Pankaj Mishra

Das Zeitalter des Zorns

Eine Geschichte der Gegenwart
Cover: Das Zeitalter des Zorns
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2017
ISBN 9783103972658
Gebunden, 416 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Laura Su Bischoff und Michael Bischoff. Wie können wir den Ursprung des Hasses erklären, der unsere Welt überzieht - von Amokläufern über den IS bis hin zu Donald Trump, von rachsüchtigem Nationalismus bis zu Rassismus und Frauenfeindlichkeit in den Sozialen Medien? Indem er zunächst den Blick bis hin zurück ins 18. Jahrhundert richtet, zeigt der britisch-indische Intellektuelle Pankaj Mishra, wie schon im Prozess der Modernisierung diejenigen, die nicht davon profitiert haben, anfällig für Demagogen waren. Und alle anderen, die zu spät kamen, zurückgelassen oder ausgegrenzt wurden sind, immer auf erschreckend gleiche Weise reagiert haben: mit Hass auf erfundene Feinde, dem Heraufbeschwören eines imaginären Goldenen Zeitalters und der Selbstermächtigung durch spektakuläre Gewalt. Heute wie damals treiben Massenpolitik, Technologie und das Streben nach Reichtum und Individualismus Millionen von Menschen ziellos in eine demoralisierte Welt: Entwurzelte, die von der Moderne nicht profitieren - mit denselben schrecklichen Folgen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.07.2017

Rezensent Herfried Münkler sieht in Pankaj Mishras Buch mehr Bildungserlebnis als Aufklärung. Was uns unzufrieden und zornig macht, vermag der Autor dem Rezensenten dennoch ganz gut auseinanderzusetzen, nur eben anhand einer Ideengeschichte und seiner Beschäftigung mit Autoren des 18. und 19. Jahrhunderts, Rousseau, Herder, Nietzsche, Bakunin usw. und nicht aufgrund von Sozialstatistik. Assoziativ zur Gegenwart hinleitend, muss der Autor keine Thesen aufstellen und kein Material verifizieren, meint Münkler. Seine Gegenwartsdiagnose zu Fremdenfeindlichkeit und Terroraffinität kommt ohne systematisches Denken aus, so Münkler, und zeigt, wo die Gründe für die Probleme liegen könnten: im Mangel an sozialen und kulturellen Integrationspotentialen.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.07.2017

Mit einer Mischung aus Erstaunen und Verzweiflung hat Rezensent Stefan Weidner diesen umfangreichen Essay des indischen Autors Pankaj Mishra gelesen. Dem Versuch des Sozialkritikers, den nationalistischen Mystizismus, auf den sich staatenlose Völker im 19. Jahrhundert gegenüber England und Frankreich beriefen, mit den Ressentiments, die Russen, Araber, Türken oder Chinesen heute gegenüber dem Westen hegen, zu vergleichen, kann Weidner gut folgen. Was einst anarchistischen Terrorismus hervorbrachte, führe heute zu islamistischem Terrorismus und zu national-religiösen Autokraten, erfährt der Kritiker hier. Interessiert liest Weidner auch, wie Mishra den Konflikt zwischen liberaler und antiliberaler Weltsicht auf den "Kampf zwischen Rousseau und Voltaire um 1760" anwendet: Wenn der Autor sich schließlich aber weder zum "liberalen Aufklärer" Voltaire noch zum "sozialen Märtyrer" Rousseau bekennt, sondern stattdessen zu dem ausweglosen und laut Weidner "pauschalen" Schluss kommt, "der globale Bürgerkrieg" stecke tief in der Kultur des Westens, fühlt sich der Kritiker doch alleingelassen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.06.2017

Rezensent Claus Leggewie hat viel zu kritisieren an Pankaj Mishras Versuch, das Zeitalter des Zorns zu erklären. Das "gut" geschriebene Buch des "klugen" Autors krankt laut Leggewie an zu viel grauer Theorie. Weder werden die Zornträger unserer Zeit für ihn plastisch noch die Ursprünge des Hasses. Das liegt für Leggewie daran, dass der Autor keine soziologischen Analysen zur Hand und auch keine ethnografische Feldforschung betreibt. Mishras Sprung in die westliche Ideengeschichte mit Rousseau als Kronzeuge einer speziellen Modernekritik überzeugt den Rezensenten allerdings nicht. Holzschnitthaft, meint er, das dargelegte Duell zwischen Rousseau und Voltaire, ein Kurzschluss die Parallelisierung von 18. und 21. Jahrhundert und vereinfachend die Gleichsetzung der Motive der Feinde des Liberalismus, findet der Rezensent.
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