Sandor Marai

Wandlungen einer Ehe

Roman
Cover: Wandlungen einer Ehe
Piper Verlag, München 2003
ISBN 9783492044851
Gebunden, 461 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Ungarischen von Christina Viragh. Ein Herr, eine Dame, ein Dienstmädchen: Das ist das Personal dieses großen Romans um Liebe und Betrug, um wahre und ersehnte Gefühle, um Aufrichtigkeit und Befangenheit in gesellschaftlicher Konvention. Zugleich ist es ein Abgesang auf die großbürgerliche mitteleuropäische Welt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 21.08.2003

Klaus Harpprecht freut sich, dass der Roman, der bereits 1949 auf Deutsch erschienen ist, jetzt in einer neuen "inspirierten Übersetzung" vorliegt. Er hofft, dass dem Buch dieses Mal mehr Erfolg beschieden ist. Die Geschichte, in der das Scheitern einer Ehe beschrieben wird, zeigt Sandor Marai als "genialen Erzähler", schwärmt der Rezensent, für den dieser Roman das "schönste, kunstvollste" Buch des Autors ist. Er bewundert die Konstruktion des Textes in drei großen Monologen - der verlassenen Ehefrau, des Mannes und der Geliebten - und findet Marai darin seinem Vorgänger Arthur Schnitzler ebenbürtig. Harpprecht nutzt in seiner Rezension die Gelegenheit, eines seiner erklärten Steckenpferde zu reiten, indem er wiederholt einen Vergleich zwischen Thomas Mann und dem ungarischen Autor anstellt, und er sieht sowohl ironische "Grüße an die Buddenbrooks" als auch überhaupt so manchen scheuen Wink an die Adresse des berühmteren deutschen Kollegen gerichtet. Der Rezensent zeigt sich beeindruckt von der "präzisen", dabei aber keineswegs "unbarmherzigen" Schilderung des Endes einer Ehe, wobei er als eines der Hauptthemen die Einsamkeit der bürgerlichen Individuen ausmacht. Nichts weniger als ein "großes Buch", so der begeisterte Rezensent abschließend.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.06.2003

Seit der vergessene ungarische Autor Sandor Marais vor einigen Jahren neu entdeckt wurde, wird er als einer der ganz Großen der ungarischen Literatur gefeiert, auch wenn die Kritik sich keineswegs darüber einig ist, welcher der nach und nach erscheinenden Romane der beste sei. Der nun erschienene Roman, bestehend aus drei langen Monologen von den Beteiligten einer ungewöhnlichen Dreiecksgeschichte, trägt für Rezensent Franz Haas jedenfalls nicht dazu bei, Marais Ruf zu unterstützen. "Wandlungen einer Ehe" sei zwar durchaus ein "eindringlicher, bunter Ausschnitt aus der ungarischen Welt von gestern", aber "kaum ein subtiles Sprachkunstwerk". "Von klobigem Zuschnitt" sei die Psyche der Personen in diesem Roman, ihre oft recht wendige Beredtheit findet er "hausbacken". Die Wertung einiger enttäuschter Kritiker, bei der Verleihung des Literaturnobelpreises an Imre Kertesz handele es sich um eine Verlegenheitslösung, wertet Haas als literaturkritische Entgleisung und veranlasst ihn zu dem abschließenden Vergleich: Während es bei Kertesz um die einstürzende Welt gehe, erlebe man bei Marai häufig lediglich "das feine Zittern der Spiegelschränke".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.05.2003

Jutta Person findet, dass dieser Roman nicht an andere Werke des 1989 gestorbenen ungarischen Autors heranreicht, aber sie sieht in ihm eine "Grundkonstellation" beschrieben, die Sandor Marai in all seinen Texten variiert, nämlich den Verfall der bürgerlichen Gesellschaft und die durch ihre Klassenzugehörigkeit geprägte Geschlechterbeziehung. Die Rezensentin beschreibt den Inhalt des Buches, das in den 40-er Jahren entstanden ist und nun neu übersetzt vorliegt, als "Dreiecksgeschichte" zwischen einem Fabrikanten, seiner aus einfacheren Verhältnissen stammenden Ehefrau und dem Dienstmädchen. Sie charakterisiert den Roman als literarisches Experiment, in dem mit "monumentalen Plattitüden" gespielt wird, die allerdings durch "vorsichtige Signale" als solche identifiziert werden. Dadurch werde das "Schablonenhafte der Figuren" bloßgelegt, so die Rezensentin interessiert.
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