Ömer Erzeren

Eisbein in Alanya

Erfahrungen in der Vielfalt deutsch-türkischen Lebens
Cover: Eisbein in Alanya
Edition Körber-Stiftung, Hamburg 2004
ISBN 9783896840585
Broschiert, 230 Seiten, 14,00 EUR

Klappentext

Fremde Herkunft, anderer Glaube, zu dick, zu alt, schwul oder lesbisch. Es gibt viele Gründe, warum Menschen nicht so akzeptiert werden, wie sie sind. Anderssein kann als Gefahr, aber auch als Chance wahrgenommen werden - von Mehrheiten ebenso wie von Minderheiten. Allerdings wird es in den deutlich vielfältiger werdenden Gesellschaften schwierig zu definieren, was das Normale, das Durchschnittliche ist. In Unternehmen hat man längst erkannt, dass unterschiedliche Kreativitätspotenziale von Einheimischen und Migranten, Homo- und Heterosexuellen, Jungen und Alten die Produktivität durchaus steigern. "Managing Diversity" heißt das neue Konzept, das immer mehr Anhänger findet. Anderssein als Chance zu begreifen, darin eine positive Herausforderung zu sehen, kann auch das deutsch-türkische Verhältnis bereichern. In seinen Reportagen macht der Journalist Ömer Erzeren deutlich, dass es den "Normalfall Deutsch" ebenso wenig gibt wie den "Normalfall Türkisch".

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 04.06.2005

Die Vielfalt menschlicher Lebensformen sieht Rezensentin Iris Hanika im Mittelpunkt von Ömer Erzerens Buch "Eisbein in Alanya". Erfreulich findet sie, dass der in Deutschland aufgewachsene türkische Journalist über den deutsch-türkischen Dialog hinausdenkt. Sein Thema nämlich sei "Anders sein", und "Fremd sein" sei dabei nur ein Aspekt von vielen. Dem Pflichtprogramm über das Verhältnis von Deutschen und Türken in Alanya, wo sich eine relative große deutsche Kolonie gebildet hat, folge die Kür. Diesen Teil des Buches, wo es um einzelne Menschen geht, die anders sind - behindert, religiös, kurdisch, homosexuell, dick oder alt - und in Deutschland oder der Türkei leben, findet Hanika wesentlich interessanter. Weniger angetan zeigt sie sich von den "Info-Telegrammen" zwischen den einzelnen Kapiteln, die Wissenswertes über die jeweilige Situation von Fremden, Behinderten, Religiösen und so weiter in der Türkei und in Deutschland bieten. Ein abschließender Essay von Thomas Schmid lege dar, warum die Idee von der Multikulturalität nicht funktioniert und wie dafür eine "Politik der Vielfalt" aussehen müsste. Diese "Text-Diversity" gereicht dem Buch nach Hanikas Ansicht nicht unbedingt zum Vorteil, da sich diese verschiedenen Herangehensweisen an das Phänomen der Vielfältigkeit menschlichen Daseins gegenseitig aufheben. "Oder", schließt die Rezensentin, "man betrachtet es positiv und freut sich darüber, dass man drei Bücher in einem geboten kriegt."