essayistischen Bildern erfährt der äußerst zitierfreudige Kritiker viel über Identitätsbildungen, Konflikte, soziale und ethische Ungleichheit, Religion, Extremismus und Säkularismus innerhalb der israelischen Gesellschaft. Die Beispiele aus Film, Literatur, Unterhaltung und Alltag scheinen dem Rezensenten klug gewählt und so verdankt er der Lektüre ein ebenso vergnügliches wie lehrreiches, mitunter auch erschreckendes "Wimmelbild" einer äußerst heterogenen Gesellschaft.