Patricia Görg

Glücksspagat

Erzählung
Cover: Glücksspagat
Berlin Verlag, Berlin 2000
ISBN 9783827003546
Gebunden, 107 Seiten, 15,24 EUR

Klappentext

Museumswärter Maat bewacht seit langem mittelalterliche Gemälde. Vor dem Goldgrund angehaltener Zeit kreist er auf seiner Bahn, trotz seiner verschränkten Hände tief in die Heilsgeschichte der ihm anvertrauten Bilder verstrickt - und abends liegt er auf dem Sofa und schaut sich jene Sendungen im Fernsehen an, in denen das Glück als Gewinn winkt, unerreichbar nah und schön. Maat erfährt, daß er bald nicht mehr gebraucht wird. In seinem Kopf rücken die alten und die neuen Bilder immer näher zusammen - bis sie schließlich bereit sind, ihn aufzunehmen und dorthin zu entführen, "wo eine Landschaft wirklich werden will", in den Goldgrund angehaltener Zeit.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 31.08.2000

Ein wenig befremdlich findet Rezensent Jörg Plath die von Patricia Görg vorgenommene Überkreuzung von mittelalterlicher Heilsgeschichte und gegenwärtigem Fernsehglücksspielunwesen schon. Gelungen seien die oftmals "lyrischen" Beschreibungen der Heiligenbilder, die der Held der Erzählung tagsüber beaufsichtigt. Etwas bedenklich wird es aber, gibt Plath zu bedenken, wenn er schließlich in eines der Bilder eintritt und die Erzählung damit in den "Hafen der ordo salutis" einläuft. Letztendlich spreche allerdings auch das für die "bemerkenswerte Geschlossenheit" der Geschichte.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.06.2000

Eine mit vielen Zitaten gespickte Besprechung, die voller Zustimmung ist für das in ihnen gesagte; in ihr macht sich die Rezensentin Margrit Irgang den Blick auf die Welt zu eigen, den die Autorin mit ihrem Museumswärter Maat geschaffen hat. Es ist der Blick auf die Meisterwerke des Mittelalters in einer Gemäldegalerie, in denen große Landschaften und "tiefe Gebärden und Gesten" herrschen. Dem gegenübergestellt ist die Fernsehsendung "Glücksspagat", die dem Buch den Titel gegeben hat, ein Spiel des Erratens von Gegenständen, die die Teilnehmer mit verbundenen Augen ertasten und, richtig benannt, nach Hause tragen dürfen. Diese etwas plakativ wirkende Anordnung der Welt hat die Rezensentin nicht gestört, vielmehr ist sie mit Begeisterung in die Intensität der Sprache eingetaucht, eine Sprache, die für sie die "Präzision der wahren Poesie" hat.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 31.05.2000

Gabriele Killert spart in ihrer Rezension von Patricia Görgs Erzählung nicht mit Anerkennung. Den Versuch der Autorin, mittelalterliche Votivbilder und sehr zeitgenössische Gameshows auf den gemeinsamen Nenner fortgesetzter Suche nach Erlösung zu bringen, hält sie für "sehr fein gemacht und ausgedacht." Ein gewisses Unbehagen ist dennoch nicht zu überhören, das der allzu großen Frömmigkeit und Versöhnlichkeit des ganzen Arrangements zu entspringen scheint.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.05.2000

Martin Ebel zeigt sich in seiner Rezension stark beeindruckt. Zwar findet er die Verknüpfung von Bildern und Spielshow "etwas bemüht", aber das mindert für ihn nicht den Reiz der Erzählung, für die die Autorin beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 1999 ein Stipendium erhalten hatte. Er ist hingerissen von der Art wie Görg Bilder und Worte " zu anmutigen und erstaunlichen Kombinationen" verknüpft. Da taucht zum Beispiel Glück auf `wie ein dicker Tropfen Kondensmilch, kurz bevor er vom Löffel abreißt und fällt`. Ebel führt noch mehr Beispiele an und versichert schließlich: "Wenn der Leser das Buch in den Schoß sinken lässt, dürfen wir ihn uns als einen glücklichen Menschen vorstellen."
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.05.2000

107 Seiten, so liest man im Abspann, ist die Erzählung lang. Fast ebenso lang wirkt Andreas Nentwichs Rezension dieser Geschichte eines Museumswärters, der sich in der Welt der Glücksshows verirrt, die er allabendlich im Fernsehen sieht. Alte Bilder versus neue Bilder sozusagen. Der Leser der Kritik wird durch sämtliche Windungen der Geschichte geschleust, mit schrägen Metaphern bombardiert und weiß nicht recht: mag Nentwich das nun oder nicht? Er mag nicht, erfährt man schließlich. Findet, daß hier "wenig mehr als ein Gemeinplatz konservativer Kulturkritik" formuliert werde. Ist genervt vom "seherischen Raunen" und "einer unverbindlichen Scheintiefe", vom "hochgespannten Metaphernstil" und der "Affinität der Schreiberin zum preziösen Adjektiv".
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