Pieter M. Judson

Habsburg

Geschichte eines Imperiums
Cover: Habsburg
C.H. Beck Verlag, München 2017
ISBN 9783406706530
Gebunden, 667 Seiten, 34,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Michael Müller. Mit 7 Karten und 40 Abbildungen. "Unser Reich": So nannten Menschen unterschiedlicher Sprachen und Religionen von Südtirol über Mähren bis Galizien und Transsilvanien das Habsburgerreich. Pieter Judson erzählt in seiner meisterhaften Gesamtdarstellung die Geschichte der Donaumonarchie und der Österreichisch-Ungarischen Doppelmonarchie ganz neu und revidiert gründlich das vertraute Bild vom verknöcherten "Vielvölkerreich". Als zu Beginn des 18. Jahrhunderts die Erblande der Habsburger unteilbar wurden, war damit der Grundstein für eines der mächtigsten europäischen Reiche gelegt.
Pieter Judson erzählt die Geschichte dieses Imperiums chronologisch vom 18. Jahrhundert bis zu dessen Auflösung am Ende des Ersten Weltkriegs. Dabei berücksichtigt er neben der politischen Geschichte immer auch den Alltag der Menschen an der Peripherie. So gerät eine Gesellschaft in den Blick, die zwar vielsprachig war, aber erst im Laufe des nationalistischen 19. Jahrhunderts "Völker" voneinander abgrenzte. Deren territoriale Geschlossenheit war jedoch eine Illusion: Als Europas zweitgrößter Staat 1918 zerbrach, waren die Nachfolgestaaten ihrerseits kleine "Vielvölkerreiche".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 20.07.2017

Rezensent Stephan Speicher begrüßt Pieter M. Judsons großangelegte Studie, die mit dem Narrativ von der Unausweichlichkeit des Untergangs des Habsburgerreiches aufräumt. Der amerikanische Historiker legt dem Kritiker dar, dass das Imperium bis 1914 gut funktionierte: Speicher liest hier etwa, dass der Adel im Habsburgerreich schon 1748 besteuert wurde und sich schon früh der Grundsatz der Gleichheit vor dem Gesetz durchsetzte. Wenn Judson mit Blick auf die Konflikte um 1870 statt von Nationalitätenkonflikten von nationalistischen Konflikten spricht, um die Gemachtheit des Begriffs der "Nation" zu verdeutlichen, wird es dem Rezensenten zwar ein wenig zu unscharf. Auch Judsons These, das Ende Habsburgs habe nur am Versagen der Verwaltung gelegen, mag Speicher nicht ganz zustimmen. Gerade die "riskanten" Überlegungen machen dieses Buch aber so lesenswert, meint der Kritiker.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.03.2017

Rezensent Wolfram Siemann ist sicher, dass künftiges Forschen über die letzten beiden Jahrhunderte des Habsburgermonarchie ohne Pieter M. Judsons Buch nicht mehr möglich sein wird. Was der amerikanische Historiker in seinem Buch aufgrund von intensiver Archivarbeit über das habsburgische Imperium zu sagen hat, erscheint Siemann als Quantensprung, weil Judson zeigen kann, wie das Habsburgerreich nicht nur durch den Monarchen, sondern auch durch patriotisches Reichsbewusstsein von unten geschaffen und getragen wurde. Das Ergebnis ist für Siemann eine neue Zusammenschau zum Thema als tragfähiges Gerüst für die Forschung.
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