Sabahattin Ali

Der Dämon in uns

Roman
Cover: Der Dämon in uns
Unionsverlag, Zürich 2007
ISBN 9783293100077
Gebunden, 352 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Türkischen von Ute Birgi-Knellessen. Als Ömer bei einer Fahrt auf dem Bosporus Macide erblickt, durchfährt es ihn wie ein Blitz: Er kennt diese Frau bereits! Macide bricht alle Brücken hinter sich ab, verlässt ihre Familie und zieht zu ihm in seine Kammer. Eine Weile leben die beiden selig in ihrer eigenen Welt. Doch dann melden sich die Dämonen in Ömer: Zweifel, Unsicherheit, Verlockungen. Wirre Kaffeehaus-Intellektuelle ziehen ihn in gefährliche Abenteuer. Sabahattin Ali war ein Bahnbrecher der türkischen Literatur. Sein Roman ist eine Liebeserklärung an Istanbul und seine Bewohner. Die junge Republik hat das Oberste zuunterst gekehrt. In den Kneipen, Tanzsälen, Konzert-Cafes, Kinos, dunklen Werkstätten, Märkten und Straßen begegnen sich Luxus und Armut, Absteiger und Neureiche.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.12.2007

Endlich liegt nun der 1940 publizierte Roman "Der Dämon in uns" des erst langsam auch in der Türkei gewürdigten Sabahattin Ali auf Deutsch vor, freut sich Joachim Sartorius. Ali wurde 1948, gerade mal 41-jährig, auf der Flucht aus dem Land, in dem er unter Repressionen litt und wegen seiner schriftstellerischen Arbeit mehrmals inhaftiert war, ermordet, wie der Rezensent informiert, und die von ihm hinterlassenen Gedichte, Erzählungen und Romane gelten ihm als eigenwilligstes Oeuvre der zeitgenössischen türkischen Literatur. Der Roman spielt im Istanbul der 30er Jahre und erzählt die Liebesgeschichte von Ömar und Macide, die an Ömars Zerrissenheit und seiner Unfähigkeit zu festen Bindungen scheitert, fasst Sartorius zusammen. Neben dem großartigen, atmosphärischen Porträt Istanbuls preist der Rezensent die beeindruckend moderne Schilderung des Antihelden Ömar, dessen "grenzenloser Subjektivismus" diesen Roman zu einem Werk der literarischen Avantgarde macht, wie er der Herausgeberin Erika Glassen beipflichtet. Dabei drängt sich dem Rezensenten das Gefühl auf, dass Ali sich durch die Lektüre deutscher Romantiker bei der Zeichnung des "Dämons", der Ömar umtreibt, hat inspirieren lassen. Dazu zeichne der Autor in der Figur der Macide eine selbstbewusste, starke Frau, die den bis heute wirksamen türkischen "Machismo" in seine Grenzen verweise.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.05.2007

Monika Carbe begrüßt die deutsche Ausgabe von Sabahattin Alis 1940 erschienenen Roman "Der Dämon in uns", der nun als siebter Band der verdienstvollen Türkischen Bibliothek des Unionsverlags vorliegt. Sie würdigt das Werk als sozialkritischen Roman, der ungeschminkt das Leben in Istanbul in den 1930er Jahren einfängt und in einer klaren, unprätentiösen Sprache so realistisch schildert, dass es "sinnlich erfahrbar" wird. Im Mittelpunkt des Romans sieht sie die große Liebe zwischen dem Philosophiestudenten Ömer und der Mathematikstudentin Macide, die an der Unentschiedenheit Ömers, aber auch an Geldsorgen und Existenzangst zerbricht. Instruktiv findet Carbe auch das Nachwort von Erika Glassen, das Sabahattin Ali in die türkische Literaturgeschichte einordnet und über seine Einstellung gegen den Nationalsozialismus informiert.
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