Sigrid Nunez

Die Verletzlichen

Roman
Cover: Die Verletzlichen
Aufbau Verlag, Berlin 2024
ISBN 9783351041984
Gebunden, 224 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Anette Grube. Als eine gute Freundin der namenlosen Erzählerin in Kalifornien strandet, erklärt sie sich bereit, sich um deren Wohnung in New York zu kümmern - samt temperamentvollem Papagei. In der Wohnung trifft sie auf einen jungen Mann, der noch ganz am Anfang seines Lebens steht und vor den Erwartungen seiner Familie Zuflucht sucht. Gemeinsam gehen die beiden mit dem Papagei durch eine bewegte Zeit. Sigrid Nunez' neuer Roman erzählt davon, was passiert, wenn Fremde bereit sind, ihr Herz füreinander zu öffnen, und was selbst kleine Gesten der Fürsorge bewirken können.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 17.02.2024

Ein Roman von Sigrid Nunez, der dem Kritiker Carsten Hueck wieder  einmal ihre reflektiert-essayistische Schreibweise nahebringt: Die Ich-Erzählerin, hinter der er die Autorin vermutet, kommt durch Zufall dazu, im ersten Lockdown die New Yorker Wohnung einer Freundin zu  hüten, mitsamt einem verwöhnten Papagei. Ein junger, dauerbekiffter  Student kümmert sich ebenfalls um den Papagei, der auch als  "Katalysator für Gefühle und Selbstbeobachtung" funktioniert, erfahren  wir. Der junge Student regt die alternde Protagonistin ebenfalls zur Reflexion an, sie macht sich Gedanken um das Älterwerden, verwoben mit  literarischen Überlegungen zu Rilke bis Ernaux. Für Hueck ein Buch,  das gegen die verstreichende Zeit anschreibt, ein "Überlebensbuch."

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.02.2024

Für Kritikerin Andrea Köhler trifft der neue Roman von Sigrid Nunez den Nerv der Zeit: Während der Zeit des ersten Lockdowns hat die Protagonistin, eine ältere Frau mit vielen Bezügen zu ihrer Autorin, mit Einsamkeit zu kämpfen. Wie Köhler es schon von Nunez gewohnt ist, spielt auch in diesem Buch wieder ein Tier eine entscheidende Rolle, hier ist es ein Papagei, der ebenso wie die ältere Frau und der junge Mann, den sie in dieser Zeit kennenlernt, unter Einsamkeitsgefühlen leidet. Besonders überzeugt die Rezensentin dabei, wie die Autorin zeitgenössische Themen etwa von Geschlecht verhandelt und zugleich immer wieder das eigene Schreiben reflektiert, resümiert sie.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 20.01.2024

Sehr angetan ist Rezensent Ulrich Rüdenauer von Sigrid Nunez' autofiktionalem Roman, der während der Covid-19-Pandemie in New York spielt. Worum geht's? Die Erzählerin sitzt in der Stadt fest und passt in einer luxuriösen Wohnung auf den Papagei der Freundin einer Freundin auf. Anstatt auf äußere Handlung setzt Nunez laut Rüdenauer auf inneres Erleben, auch die Reflexion von Gelesenem, etwa von Georges Perec und Joan Didion, spiele eine wichtige Rolle bei der melancholisch grundierten inneren Exploration. Ein junger Mann, der ebenfalls in die Wohnung einzieht, bringt dann doch ein wenig äußere Bewegung in das Buch, so der Rezensent, die Protagonistin gewinnt in dieser Begegnung einen neuen Blick auf ihr Älterwerden. Möglicherweise der bisher beste Corona-Roman, und Anette Grubes Übersetzung ist ebenfalls großartig, so das enthusiastische Fazit.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.01.2024

Einen "beglückenden Lockdown-Roman" nennt Rezensentin Cornelia Geißler das Buch von Sigrdi Nunez. Eine Formulierung, die auf den ersten Blick wie ein Oxymoron erscheinen mag. Doch wer Nunez' Roman liest, wird vielleicht verstehen, inwiefern auch eine Geschichte aus dieser für die meisten Menschen wohl eher bedrückenden Zeit eine Wohltat sein kann. Es ist nicht nur Nunez' Humor oder ihre pointierten Anekdoten, welche die Lektüre zu einem erfüllenden Erlebnis machen, so Geißler. Die Autorin bzw. ihre Erzählerin beobachtet und reflektiert vor allem - über Pflanzen und ihre Namen, über den seltsamen Vogel, den sie während des Lockdowns hütet, über persönliche Begegnungen mit Unbekannten und literarische Begegnungen mit Bekannten, und sie tut dies, versichert die hingerissene Kritikerin, ohne dass ihre Betrachtungen jemals willkürlich erscheinen würden. Immer hat sie ihre thematischen Fluchtpunkte im Blick: Sigrid Nunez führt in ihrem neuen Roman zu und vorbei an Tieren und Pflanzen, um letztendlich zu zeigen, wie das Erzählen Menschen helfen kann, mit ihrer eigenen und der Verletzlichkeit anderer umzugehen, aufeinander zu zu gehen, einander zu begegnen, so die beglückte Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.01.2024

Hubert Winkels rät, sich nicht allzu sehr von der Sprunghaftigkeit und Zitierfreudigkeit in Sigrid Nunez' neuem Roman ablenken zu lassen. Mit ein wenig Konzentration sollte es dem Leser laut Winkels gelingen, sich mit dem Text und mit sich selbst in Verbindung zu setzen, um lesend Gewinn zu ziehen aus dieser mäandernden Geschichte um sechs Freundinnen, ältere, wohlhabende, weiße New Yorkerinnen, die sich während der Corona-Pandemie durch den Lockdown tratschen. Dann, so Winkels, fallen für den Leser Lebensweisheiten ab - über die Verletzlichkeit des Menschen und die geheimnisvolle Welt der Tiere.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 13.01.2024

"Überraschend leichthändig" kann Rezensentin Meike Feßmann über das  Älterwerden in Zeiten von Corona lesen: Sigrid Nunez hat einen Roman über eine Schriftstellerin geschrieben, die zwischen Einsamkeit und  Schreibblockade ganz verschiedene Gefühle entwickelt. Sie soll, verrät Feßmann, den Papagei einer Freundin in deren Wohnung beaufsichtigen, dort trifft sie auf einen jungen, attraktiven Mann, der ihr das eigene  Alter noch einmal besonders bewusst macht. Zwischen Verletzlich- und  Menschlichkeit liest die Kritikerin hier gerne über eine merkwürdige  Zeit, die ihr schon ganz traumhaft entrückt vorkommt.