Richard O. Prum

Die Evolution der Schönheit

Darwins vergessene Theorie zur Partnerwahl
Cover: Die Evolution der Schönheit
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2022
ISBN 9783751802154
Gebunden, 463 Seiten, 45,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Frank Born. Die meisten Merkmale im Tierreich lassen sich evolutionsbiologisch durch natürliche Auslese erklären: Sie bieten einen Überlebensvorteil gegenüber anderen und haben sich deshalb durchgesetzt. Anders sieht es dagegen bei den farbenprächtigen Federkleidern und dem hochkomplexen und aufwendigen Balzverhalten vieler Vogelmännchen aus: Wie konnten sich diese schönen, aber aus evolutionsbiologischer Sicht scheinbar sinnlosen, ja hinderlichen Merkmale überhaupt entwickeln? Richard Prum, Professor für Ornithologie an der Yale University, beruft sich ausgerechnet auf Darwin, um der natürlichen Auslese eine andere Triebkraft zur Seite zu stellen: eine ästhetische Evolution, die ihren Ausdruck in der Partnerwahl findet und eben nicht auf Funktionalität zu reduzieren ist; stattdessen geht es hier um sexuelle Erregung und persönliche Affinität. Schließlich wagt Prum den Sprung von den Vögeln zu uns: Welche Auswirkungen haben Schönheit und individuelles Begehren auf die menschliche Evolution?

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 14.12.2022

Rezensentin Susanne Billig ist begeistert von diesem Buch, in dem der Ornithologe Richard O. Prum die gängigen Ansichten der Evolutionstheorie modifiziert. Dass Prum nebenbei die Biologie von eugenischen und gestrigem Denken befreit, nimmt die Rezensentin gern mit. Prum hat lange in Surinam zum Balzverhalten von Schnurrvögeln geforscht und vertritt die Auffassung, dass Vögel durchaus Sinn für Ästhetik und Erotik haben. Nach der herkömmlichen Theorie bevorzugen weibliche Vögel Männchen mit buntem Federkleid und schönem Gesang, weil Ornamente angeblich für Gesundheit und gute Gene stehen. Bei Prum stehen sie für Schönheit, und wenn sich Betörende und Betörte paaren, kommt es zu einer Explosion. Oder, wie Billig zitiert: "Schönheit passiert."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.08.2022

Wer sagt, Schönheit und Engagement spielen beim Sex keine Rolle? Darwin machte der Anblick einer Pfauenfeder krank, erzählt Rezensent Thomas Weber, die Vorliebe für schöne Männchen verstand er einfach nicht: Welchen Überlebenswert hat schon Schönheit? Aber Weibchen haben ein Gespür dafür und ein Verlangen danach, lernte er aus diesem Buch des amerikanischen Ornithologen Richard Prum. Laut Prum geht es auch in der Tierwelt bei der Partnerwahl nicht nur um genetische Qualitäten. Weibliche Vögel seien sexuell autonom, ja, geradezu Feministinnen. Weber hat da seine Zweifel: In der Tierwelt gibt es schließlich auch sehr unerfreuliche Verhaltensweisen wie "erzwungene Paarungen oder sexuellen Kannibalismus". Neuere Forschung berücksichtige Prum nicht. Da er aber ein ausgezeichneter Ornithologe ist, hat der Rezensent das Buch dennoch "mit Gewinn" gelesen.
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