Olaf Bernau

Brennpunkt Westafrika

Die Fluchtursachen und was Europa tun sollte
Cover: Brennpunkt Westafrika
C.H. Beck Verlag, München 2022
ISBN 9783406782466
Kartoniert, 317 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Die Bekämpfung von Fluchtursachen ist in Europa spätestens seit 2015 zu einer Art Mantra avanciert. Viele Politiker:innen versprechen sich davon eine deutliche Reduzierung der Ankunftszahlen afrikanischer Migrant:innen, auch in Verbindung mit einer immer stärkeren Überwachung der EU-Außengrenzen. Der Soziologe und Menschenrechtsaktivist Olaf Bernau widerspricht dieser verbreiteten Perspektive in seinem Buch vehement. Er zeigt, warum Menschen in Westafrika aufbrechen - und was die Dauerkrise dieser Region mit Europa zu tun hat. Dabei kommt auch das koloniale Erbe ausführlich zur Sprache. Das grundlegende Buch zur Debatte um Fluchtursachen und EU-Migrationspolitik Ein detaillierter Blick auf die wichtigste Herkunftsregion von Migrant:innen aus Afrika Die Darstellung stützt sich maßgeblich auf afrikanische Stimmen Vom Sahel bis zum Atlantik - wie eine Region in der Dauerkrise versinkt Sklaverei und Kolonialismus haben Auswirkungen bis heut.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.07.2022

Rezensent Andreas Eckert empfiehlt dringend Olaf Bernaus Analysen zu den Fluchtursachen, die Menschen vom afrikanischen Kontinent nach Europa treiben. Gegen die ideologische Debatte zum Thema bietet der Autor laut Eckert genaue und differenzierte Ursachenforschung vor allem auch im Hinblick auf eine gescheiterte europäische Politik, so Eckert. Gegen den kurzsichtigen Alarmismus hierzulande zeichnet der Autor das historisch weit ausgreifende Bild einer im Kolonialismus und in fortbestehenden wirtschaftlichen Abhängigkeiten gründenden "zirkulären Mobilität" in Afrika, erläutert der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 17.05.2022

Rezensent Moritz Behrendt lernt in Olaf Bernaus "Brennpunkt Westafrika" viel über westafrikanische Fluchtursachen. Der Rezensent merkt dem Soziologen an, dass er viel Herz, Erfahrung und Wissen für diese Region übrig hat, wenn er mithilfe von historischen Einordnungen, politischen und ökonomischen Analysen und kulturellen und literarischen Exkursen Fluchtursachen aufzeichnet. Er romantisiert hier jedoch keinesfalls die Folgen und Ursachen der Flucht, besänftigt uns Behrendt, sondern fordert lediglich dazu auf, den Kontext der Bewegungen zu berücksichtigen. Schade findet der Rezensent, dass für ausführlichere Erzählungspassagen der literarische Raum fehlt, doch dies ist dennoch ein differenziertes und Verständnis schaffendes Buch, schließt er.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.05.2022

Rezensent Christian Jakob lässt sich gerne von Olaf Bernau über die in der afrikanischen Region Sahel herrschende "Dauerkrise" informieren, die man in Deutschland zwar grob auf dem Schirm habe, deren Ausläufer aber oft an der Öffentlichkeit vorbei gehen, meint Jakob - so etwa ein Massaker 2019 in Mali, das die Miliz Dan Na Ambassagou an 172 Fulbe-Hirten verübte. "Bemerkenswert erhellend" findet Jakob, wie der Aktivist und Mitgründer des Netzwerks Afrique-Europe-Interact (AEI) solche Ereignisse zu einer "Regionalanalyse" verschränke, die den Einfluss des Dschihad, den Kampf der Kleinbauern gegen europäische Agrarkonzerne sowie die Perspektivlosigkeit berücksichtige, die viele Menschen zur Flucht treibt. Vor allem aber vermittle Bernau mit seiner Analyse, wie stark der europäische Kolonialismus in der Region immer noch spürbar und Ursache der Missstände sei - und dass Europa etwas dagegen unternehmen müsse, um der Krise entgegenzuwirken, wie Jakob den Appell des Autors bekräftigt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.04.2022

Lesenswert findet Rezensentin Judith Raupp dieses Buch des Soziologen Olaf Bernau, der hier erklärt, dass Europa mit seiner Abschottungspolitik die Migration aus Afrika nicht wird aufhalten können. Einiges bleibt in Raupps Kritik etwas unkonkret, dann erfahren wir nur, dass Bernau Klischees widerlegt oder Zusammenhänge vor Augen führt. Aber Raupp lernt, dass eigentlich nur 2,6 Prozent der afrikanischen Bevölkerung im Ausland leben, verglichen mit vier Prozent der Deutschen und elf Prozent der Schweizer oder dass der Druck der Familien auf junge Männer sie zur Emigration nach Europa zwingen. Zwar stört sie sich an dem "besserwisserischen" und etwas doktrinären Ton im Buch, aber sie entnimmt ihm doch viele nützliche Informationen, die eine Debatte weiterbringen könnten.
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